Um einen unglücklichen Versprecher zu vermeiden, sollten Kommentatoren und Stadionsprecher in der französischen Liga den Spitznamen des neuen Trainers von Monaco verwenden: Adi.
Das machen auch der monegassische Verein selber und Websites wie Transfermarkt. Der Trainer, der 2018 YB zum ersten Schweizer Meistertitel seit einer gefühlten Ewigkeit führte, war hierzulande ebenfalls unter seinem Spitznamen bekannt. So vergass man mit der Zeit fast, dass sein Vorname Adolf lautet. Geschrieben wie gesprochen erinnert die Kombination «Adolf Hütter» – gerade in einem anderssprachigen Land wie Frankreich – zwangsläufig an eine der traurigsten Figuren der Geschichte, die während des Zweiten Weltkriegs, als sie das Deutsche Reich regierte, für den Tod von Millionen Menschen verantwortlich war.
Der österreichische Trainer, 1970 geboren und im Vorarlberg einen Steinwurf von der Schweizer Grenze aufgewachsen, hat zwar noch keinen Titel in Frankreich gewonnen. Er kann sich aber damit rühmen, das Zentrum eines grossen Wortspielwettbewerbs auf Twitter zu sein – auch wenn er auf diese «Ehre» gerne verzichtet hätte. Der Grund dafür ist natürlich sein Name. Eine Auswahl:
Man kann sich leicht vorstellen, dass solche andauernden Verweise einen Betroffenen psychisch zerbrechen können, wie es potenziell bei allen Individuen der Fall ist, die aufgrund einer körperlichen, kulturellen oder sonstigen Besonderheit stigmatisiert werden. So sehr, dass man sich fragt, ob Adi Hütter bei seiner Arbeit in Monaco nicht gestört wird. Schliesslich wird er in Frankreich, einem Land, das noch immer von der Nazi-Besetzung (1940-1945) geprägt, aber mit germanischen Namen nicht vertraut ist, wohl noch viele Male mit diesem zweifelhaften Humor konfrontiert werden.
Der Österreicher versicherte 2018 im deutschen Radiosender FFH, dass er sich einen Panzer aufgebaut habe, weil er oft Spott ausgesetzt ist. «Ich muss meinen Namen so akzeptieren, wie er ist, und ihn respektieren. Heute macht er mir nicht mehr viel aus. Wenn man die Geschichte dahinter kennt, kann man einen Schritt zurücktreten.»
Adi Hütter gibt zu, dass «man mit so einem Namen nicht ganz glücklich sein kann». Seine Mutter habe ihn deshalb «vom ersten Tag an» mit seinem Spitznamen angesprochen. Aber warum haben seine Eltern, die den ehemaligen Nazi-Führer nicht bewundern und sich der Besonderheit des Vornamens Adolf bewusst waren, ihren Sohn so genannt?
«Als ich geboren wurde, wollten meine Eltern mir natürlich einen anderen Namen geben», erklärt der ehemalige Trainer der Young Boys. Hütter erklärt: «Der Bruder meines Vaters kam im Alter von 27 Jahren in einer Steinlawine ums Leben. Und meine Grossmutter wollte unbedingt einen weiteren Adolf in der Familie haben. Meine Eltern haben sich dann breitschlagen lassen.»
Eine Hommage an einen verstorbenen Onkel also. Man kann sich sicher sein, dass, wenn Monaco mit Adi Hütter auf der Trainerbank einschlägt, der Spott über seinen Namen schnell verstummen wird. Die Monegassen mit dem Schweizer Nati-Stürmer Breel Embolo beginnen ihre Saison in der Ligue 1 am 13. August in Clermont.
Und deswegen straft man dann sein eigenes Kind so sehr?!
Dasselbe gilt für den sogenannten Hitlerschnurrbart, der in der ganzen westlichen Welt eine sehr verbreitete Modeerscheinung war. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg trug man ihn weiterhin, so zum Beispiel auch der israelische Premier Jitzchak Schamir. Erst als er aus der Alltagsmode verschwunden war, assoziierte man ihn im Rückblick hauptsächlich mit seinem bekanntesten Träger, Adolf Hitler.