Beim bisherigen Tempo punkto umkrempeln und neuorganisieren ist es eigentlich überraschend, welcher Zustand aktuell beim FC Basel herrscht: Ruhe. Komplette Ruhe. Es ist fast schon besinnlich rund ums Joggeli in diesen Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr.
Dabei hatte man erwartet, dass kurz vor Weihnachten Patrick Rahmen entlassen würde. Oder dann eben kurz danach – nachdem der FCB einen Tag nach dem letzten Hinrundenspiel verlauten liess, man habe sich lange und konstruktiv unterhalten und sich entschieden, dass «alle Involvierten die Zeit über die Festtage nutzen werden, um gemeinsam die Weichen für die Rückrunde zu stellen.»
Ob dieses «gemeinsam» im kurz gehaltenen Communiqué implizieren sollte, dass Rahmen doch Trainer bleiben wird, wie interpretiert wurde, sei mal dahingestellt. Es wäre zumindest ein gut versteckter, kleiner Hinweis gewesen.
Was jedoch klar scheint: David Degen ist kein Fan jenes Mannes, den er subito vom Interims- zum Chefcoach befördert hatte. Seit Saisonbeginn enervierte sich Degen des Öfteren lautstark und verpasste es auch in einem Interview am Tag des letzten Spiels im Dezember, seinem Trainer den Rücken zu stärken.
Viel mehr sprach er von Laptop-Trainern, die er bewundere, und von Vorbildern für den FC Basel wie Ajax Amsterdam oder den Red-Bull-Teams.
Was in der Hinrunde gezeigt worden sei, «reiche nicht», so der FCB-Boss. Seit diesem Interview schweigt Degen jedoch. Momentan weilt er in Dubai. Eine Trennung von seinem Trainer könnte er also nicht persönlich vornehmen. Nicht unbedingt die feine englische Art. Oder ist es nur ein weiteres Zeichen, dass der FCB nun plötzlich doch an Rahmen festhält?
Viel Zeit bleibt jedenfalls für einen allfälligen Wechsel nicht mehr. Bereits am Sonntag treffen sich Spieler und Staff wieder, dann wird eine PCR-Testreihe absolviert im Hinblick auf das Trainingslager in Dubai, zu welchem der FCB am Montag noch immer aufzubrechen plant.
Je näher dieser Sonntag rückt, desto wahrscheinlicher ist, dass Rahmen bleiben darf. Über die Gründe kann man ob der Stille nur spekulieren.
Einerseits dürfte die Ermangelung eines Wunsch-Ersatzkandidaten in die Beurteilung mitspielen. Denn obschon der FCB den Markt sondierte, soll er niemanden gefunden haben, der bereits im Winter übernehmen will.
Der frühere Hoffenheim-Trainer Alfred Schreuder beispielsweise, mit dem gar Treffen stattgefunden haben sollen, sagte ab, obwohl er seit der Entlassung im vergangenen Oktober als Co-Trainer beim FC Barcelona keinen Job hat. Einem holländischen Portal sagte er:
Hinzu kommt, dass die angespannte finanzielle Lage dem FCB ebenfalls nicht in die Karten spielt. Ein neuer Trainer inklusive neuem Staff würde Mehrkosten bringen. Vor allem, weil der FCB zurzeit nicht über einen U21-Trainer verfügt und so auch niemanden hoch ziehen könnte, der ohnehin schon auf der Payroll steht. Alles gute Gründe, welche aber nicht bedeuten sollen, dass Rahmen nur eine Notlösung wäre.
So oder so: Dem FC Basel dürfte es wohl guttun, in diesen Festtagen zur plötzlichen und offensichtlich wortwörtlichen Besinnung gekommen zu sein. Was bedeutet, dass man Patrick Rahmen auf seinem Posten belässt, sicher mal bis zum kommenden Sommer.
Nicht nur, weil er in der Summe seit April 2021 einen guten Job verrichtet, auch wenn die Basler zuletzt etwas stagnierten. Sondern vor allem auch, weil der Verzicht auf einen Trainerwechsel Ruhe bringt. Keine trügerische, wie sie aktuell gerade herrscht. Sondern eine wirkliche Ruhe im und rund um das Team.
Denn dass die Akteure – vom Führungsspieler bis zum kaum eingesetzten Ersatzmann – Rahmen allein wegen seiner Menschlichkeit, Ehrlichkeit, Kommunikation und seinem unbestritten grossen Knowhow schätzen, ist längst bekannt. Und wer weiss, vielleicht wird auch David Degen irgendwann noch ein Fan von Rahmens Wirken.