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Schweizer Nati: Darum war das Stadion gegen Dänemark halbleer

Kevin Mbabu (links, Schweiz) gegen Nicolai Joergensen (rechts, Daenemark) waehrend dem Fussballspiel zur UEFA European Qualifiers zwischen der Schweiz und Daenemark, im Stadion St. Jakob-Park in Basel ...
Kevin Mbabu sprintet vor fast leeren Rängen Nicolai Jörgensen davon.Bild: PPR

3 Gründe, warum die Schweiz gegen Dänemark vor halbleeren Rängen spielen musste

27.03.2019, 11:3327.03.2019, 12:11
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Das Resultat war am Schluss enttäuschend: Die Schweizer Nati verspielte zum Auftakt der EM-Qualifikation gegen Dänemark in neun Minuten eine 3:0-Führung und musste sich am Ende mit einem Punkt begnügen.

Enttäuschend war aber auch die Kulisse. Nur gerade 18'352 Zuschauer kamen gestern Abend in den Basler St.Jakob-Park. So wenige Zuschauer hatte es bei einem Länderspiel im grössten Fussball-Stadion der Schweiz zuletzt 2011 beim EM-Quali-Duell gegen Bulgarien, das die Schweiz dank eines Hattricks von Xherdan Shaqiri 3:1 gewann, gegeben. Damals kamen 16'800 Fans.

Die Länderspiele in Basel unter Petkovic
2014: EM-Quali, Schweiz – England 0:2, 35'000 Zuschauer.
2015: EM-Quali, Schweiz – Slowenien 3:2, 25'750 Zuschauer.
2016: WM-Quali, Schweiz – Portugal 2:0, 36'000 Zuschauer.
2017: WM-Quali, Schweiz – Ungarn 5:2, 32'018 Zuschauer.
2017: WM-Barrage, Schweiz – Nordirland 0:0, 36'210 Zuschauer.
2019: Schweiz – Dänemark 3:3, 18'352 Zuschauer.

Dass der Zuschauer-Aufmarsch gestern so spärlich ausfiel, hat aber durchaus seine Gründe.

Anspielzeit

Die Nati zieht bei ihren Heimspielen nicht nur Fans aus der näheren Umgebung, sondern aus dem ganzen Land an. Die von der UEFA vorgegebene, wenig kinderfreundliche Ansetzung am Dienstagabend um 20.45 Uhr führte dazu, dass nur wenige die Reise nach Basel antraten. Zudem spielte das kühle Wetter sicher auch eine Rolle. Offenbar schauten sich viele Nati-Fans das Duell gegen Dänemark lieber zuhause in der warmen Stube an.

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Vorne Embolo, hinten leere Sitze.Bild: EPA/KEYSTONE

Attraktivität des Gegners

Dänemark ist in der Schweizer Gruppe D zwar der härteste Widersacher und liegt als Nummer 10 der FIFA-Weltrangliste vor Deutschland, Italien oder der Niederlande, dennoch zieht der Europameister von 1992 nicht die Massen an. Es fehlen die grossen Superstars.

Mit Christian Eriksen hat «Danish Dynamite» zwar einen Topshot in den eigenen Reihen, der Tottenham-Regisseur fasziniert neben dem Platz aber kaum jemanden. Der 27-Jährige ist bescheiden, ruhig und eher introvertiert. Er fällt lieber durch Leistung statt mit tätowierten Armen oder extravaganter Frisur auf.

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Dem dänischen Weltstar Christian Eriksen fehlt das Extravagante. Bild: EPA/KEYSTONE

Ansonsten hat Dänemark nicht viel zu bieten: Wegen Kaspar Schmeichel, Yussuf Poulsen oder Nicolai Jörgensen kommt niemand ins Stadion. Und der Spielstil der Dänen, der wie bei der Schweiz auf mannschaftlicher Geschlossenheit und Spielkontrolle basiert, ist auch nicht gerade super-spektakulär.

Attraktivität des Wettbewerbs

Der Auftakt in die Qualifikation für ein grosses Turnier verläuft zuschauermässig oft etwas schleppend – ausser der Gegner heisst vielleicht England (EM-Quali 2016) oder Portugal (WM-Quali 2018). Die Schweizer Fans sind in letzter Zeit zudem etwas verwöhnt worden. Attraktive Nati-Spiele gab es zuhauf – die spannende WM-Barrage gegen Nordirland, die WM-Spiele in Russland, attraktive Testspiele gegen Spanien oder England sowie die Nations-League-Spiele gegen Island und Belgien.

Kein Wunder, werden die Fans da etwas wählerisch, welche Spiele sie besuchen wollen. Und vielleicht hat der eine oder andere das Dänemark-Spiel auch zugunsten eines Kurztrips nach Porto geopfert. Dort spielt die Schweiz im Juni im Final-Four-Turnier der Nations League nämlich um den ersten Titel der Verbandsgeschichte.

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Freuten sich die Nati-Fans bereits auf Cristiano Ronaldo?Bild: EPA/KEYSTONE

Und die teuren Tickets?

Die Eintrittspreise können eigentlich kein Grund für den spärlichen Fan-Aufmarsch sein. Tickets waren im Vorverkauf für zwischen 30 (Balkon und Parkett hinter den Toren) und 100 Franken (Haupttribüne Mitte) zu haben und bewegten sich damit im üblichen Rahmen. Für die Champions-League-Auftritte des FC Basel oder der Young Boys, die ebenfalls spät unter der Woche begannen und Fussball-Fans aus dem ganzen Land anzogen, musste man beispielsweise deutlich mehr hinblättern.

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Das nächste Heimspiel der Nati findet am 8. September in Sion statt. Gegner: Gibraltar.Bild: EPA/KEYSTONE

Warum wurde überhaupt in Basel gespielt?

Nach der Auslosung im vergangenen Dezember hatte der SFV nur eine Woche Zeit, um über die Austragungsorte der Qualifikationsspiele zu entscheiden. Gemäss «20 Minuten» rechnete der Verband für das Dänemark-Spiel mit 20'000 bis 25'000 Zuschauern, weshalb Luzern nicht mehr in Frage kam. In Genf wollte man wegen der schwierigen Erreichbarkeit nicht spielen und in Bern will der SFV wegen des Kunstrasens nicht spielen.

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59 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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dan2016
27.03.2019 12:10registriert April 2016
zuhause kann ich nach dem 3:0 beruhigt einschlafen
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mikel
27.03.2019 12:02registriert Februar 2014
Man kann eben nicht immer mehr Spiele veranstalten und glauben es kommen dann immer mehr Leute... Die Nations League anstatt Testspiele könnten ein Eigentor sein... Schade, früher war ein Nati-Spiel eher noch ein Großereignis.
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demian
27.03.2019 11:52registriert November 2016
Die EM Quali ist bei zwei Teams die sich pro Gruppe qualifizieren nicht mehr wirklich spannend. Punktverluste kann man sich jetzt im Gegensatz zu früher eher erlauben. Darum sinkt die Bedeutung der einzelnen Partien.
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