Manchmal täuscht der erste Eindruck. Eine spannende Schweizer Meisterschaft? So sah es zwar in den ersten Wochen aus. Doch das lag nur daran, weil YB noch nicht rund lief. Überlegene Spiele wurden doch noch vergeigt, die Chancenauswertung war lange miserabel. Und Top-Torjäger Nsame plötzlich ausser Form.
Das wird sich nun ändern. Und YB mit jeder Woche stärker. Denn noch immer können viele Spieler in der Mannschaft einiges besser machen. Worauf darf die Konkurrenz also noch hoffen? Dass Nsame YB doch noch verlässt? Oder die Berner vielleicht plötzlich ein Europacup-Märchen schreiben (Ende Februar: Sechzehntelfinal gegen Leverkusen) und abgelenkt sind? Die Hoffnung stirbt bald.
Prognose: YB wird mit mindestens 12 Punkten Vorsprung Meister.
Die Erinnerungen an das Sommertheater von Basel (Rücktritt Sportchef Zbinden, Abgang Alex Frei) sind langsam verblasst. Eine Frage aber bleibt: Kann Ciriaco Sforza den FCB wirklich wieder zu alter Stärke zurückführen? Die Zweifel waren sowieso schon gross. Und sie werden nicht kleiner. Die von Sforza lange ersehnte Vorbereitungs-Phase hat der FCB nun hinter sich. Doch die Beziehung zwischen Sforza und Basel gemahnt eher an eine kühle Liaison als an eine traute Liebesgeschichte. Ob sich das ändert? Es ist mehr als fraglich.
Die Bosse haben anfangs der Saison nach der Transferoffensive die Ziele klar angesprochen («mit diesem Kader müssen wir Meister werden»). Nur: Ein funktionierendes Team sind die Einzelmasken nicht. Nie war das so deutlich zu sehen wie im Spitzenspiel gegen YB vor Weihnachten.
Prognose: Der FCB wird im Kampf um Rang 2 hart bedrängt. Sforza ist spätestens Ende 2021 nicht mehr Trainer.
Die Euphorie der letzten Saison ist ein bisschen verblasst. Zwar spielt das Team von Peter Zeidler über weite Strecken ganz passabel, aber eben nicht mehr so berauschend wie 2019/20. Nur: Die Ostschweizer und ihr Umfeld sind realistisch genug, um nach dem Umbruch nicht gleich wieder den grossen Wurf zu erwarten. Dazu kommt: Die Mannschaft versteht sich immer besser, langsam greifen die Automatismen wieder. Treffen nun auch noch die Stürmer etwas öfter, wird der nächste grün-weisse Frühling wieder ein hoch erfreulicher.
Prognose: Der FCSG beisst sich in der Spitzengruppe fest. Doch es wird im Sommer wieder nicht gelingen, die meisten Schlüsselspieler zu halten.
Die Tessiner sind die positive Überraschung der Saison. Hartnäckig, effizient und mit klarem Plan überzeugen sie Woche für Woche. Doch nun scheint es, als würden sie langsam entzaubert. Die Gegner stellen sich besser auf die guten Konter ein. Was noch nicht heisst, dass viele Gratis-Siege zu holen sind. Aber am Ende stehen aber auch zu viele Unentschieden (Liga-Höchstwert mit 8).
Prognose: Lugano verliert den Anschluss an die Spitze, ist aber zu stabil, um in den Abstiegsstrudel zu geraten.
Nach dem Horror-Start in die neue Meisterschaft und dem Trainerwechsel von Ludovic Magnin zu Massimo Rizzo hat sich der FCZ stabilisiert. Vor allem die Fortschritte in der Abwehr sind augenfällig. Nun muss es noch gelingen, aus dem soliden Fundament heraus mehr Tore zu produzieren. Es ist den Zürchern durchaus zuzutrauen. Einige Junge werden um Alt-Star Dzemaili noch einmal wachsen. Und Kololli macht noch einmal einen Schritt vorwärts.
Prognose: Mit etwas Wettkampfglück könnte der FCZ sogar noch auf Rang 2 vorstossen.
Als die neue Saison begann, stürmte Lausanne nach der Rückkehr ins Oberhaus mit dem Duo Zeqiri/Turkes euphorisch der Tabellenspitze entgegen. Mittlerweile spielt Zeqiri in England und Turkes fällt die restliche Saison mit einem Kreuzbandriss aus. Der Weg in den Abstiegsstrudel ist kurz. Und die Frage lautet: Reicht es, um mit den wenigen Ehrenmeldungen, die noch gelingen werden, die Barrage zu verhindern?
Prognose: Lausanne muss nach der traditionell schwachen Rückrunde in die Barrage.
Es dauerte einige Zeit, bis die Genfer in Fahrt kamen. Doch der Verein mit Neo-CEO Senderos behielt die Ruhe, Trainer Geiger verlängerte im Dezember vorzeitig. Und je länger die Saison dauerte, desto schwungvoller wurden die Auftritte, mit einem 2:1-Sieg bei Meister YB als Höhepunkt. Wie aber wirkt sich nun die Quarantäne für die gesamte Mannschaft aus?
Prognose: Servette wird im Frühling noch einmal besser und erreicht den soliden 5. Platz.
Bei keinem anderen Team klaffen Aufwand und Ertrag derart weit auseinander wie beim FCL. Die Leistungen sind häufig gut bis sehr gut, doch die Tore wollen einfach nicht fallen. Die Frage ist nun, wie die Mannschaft nach dem Ende der Quarantäne auf die negativen Erlebnisse reagiert. Gelingt es, den Frust zu überwinden, weiter Chance um Chance zu erspielen und an den Fussballgott zu glauben? Dann könnte es gut kommen. Wenn aber der Frust das Selbstvertrauen mindert und die Negativspirale zu gross wird, droht der Abstieg.
Prognose: Trainer Celestini gelingt es, die Spielkultur weiter zu etablieren. Barrage und Abstieg werden kein Thema.
Die Aufbruchstimmung war schon grösser im Wallis als in dieser Pandemie-Saison. Die erhoffte Wirkung vom spät verpflichteten Duo Hoarau/Tosetti ist bislang ausgeblieben. Auch der frühere Weltmeister Fabio Grosso tut sich schwer als Trainer.
Heisst: Es muss bald Besserung eintreten, sonst wird CC aktiv. Das Duell mit Lausanne am Samstag könnte bereits wegweisend sein. Für die Stimmung rund um den Verein. Und für den Trainer besonders.
Prognose: Auch in diesem Jahr rettet sich Sion spät vor der Barrage – auf Kosten von Lausanne.
Die Befürchtungen haben sich bestätigt: Der FC Vaduz, so sympathisch der Verein ist, genügt nicht für die Super League. Nach beschwingtem Start mehrten sich die Probleme wöchentlich. Nun bleibt eine einzige Hoffnung: Dass wie schon vor einem Jahr eine wundersame Aufholjagd gelingt.
Prognose: Vaduz schlägt sich ehrenvoll, steigt aber gleichwohl diskussionslos ab.
zellweger_fussballgott
Der erste und letzte Platz sind vergeben, daneben kann eigentlich so ziemlich alles passieren, wobei sich Basel und St. Gallen in die Top 3 spielen...
kev