Das Resultat war am Schluss enttäuschend: Die Schweizer Nati verspielte zum Auftakt der EM-Qualifikation gegen Dänemark in neun Minuten eine 3:0-Führung und musste sich am Ende mit einem Punkt begnügen.
Enttäuschend war aber auch die Kulisse. Nur gerade 18'352 Zuschauer kamen gestern Abend in den Basler St.Jakob-Park. So wenige Zuschauer hatte es bei einem Länderspiel im grössten Fussball-Stadion der Schweiz zuletzt 2011 beim EM-Quali-Duell gegen Bulgarien, das die Schweiz dank eines Hattricks von Xherdan Shaqiri 3:1 gewann, gegeben. Damals kamen 16'800 Fans.
Dass der Zuschauer-Aufmarsch gestern so spärlich ausfiel, hat aber durchaus seine Gründe.
Die Nati zieht bei ihren Heimspielen nicht nur Fans aus der näheren Umgebung, sondern aus dem ganzen Land an. Die von der UEFA vorgegebene, wenig kinderfreundliche Ansetzung am Dienstagabend um 20.45 Uhr führte dazu, dass nur wenige die Reise nach Basel antraten. Zudem spielte das kühle Wetter sicher auch eine Rolle. Offenbar schauten sich viele Nati-Fans das Duell gegen Dänemark lieber zuhause in der warmen Stube an.
Dänemark ist in der Schweizer Gruppe D zwar der härteste Widersacher und liegt als Nummer 10 der FIFA-Weltrangliste vor Deutschland, Italien oder der Niederlande, dennoch zieht der Europameister von 1992 nicht die Massen an. Es fehlen die grossen Superstars.
Mit Christian Eriksen hat «Danish Dynamite» zwar einen Topshot in den eigenen Reihen, der Tottenham-Regisseur fasziniert neben dem Platz aber kaum jemanden. Der 27-Jährige ist bescheiden, ruhig und eher introvertiert. Er fällt lieber durch Leistung statt mit tätowierten Armen oder extravaganter Frisur auf.
Ansonsten hat Dänemark nicht viel zu bieten: Wegen Kaspar Schmeichel, Yussuf Poulsen oder Nicolai Jörgensen kommt niemand ins Stadion. Und der Spielstil der Dänen, der wie bei der Schweiz auf mannschaftlicher Geschlossenheit und Spielkontrolle basiert, ist auch nicht gerade super-spektakulär.
Der Auftakt in die Qualifikation für ein grosses Turnier verläuft zuschauermässig oft etwas schleppend – ausser der Gegner heisst vielleicht England (EM-Quali 2016) oder Portugal (WM-Quali 2018). Die Schweizer Fans sind in letzter Zeit zudem etwas verwöhnt worden. Attraktive Nati-Spiele gab es zuhauf – die spannende WM-Barrage gegen Nordirland, die WM-Spiele in Russland, attraktive Testspiele gegen Spanien oder England sowie die Nations-League-Spiele gegen Island und Belgien.
Kein Wunder, werden die Fans da etwas wählerisch, welche Spiele sie besuchen wollen. Und vielleicht hat der eine oder andere das Dänemark-Spiel auch zugunsten eines Kurztrips nach Porto geopfert. Dort spielt die Schweiz im Juni im Final-Four-Turnier der Nations League nämlich um den ersten Titel der Verbandsgeschichte.
Die Eintrittspreise können eigentlich kein Grund für den spärlichen Fan-Aufmarsch sein. Tickets waren im Vorverkauf für zwischen 30 (Balkon und Parkett hinter den Toren) und 100 Franken (Haupttribüne Mitte) zu haben und bewegten sich damit im üblichen Rahmen. Für die Champions-League-Auftritte des FC Basel oder der Young Boys, die ebenfalls spät unter der Woche begannen und Fussball-Fans aus dem ganzen Land anzogen, musste man beispielsweise deutlich mehr hinblättern.
Nach der Auslosung im vergangenen Dezember hatte der SFV nur eine Woche Zeit, um über die Austragungsorte der Qualifikationsspiele zu entscheiden. Gemäss «20 Minuten» rechnete der Verband für das Dänemark-Spiel mit 20'000 bis 25'000 Zuschauern, weshalb Luzern nicht mehr in Frage kam. In Genf wollte man wegen der schwierigen Erreichbarkeit nicht spielen und in Bern will der SFV wegen des Kunstrasens nicht spielen.