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Missbrauch an 13-jähriger Bernerin wird Star-Coach Cuca zum Verhängnis

ARCHIVE. 10.27.2021. Alexi Stival, better known as Cuca, leaves the technical command of Atl tico -MG. The coach alleges family problems. In the photo: Cuca leads Atl tico MG during the return match o ...
Alexi Stival ist nicht mehr länger Trainer der Corinthians.Bild: www.imago-images.de

1987 vergewaltigte er in Bern eine 13-Jährige – jetzt muss Brasil-Star-Coach dafür zahlen

Aufgebrachte Fans, ein empörtes Damenteam und viele umstrittene Aussagen. All das lieferte die Verpflichtung von Alexi «Cuca» Stival als Trainer des brasilianischen Grossklubs Corinthians.
27.04.2023, 13:4027.04.2023, 14:22
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Beim brasilianischen Klub Corinthians sorgte die Verpflichtung des neuen Trainers Alexi «Cuca» Stival am 20. April für Furore. Dies liegt nicht daran, dass Stival als Trainer in Südamerika bereits grosse Erfolge feierte. Grund ist ein Vorfall aus dem Jahr 1987 in Bern.

Der Fall

Im Sommer 1987 war Cuca mit seinem Team Gremio Porto Alegre in Bern, um am Philips Cup teilzunehmen. Der Stürmer war damals 24 Jahre alt. Gemeinsam mit drei Teamkollegen – Eduardo Hamester, Henrique Etges und Fernando Castoldi – vergewaltigte er ein 13-jähriges Mädchen.

Es war damals lediglich im Teamhotel des Klubs in Bern, um ein paar Autogramme zu sammeln. Doch sie wurde von den vier Männern auf ein Hotelzimmer gebracht und dort vergewaltigt. Das Mädchen sagte damals gegenüber dem «Blick»: «Drei haben mich festgehalten, während der vierte mich vergewaltigte.» Anschliessend sei der Nächste an der Reihe gewesen.

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Stival feierte in Brasilien als Trainer bereits grosse Erfolge.Bild: www.imago-images.de

Das Strafmass

Am nächsten Tag kam es zu einem Grosseinsatz, bei dem die vier brasilianischen Fussballer verhaftet wurden. Erst Ende August 1987 durften die vier Spieler auf Kaution das Gefängnis wieder verlassen. Zwei Jahre später wurden sie von einem Schweizer Gericht zu einer bedingten Gefängnisstrafe von 15 Monaten verurteilt.

Bisherige Trainerstationen:
Seit 1998 arbeitete Cuca u. a. für Corinthians, Atletico Mineiro, FC Santos, FC Sao Paulo, Palmeiras, EC Cruzeiro, Fluminense, Flamengo, Botafogo, Gremio, Internacional.

Frauenteam reagiert empört

Nachdem die Verpflichtung von Cuca als neuer Trainer der Corinthians bekannt wurde, protestierten die Fans heftig. Auch die Mitglieder des Frauenteams des Klubs wehrten sich gegen die Verpflichtung Stivals.

Sie veröffentlichen auf Instagram ein Statement. Unter dem Slogan «Respektiert die jungen Frauen» schrieben sie: «Junge Frauen respektieren zu wollen, ist nicht nur eine Phrase.»

Cuca reagiert ebenfalls empört

Der 59-Jährige wies jegliche Anschuldigungen von sich: «Ich habe Respekt vor Frauen. Ich habe sie nie angefasst.» Bei anderen Vereinen sei er nie infrage gestellt worden. Er sei unschuldig und sein Gewissen rein. Er hätte sich schon viel früher gegen die Anschuldigungen gewehrt, doch «ich habe es nicht getan, weil ich kein Geld hatte und nichts davon wusste».

Zudem bestritt Cuca bei seiner Antrittspressekonferenz, dass das Opfer ihn als Angreifer identifiziert habe. Stival behauptete, er sei im Schlafzimmer gewesen, als die anderen Spieler das Mädchen umzingelten. Dies hätte das Mädchen in ihrer Aussage auch bestätigt.

Auch die Vereinsführung der Corinthians hatte kein Problem mit der Vergangenheit Stivals. «Wir haben umfangreiche Nachforschungen angestellt und uns mit den Rechts- und Compliance-Abteilungen beraten, bevor ich mich mit dem Trainer einigte», sagte Präsident Duilio Monteiro Alves.

Die Wende

Zum Verhängnis sollte Stival nun ein Interview des brasilianischen Sportportals UOL werden. In diesem wurde der damalige Anwalt des Mädchens, Willi Egloff, interviewt.

Zu den Aussagen Cucas an der Pressekonferenz sagte Egloff: «Die Aussage von Alexi Stival ist falsch. Das Mädchen erkannte ihn als einen der Vergewaltiger. Er wurde wegen sexueller Beziehungen mit Minderjährigen verurteilt.» Ausserdem bestätigte er, dass auf dem Mädchen «Sperma von Alexi Stival gefunden wurde». Die Untersuchungen wurden damals vom Institut für Rechtsmedizin der Universität Bern durchgeführt.

Der Rücktritt

Nachdem die Corinthians in der Nacht auf Donnerstag via Penaltyschiessen den Einzug in die Achtelfinals des brasilianischen Cups geschafft hatten, rannten die Spieler alle zu ihrem Trainer Cuca, um gemeinsam mit ihm zu jubeln.

In der anschliessenden Pressekonferenz erklärte Stival jedoch schliesslich seinen Rücktritt. Cuca trat von seinem Amt zurück, um sich um seine privaten Probleme zu kümmern.

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69 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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DruggaMate
27.04.2023 14:00registriert Januar 2019
Vier Männer vergewaltigen zusammen ein 14-Jähriges Mädchen, nutzten dabei ihre Machtstellung als Fussball-Profis und werden trotz scheinbarer DNA-Beweisen zu 14 Monaten bedingt verurteilt? Wie zur Hölle kam man zu diesem Urteil?
Die dürfen einfach so weiter ihr Leben leben als wäre nichts passiert? Das kann doch wirklich nicht sein!
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frereau
27.04.2023 13:55registriert Januar 2019
Bedingte Gefängnisstrafe von 15 Monaten für die Vergewaltigung eines 13 (!) jährigen Mädchens … OMG 😱 das ist doch viel zu wenig.
Warum so ein niedriges Strafmass?
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Fight4urRight2beHighasaKite
27.04.2023 14:32registriert Oktober 2022
Ich kenne Grower, die das doppelt und dreifache dieses Strafmasses erhalten haben bis hin zu unbedingten Haftstrafen nach ohnehin schon längerer Zeit der Ungewissheit in U-Haft.

Die Schweiz wertet Vergewaltigung als Bagatelldelikt und harmlose Gärtner werden behandelt wie Abschaum. Unsere Gesetze sind noch aus dem vorletzten Jahrhundert.
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