In Xhaka brodelt's und Yakin ist gefordert: Die Erkenntnisse nach dem 2:2 in Kosovo
Die Hälfte der EM-Qualifikation ist vorbei, die Schweiz führt die Gruppe an, aber weniger souverän als erwartet. Beim 2:2 gegen Kosovo schenkt sie zum zweiten Mal in Serie in der Nachspielzeit einen Sieg her. Diese neuerlichen Last-Minute-Punktverluste sind ein Hinweis darauf, dass die Probleme tiefer liegen könnten. Xherdan Shaqiri jedenfalls nennt das Resultat «eine Warnung für die kommenden Partien. Es kann nicht sein, dass wir bei einem Angriff von uns ein Tor bekommen. Es reicht einfach nicht, wenn wir nur 95 Prozent bringen.»
Captain Xhaka kritisiert das Training
Sichtlich angesäuert kommt Granit Xhaka in die Mixed Zone des Fadil-Vokrri-Stadion. Und sagt nach seinem 116. Länderspiel: «Wir sind selber schuld. Anstatt den Ball zu halten, suchen wir noch das dritte Tor. Und kassieren dann so einen dummen Gegentreffer. Wir haben nicht das geleistet, was wir hätten leisten müssen.»
Der Captain fügt an, man habe nicht so trainiert, wie man hätte trainieren müssen. Auch jetzt gegen den Kosovo habe das Tempo gefehlt, es habe keine Duelle gegeben. «Es sah aus wie ein Freundschaftsspiel oder eine Partie im Park. Wenn man die ganze Woche nicht so viel macht und nicht konzentriert ist, kann man nicht auf seinen Rhythmus kommen. Zum Glück spielen wir am Dienstag gegen Andorra und nicht gegen eine grössere Nation.»
Xhaka spürte aber selbst, dass er sich jetzt zuerst beruhigen müsse. Er sei angepisst, zurecht, wie er betonte. «Im Training war kein Rhythmus, kein Tempo, wenig Konzentration. Und so haben wir auch gespielt. Die ganze Woche war komisch, ich hatte ein komisches Gefühl. Dann kann man leider auch nicht umschalten. Es ist ein Vorwurf an alle, fängt bei uns Spielern an und hört bei den anderen auf.»
Er als Captain werde nun aber nicht auf den Tisch hauen, das habe er vorher auch nicht gemacht. «Es ist nicht meine Aufgabe, zu sagen, dass die Trainingseinheiten nicht gut genug sind. So etwas sieht man, dafür muss man gar nicht so viel wissen über Fussball.» Auch sei er hier nicht der Papi, sagte Xhaka. «Wir haben zu lange zugeschaut diese Woche. Wir müssen uns hinterfragen, was das Problem ist.»
Yakin muss reagieren
Nationaltrainer Murat Yakin sagt an der Pressekonferenz nach dem 2:2: «Es hat uns die Cleverness und Aufmerksamkeit bis zur letzten Sekunde gefehlt. Je länger die Begegnung gegangen ist, war der Platz nicht gut genug, um unser Spieler durchzuziehen. Man kann nicht immer erwarten, dass wir drei bis vier Tore erzielen. In der Offensive haben wir das Minimum gemacht. In der Defensive aber sicher nicht das Optimum.»
Es ist nicht nur eine Erkenntnis, es ist ein Fakt, dass Yakin nun auf seinen Captain zugehen wird. Der Trainer sagt, angesprochen auf Xhakas geäusserte Kritik am Training: «Ich werde das mit ihm unter vier Augen besprechen. Es ist nicht der Moment, das jetzt hier zu diskutieren. Wir haben so trainiert, wie wir das kennen, wie wir immer trainieren, auch von der Intensität her. Ich werde das mit ihm besprechen, was da genau die Aussage und seine Ansicht war. Es steht ja immer noch einen Gegner auf dem Platz.»
Schär ist nicht Schär
Im Klub bei Newcastle ist Fabian Schär unbestritten. In der Nati ist das weniger der Fall. Erstmals seit der Klatsche gegen Portugal im WM-Achtelfinal in Katar durfte der Ostschweizer wieder in der Startelf stehen. Und hatte öfters Probleme, weil die Abstimmung mit Manuel Akanji nicht gut war. Beim Gegentor zum 1:1 steht Schär irgendwo, beim 2:2 wirkt in der Verteidigung alles nicht so harmonisch. Auch sonst hat er Wackler. Nun muss man dem Ostschweizer aber zugutehalten, dass er immerhin die Führung eingeleitet hat.
Aber früher unter Vladimir Petkovic war es so: Schär stiess trotz teils schwieriger Monate in seinen Klubs zur Nati im Wissen, gesetzt wie gestützt zu sein. Er erhielt Vertrauen vom Nationaltrainer, jetzt unter Yakin ist das nicht mehr so. Deshalb kommt Schär meist hierher mit dem Gefühl, wegen Nico Elvedi nicht zu spielen. Und hat deshalb weniger Selbstvertrauen. Zudem agiert Schär rechts in der Innenverteidigung, Akanji dann links. Was wiederum dem Manchester-City-Profi weniger behagt. (aargauerzeitung.ch)
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