Was tun, wenn's brennt? Brennen lassen. Nein, natürlich dürfen die Schweizer gerade das nicht tun. Nicht nach diesem 2:2 gegen Kosovo im fünften Spiel der EM-Qualifikation. Das Unentschieden in Pristina mit dem Ausgleich in letzter Sekunde war eine gefühlte Niederlage. Es lässt tief blicken, dass – wie schon gegen Rumänien – der Sieg auf lamentable Weise hergeschenkt wurde. Es scheint, als niste sich etwas Negatives im Team ein, als schwebe etwas Schweres über ihm.
Und das alles wegen ein paar Schlusssekunden? Granit Xhaka konnte und wollte den Ärger im Bauch des Fadil-Vokrri-Stadion nicht verbergen, äusserte heftige Kritik. Er tat dies bewusst, mehrmals, zuerst im Schweizer Fernsehen, dann vor den mitgereisten Journalisten.
Xhakas Anfangsworte waren noch harmlos. Er steigerte sich: «Ich bin nicht der Trainer, nicht der Verantwortliche dieses Fussballverbands. So, wie wir gespielt haben, sah das die ganze Woche aus. Und dann kann man nicht von null auf hundert kommen. Ich bin nicht überrascht von unserer Leistung.» Xhaka sagte, dass er sich beruhigen müsse. Er sei wütend. «Im Training war kein Rhythmus, kein Tempo, wenig Konzentration. Die ganze Woche war komisch. Dann kann man auch nicht umschalten. Es ist ein Vorwurf an alle, fängt bei uns Spielern an und hört bei den anderen auf.»
Mit den anderen war besonders Nationaltrainer Murat Yakin gemeint, der als Aktiver nicht im Ruf stand, ein Trainingsbesessener zu sein. Wobei, auch das musste man festhalten, Xhaka hatte in diesem «Spiel der Freundschaft» ebenfalls nicht den besten Tag. Und den Angriffsmodus erst nach dem Schlusspfiff eingeschaltet.
Doch selbst wenn Xhaka recht hat oder haben könnte mit seiner grundsätzlichen Kritik zu diesem Zusammenzug: Auf den Tisch hauen wollte der bald 31-Jährige nicht. Weshalb nicht? «Es ist nicht meine Aufgabe, zu sagen, ob die Trainings gut genug sind. So etwas sieht man, dafür muss man gar nicht so viel wissen über Fussball.» Auch sei er hier nicht der Papi, sagte er. «Wir müssen uns hinterfragen, was das Problem ist.»
Was genau ist also das Problem? Damit wurde Yakin am Samstagabend zu später Stunde konfrontiert. Es habe die Chancenverwertung, Cleverness und Aufmerksamkeit bis zur letzten Sekunde gefehlt, sagte der Coach. «Aber wir haben so trainiert, wie wir das kennen. Ich werde das mit Granit unter vier Augen besprechen, was da genau seine Aussage und Ansicht war. Sicher nicht jetzt.» Es war also: Unvermögen, Pech.
Es wäre gewiss von Vorteil, wenn dieses Gespräch schnell stattfände. Es ist nicht das erste Mal, dass sich der Anführer im Kreis der Schweizer Nati weit aus dem Fenster lehnt. Und schon oft gab es, sagen wir mal: Reibungen. Manchmal waren sie positionsbedingt («jeder Trainer, der mich genau kennt, weiss, wo ich spiele»), oder wegen einer Auswechslung im Test vor eineinhalb Jahren, ebenfalls gegen den Kosovo. Xhaka hat sie als Kränkung verstanden. Und vermutlich ist auch das 1:6 gegen Portugal noch immer im Hinterkopf von Captain und Team. Die Dreierkette, die Yakin, der Gambler, damals im WM-Achtelfinal gewollt hatte.
Im Nachgang jener Pleite äusserten sich die Spieler verwundert über den kurzfristig verordneten Systemwechsel, der Tenor lautete: Yakin hat entschieden, jetzt haben wir das Resultat. Eine fundierte Aufarbeitung des WM-Outs gab es nie, der Trainer ging bald zur Tagesordnung über, wollte sich nicht lange mit negativen Gedanken aufhalten und sah wenig Schuld bei sich.
Auch ist es gewiss so, dass Xhaka sich intern austauscht. Er hat einige Freunde wie Fürsprecher in der Mannschaft, und es würde kaum verwundern, wenn diese im privaten Raum die Kinder ebenso beim Namen nennen würden. Und doch hätte Xhaka mit der Erfahrung von 116 Länderspielen im Vorfeld der Begegnung das Gespräch suchen müssen - wenn er einen guten Draht zu Yakin hätte. Xhaka hat es aber nicht getan, vielleicht gerade wegen der für ihn so wichtigen Partie gegen seinen Kosovo, um keine Unruhe aufkommen zu lassen.
Längst war bekannt, dass Pierluigi Tami den Medien am Sonntag zur Verfügung stehen würde. Und erst jetzt, nach diesem Vorabend, war das eine weise Wahl. Der Direktor des Nationalteams sagte: «Granit hilft so niemandem, es geht um die Mannschaft. Er machte seine Ausführungen voller Emotionen so kurz nach dem Spiel. Wir werden eine konstruktive, interne Diskussion führen. Murat ist der Trainer, Granit der Captain. Sie sind zwei starke Charakter. Es kann unterschiedliche Meinungen geben. Das kann positiv sein, wenn man es richtig anspricht. Aber es ist immer besser, wenn man sich zur eigenen Leistung kritisch äussert anstatt über andere Dinge.»
Und wie sagte Granit Xhaka noch? «Es sah aus wie ein Freundschaftsspiel oder eine Partie im Park. Zum Glück spielen wir am Dienstag gegen Andorra und nicht gegen eine grössere Nation.» Auch gegen Andorra darf es kein Spiel im Park sein. Also lieber gleich den Feuerlöscher holen. Denn nun ist diese atmosphärische Störung da, es herrscht wieder dicke Luft, und es scheint nicht gerade so, als ob das von jetzt auf gleich behoben würde.
Yakin ist natürlich der Chef, Xhaka weiss um sein Standing, das manchmal jeden und alles im Verband überragt. Fakt ist aber auch, dass Yakins grösster Erfolg in der WM-Qualifikation in Rom gegen Italien ohne Xhaka zustande kam, der damals fehlte. Doch das ist lange her. (aargauerzeitung.ch)
Wir sprechen über das Team, das Frankreich aus einem Rückstand eingeholt und aus der EM geschossen hat.
Diese Mannschaft hat 6 Tore gegen das portugiesische Team kassiert, welches sich im nächsten Spiel gegen Marokko nicht behaupten konnte.
Jetzt ein Unentschieden gegen Rumänien und Kosovo. Sie sind nur auf dem ersten Tabellenplatz, weil man in der schwächsten Gruppe ist...
Wer noch immer behauptet, es liege nur an den Spielern, glaubt auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten. Xhaka spricht eigentlich nur das offensichtliche aus.
Da muss man auch nicht viel von Fussball verstehen, um zu erkennen wo der Fisch stinkt.