Eine gewagte Prognose ist es nicht: Wenn die 26 Kaderspieler des FC Basel und Trainer Paulo Sousa in einigen Jahren auf ihre Karrieren zurückblicken, dann werden sie den 13. September 2014 gepflegt verschweigen. Die Bebbi tauchen im Letzigund mit 1:3 gegen die Grasshoppers – und das, obwohl der Rekordmeister in den vergangenen Tagen hauptsächlich damit beschäftigt war, sich im Kasperlitheater um Captain Salatic und Trainer Skibbe selbst zu zerfleischen.
Es ist ein herber Dämpfer für den FC Basel, der heute die Tabellenführung wieder an den FC Zürich verlieren kann. Das Timing könnte schlechter nicht sein: Am Dienstag steht der Champions-League-Kracher beim mit Superstars gespickten Real Madrid an und das Team von Paulo Sousa könnte im Estadio Santiago Bernabéu wohl jeden Hauch an Selbstvertrauen dringend gebrauchen. Entsprechend trotzig analysiert Ex-Hopper Shkelzen Gashi die Pleite an seiner alten Wirkungsstätte: «GC hatte einen perfekten Tag, die waren selbst überrascht, dass sie so gut spielen können.»
Noch mehr Frust schiebt Basel-Verteidiger Fabian Schär. Das 1:0 für GC verschuldet der 22-Jährige durch einen veritablen Blackout. Er lässt Munas Dabbur grobfahrlässig ziehen, Anatole markiert die Führung für die krisengebeutelten Hoppers und gibt ihnen damit erst den Glauben an einen Exploit zurück.
In der 36. Minute bekommt der Nati-Verteidiger von Sousa eine saftige Lektion erteilt: Auf der Wechseltafel leuchtet die Nummer 16 auf. Schär muss raus, Marcelo Diaz ersetzt ihn noch vor der Pause. Die Höchststrafe für jeden Fussballer vom Uralgebirge bis in die MLS.
Entsprechend ungehalten ist Schär über die pädagogische Massnahme seines Chefs. «Why, why, why?», fragt er Sousa auf dem Weg nach draussen und verwirft mehrmals die Hände. Auf der Bank ist Schär den Tränen nahe. Bahnt sich da eine Stimmungskrise im Team der Basler an?
Scheinbar nicht. Denn kurz nach Schlusspfiff haben sich die Gemüter schon wieder beruhigt. Schär zeigt sich einsichtig: «Ja klar war es frustrierend, dass ich schon vor der Pause ausgewechselt wurde. Das war ein Entscheid des Trainers, den ich akzeptieren muss. Die Emotionen sind in diesem Moment etwas hochgefahren. Das tut mir leid und dafür möchte ich mich auch entschuldigen. Ich habe es mit dem Trainer angeschaut und ich glaube, die Sache ist gegessen.»
Paulo Sousa verteilt trotz seiner harschen Massnahme einige Streicheleinheiten an seinen Innenverteidiger: «Er ist ein guter und liebenswürdiger Junge und wir haben schon über die Sache gesprochen. Wir müssen ihm alle dabei behilflich sein, dass er mental stark sein kann und seine Emotionen unter Kontrolle hat. Nur so wird er ein noch besserer Spieler.»
Immerhin bleibt Fabian Schär nach dem verkorksten Samstag ein weiterer öffentlicher Auftritt erspart. Eigentlich sollte er heute in seiner Heimatstadt Wil zum Ehrenbürger ernannt werden, doch die Festivitäten wurden wegen der Vorbereitung auf das Spiel gegen Real Madrid kurzerhand verschoben. Es kommt Schär wohl nicht ungelegen – so kann er sich im Training wieder in Sousas Gnaden spielen.