«Ab jetzt bin ich einer von euch», sagte Jürgen Klopp am Sonntagnachmittag über das Stadionmikrofon an der Anfield Road. Der 56-Jährige ist nicht mehr Trainer des FC Liverpool, er ist Fan. Das wollte Klopp den mehr als 60'000 Zuschauern im Stadion mitteilen.
Und als echter Fan der «Reds» stimmte er direkt einen Fangesang an. Zur Melodie des Songs «Live is Life» von Opus sang er mit einem breiten Grinsen «Arne Slot, Na-na-na-na-na». Arne Slot, das ist Klopps Nachfolger in Liverpool. Offiziell gemacht hat das Liverpool noch nicht. Feyenoord Rotterdam, Slots aktueller Klub, hingegen schon. Und auch Klopp selbst hatte in den vergangenen Wochen mehr als nur angedeutet, dass der Niederländer sein Nachfolger wird.
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— hae (@drwnunez) May 19, 2024
Dass der deutsche Erfolgstrainer im Moment seines Abschieds an andere denkt, war eine bewusste Entscheidung. Denn auch in seiner Rede versuchte Klopp, nicht zu viel an gestern zu denken. Er schwärmte von den Fans, von den Trainingsanlagen, von der Stimmung im Klub. Klopp stellte klar, dass er volles Vertrauen in die Zukunft hat – und wünschte sich das auch von den Fans. Statt Trauer sollte Vorfreude das Gefühl sein, mit dem die Menschen in Liverpool in die kommenden Wochen gehen, ehe die neue Saison anfängt.
Mit den 90 Minuten zuvor hatte Klopp bereits den Grundstein dafür gelegt. Gewohnt temporeich und intensiv spielte Liverpool den Gast aus Wolverhampton an die Wand. Das 2:0-Endergebnis war ein schmeichelhaftes für die «Wolves», die bei einer besseren Chancenverwertung auch gut und gerne sechs Tore hätten kassieren können.
«Ich bin im Spielmodus», hatte Klopp unmittelbar vor dem Anpfiff bei Sky gesagt: «Die Menschen haben es »The last dance« genannt – also lasst uns tanzen.» Er behielt recht.
Klopp tanzte nicht nur mit seinen Spielern und den Fans im Stadion, er tanzte auch mit Freunden, Wegbegleitern und Familienmitgliedern, die alle gekommen waren. Dem Mann des Tages war die ganze Aufmerksamkeit gar nicht recht. «Ich denke nicht, dass ich irgendjemanden diese Situation wünsche. Es ist sehr schwierig, das als Mensch zu verarbeiten. Jeder singt meinen Namen – ich bin nicht sicher, dass wir dafür gemacht sind», sagte der Schwarzwälder.
Die Distanz, die er aufbringen wollte, sie fiel ihm schwer. Die Emotionen übermannten ihn immer wieder. Sei es in einem einsamen Moment ohne Zuschauer vor dem Anpfiff oder beim Singen von «You'll never walk alone», der Vereinshymne, vor dem Anpfiff. Es war ein durch und durch bewegender Nachmittag für «The Normal One», den «Normalen».
«Ich bin so glücklich, ich kann es nicht glauben. Ich bin so glücklich über die Atmosphäre, über das Spiel, darüber, Teil dieser Familie zu sein, und über uns, wie wir diesen Tag feiern», erklärte Klopp in seiner Rede nach dem Spiel.
Diesen Tag, den wird der 56-Jährige nie vergessen. Er hat es nicht nur geschafft, sich würdig und emotional von seinem englischen Herzensverein zu verabschieden. Er hat es auch geschafft, für sich als Fan den Grundstein für die Zukunft zu legen. Den passenden Pullover trug er bereits. Es war ein roter Hoodie mit der Aufschrift: «I'll never walk alone again» – «Ich werde nie mehr allein gehen».
Verwendete Quellen:
Was er alles geleistet hat (man bedenke nur den Zustand des Vereins als er kam und wo sie heute sind), zollt enormen Respekt und Dankbarkeit.
Alles Gute Kloppe !