Borussia Dortmund ist bekannt dafür, junge Talente zu verpflichten, diese zu Superstars zu formen und dann gewinnbringend weiter zu verkaufen. Bestens funktioniert hat das beispielsweise bei Ousmane Dembélé, der 2016 für 15 Millionen Euro von Stade Rennes zum BVB kam und nach einem Jahr mit über 100 Millionen Euro Gewinn an den FC Barcelona abgegeben wurde.
Ähnlichen Profit winkt den Schwarz-Gelben in diesem Sommer mit dem Verkauf von Jadon Sancho. 120 Millionen Euro fordert Dortmund von Manchester United für den englischen Nationalspieler, der 2017 für nur 8 Millionen Euro von ManCity geholt wurde. In ein, zwei Jahren soll auch der Weiterverkauf von Erling Braut Haaland die Kasse klingeln lassen.
Ein weiterer Name in dieser Liste soll dereinst der 17-jährige Jude Bellingham werden. 23 Millionen Euro überwies der BVB in diesem Sommer für den überaus talentierten Mittelfeldspieler an den englischen Zweitligisten Birmingham City. Bellinghams Entdecker Pep Clotet ist sich sicher, dass die Transfer-Strategie von Borussia Dortmund auch in diesem Fall aufgehen wird. «Ich weiss, dass die 23 Millionen Euro vor allem in der jetzigen Zeit und durch Corona sehr viel Geld sind. Aber ich bin ehrlich: Das ist nicht zu viel für Jude. Er hat in Dortmund eine Riesen-Zukunft vor sich – und ich bin mir sicher, dass er dort auf die nächste Stufe steigen kann. Und am Ende wird Dortmund noch viel Geld mit ihm verdienen.»
So gewinnbringend die Transfers des BVB aber auch sein mögen, einer hält nicht viel von dieser Strategie. Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeness bezeichnet die Transferpolitik des Bundesliga-Erzrivalen gar als «unklug». Der Grund ist ganz simpel: «Wenn Dortmund einen hochtalentierten Spieler kauft und er gut spielt, kann man wenige Monate später entweder aus dem Klub selbst oder von ausserhalb hören, dass er irgendwann ein Verkaufsobjekt darstellen wird», erklärte der 68-Jährige in einem Interview mit der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» und fügte an: «Wie soll ein Spieler die DNA eines Vereins 100-prozentig aufsaugen, wenn er das Gefühl hat, ein Verkaufsobjekt zu sein? Bei uns gibt es das überhaupt nicht. Wir holen Spieler für Bayern München. Und niemals, um daraus Geschäfte zu machen.»
Im großen F.A.Z.-Interview erklärt Uli Hoeneß, was er anders als der @BVB machen würde, dass der @FCBayern keinen Großeinkauf mehr in diesem Jahr wagen wird und warum er einst Maradona nach München holen wollte. #UCL #Bundesliga https://t.co/qz6a1kBWHB
— FAZ Sport (@FAZ_Sport) August 3, 2020
Hoeness glaubt, dass die fehlende 100-prozentige Identifikation den BVB in den wichtigen Spielen 10 Prozent kosten könne. «Ein Spieler muss das Gefühl haben: Ich bin Bayern forever», sagte Hoeness und führte als Beispiel Robert Lewandowski an, den die Bayern trotz lukrativen Angeboten aus dem Ausland zu einer Vertragsverlängerung bewegen konnten.
Hoeness weiss aber auch, dass der BVB auf den Verkauf von Spielern angewiesen ist. «Im Sponsoring kommen sie an uns überhaupt nicht heran, aber mit ihren Transfers haben sie unseren finanziellen Vorsprung ganz schön ausgeglichen», lobte der ehemalige Bayern-Boss. Dass der finanzielle Vorsprung der Münchner weiterhin gewaltig ist, zeigt der aktuelle DFL-Geschäftsbericht. Laut diesem sind die Bayern mit 713 Millionen Euro der umsatzstärkste Klub der Bundesliga, Dortmund folgt einem Umsatz mit 476 Millionen Euro auf Rang 2.
Bei aller Kritik gestand Hoeness aber auch ein, dass Dortmund für junge Talente ein interessanter Klub sei und führte gleich ein Beispiel an: «Mit Jadon Sancho war bei uns alles klar, aber im letzten Moment entschied er sich für Dortmund.» Vor allem, weil sich der junge Engländer beim BVB grössere Hoffnungen auf baldige Spielpraxis machen durfte, wie er einst in der «Sport Bild» erklärte: «Ich habe mich für den BVB entschieden, weil mir der Verein eine tolle Perspektive aufgezeigt hat. Der BVB hat sich frühzeitig und sehr intensiv um mich bemüht, das hat mir ein gutes Gefühl gegeben. Zudem haben in den letzten Jahren viele junge Spieler eine unglaubliche Entwicklung hier genommen.»
Trotz aller Super-Talente beim BVB hatten die Bayern zuletzt im Kampf um Titel und Pokale stets die Nase vorn. Irgendetwas scheint dem Team von Lucien Favre also doch zu fehlen. Dass es die 10 Prozent sind, die Uli Hoeness angesprochen hat, wird man in Dortmund aber mit Sicherheit heftig dementieren. (pre)
Da könnte der Uli ganz schön recht haben. Irgendwas fehlt bei Dortmund einfach immer um ganz an die Bayern heranzukommen und vielleicht sind es wirklich diese fehlenden 10% aufgrund der mangelnden Identifikation mit dem Verein. Wobei man den Talenten natürlich auch mangelnden Charakter vorwerfen kann, wenn sich diese mit dem Club, der sich darum bemüht, sie ganz gross zu machen, nicht identifizieren können.
Ist zwar irgendwie schon toll, sich die jungen Talente zu schnappen.
Aber leider gibt sich der BVB so gleich selbst das Etikett "Ausbildungsverein". Und nimmt sich quasi selbst aus dem Meisterrennen.
Ich finde, der BVB sollte was anderes sein.
Den jungen Talenten ist das egal. Die wechseln nach der Ausbildung beim BVB an eine andere Station und werden dort noch Titel zu genüge feiern.