Sport
Fussball

Fussballerin Alisha Lehmann über Cybermobbing auf Instagram

Kein Alltag ohne Smartphone: Alisha Lehmann.
Kein Alltag ohne Smartphone: Alisha Lehmann.bild: uefa

«Die denken, sie können sagen, was sie wollen» – Alisha Lehmann über Cybermobbing

Die Schweizer Fussballerin Alisha Lehmann gehört auf Instagram mit 7,8 Millionen Followern zu den ganz grossen Nummern. Die UEFA nutzt nun ihre Popularität, um auf das Problem von Beschimpfungen von Sportlern auf Social Media aufmerksam zu machen.
21.07.2022, 19:4022.07.2022, 11:49
Ralf Meile
Folge mir
Mehr «Sport»

Im Prinzip hätte sie dieser Tage an der Fussball-EM in England gespielt. Doch Alisha Lehmann sagte der Schweizer Nationalmannschaft vor dem Turnier überraschend ab. Die 23-Jährige verzichtete aus persönlichen Gründen darauf und liess ausrichten, «mental nicht bereit» zu sein.

Gut vorstellbar, dass dieser Entscheid nicht von allen ihren 7,8 Millionen Followern goutiert wurde. Dass sie Lehmann beschimpften, weil sie anstatt an der EM für ihr Heimatland aufzulaufen lieber in Brasilien Ferien mit ihrem Freund Douglas Luiz machte.

«Das tut weh»

Beleidigungen sind für Lehmann, die ihr Geld in England bei Aston Villa verdient, trauriger Alltag. Allzu oft wird die Fussballerin zur Zielscheibe. «Das Problem der Beleidigungen ist auf Social Media viel schlimmer als im echten Leben», sagt sie in einem am Mittwoch veröffentlichten Kampagnenfilm der UEFA. «Online sind es zehn Mal mehr oder hundert Mal mehr Leute, die sich äussern.»

Der Trailer zum ganzen Film, den du hier findest.Video: YouTube/UEFA

Schlimm war der Hass, als Alisha Lehmann in einer Beziehung mit Nati-Mitspielerin Ramona Bachmann lebte. Das hätten viele Leute nicht akzeptieren können, erinnert sich Lehmann. «Sie schrieben Dinge wie ‹Du hast dich so verändert› oder ‹Du bist keine mehr von uns›. Das tut weh, denn für mich ist jeder gleich.»

Der Stürmerin ist bewusst, wer ihr solche beleidigenden Botschaften zukommen lässt. «Das sind Leute hinter einem Computer oder einem Smartphone, die sich das im echten Leben niemals getrauen würden. Da würden sie mich wahrscheinlich um ein Trikot beten oder um ein Autogramm.» Doch weil es sich um Social Media handle, würden diese Leute denken: «Hier kann ich sagen, was ich will.»

Der Wille, ein Vorbild zu sein

Alisha Lehmann, die hinter Roger Federer (9,6 Millionen) im Schweizer Sport die meisten Instagram-Follower besitzt, investiert einiges in ihr virtuelles Ich. Sie verbringe viel Zeit auf Instagram und TikTok, sagt sie. «Ich bin gerne Influencerin und zeige jungen Mädchen, dass sie alles im Leben erreichen können.»

Lehmann lässt ihre Fans viel an ihrem Privatleben teilhaben, so wie am Wochenende beim «Böötlen» in der Heimat.

Neben Lehmann kommen im Film auch Italiens Europameister Jorginho, Frankreich-Legende Patrick Vieira oder Chelsea-Star Kai Havertz vor. Der europäische Fussballverband UEFA produzierte eine fünfteilige Serie, die sich Themen wie Diskriminierung, Rassismus, Sexismus, Hass und Cybermobbing annimmt.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die Stadien der Frauen-EM 2022 in England
1 / 13
Die Stadien der Frauen-EM 2022 in England
Vom 6. bis 31. Juli findet die Fussball-EM 2022 der Frauen in England statt. Die Schweiz trifft auf Portugal, Schweden und die Niederlande.
quelle: keystone / robert ghement
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Alisha Lehmann 2.0? – GC-Spielerin verdient mit Instagram mehr Geld
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
52 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Jonaman
21.07.2022 21:39registriert Oktober 2017
Ich finde ja gut, dass sie das macht. Aber Aussagen wie "alles im Leben erreichen können" finde ich katastrophal. Das ist völliger Quatsch.
Wenn eine junge Frau das beherzigt und merkt, dass sie doch nicht alles erreichen kann fühlt sie sich noch schlechter.
21522
Melden
Zum Kommentar
avatar
fortyeight
21.07.2022 22:27registriert August 2016
Cybermobbing ist scheisse und feige und lässt sich durch nichts rechtfertigen, aber wenn man jeden Scheiss mit der Öffentlichkeit teilt und damit sein Geld verdient, muss man wohl damit rechnen das nicht jeder der 7 Millionen Follower alles toll findet was man tut.
20420
Melden
Zum Kommentar
avatar
Bruno Wüthrich
21.07.2022 20:12registriert August 2014
Ich will hier nichts, was auf den sozialen Medien abläuft schönreden. Aber ist es nicht für alle Menschen, die sich darauf präsentieren oder die Kommentare schreiben, etwas, was sie hinter ihren Geräten machen. Auch Alisha gaukelt uns doch auf den sozialen Medien lediglich etwas vor.

Wer weiss, vielleicht sind diejenigen, die sich hinter ihren Hass-Kommentaren verstecken, sogar authentischer als Alisha.

Wobei dies dann ein noch traurigerer Umstand wäre, als wir ihn bereits jetzt vermuten.
16630
Melden
Zum Kommentar
52
Bald wieder «grande»? Dank einem Umdenken und Goalie Schlegel ist Lugano wiedererstarkt
Der HC Lugano kann sich am Donnerstag (20 Uhr) im Showdown gegen den Qualifikations-Zweiten Fribourg-Gottéron erstmals seit 2018 für die Playoff-Halbfinals qualifizieren. Das ist auch einem Umdenken zu verdanken.

In den ersten fünf Saison nach der Einführung der Playoffs, die 1986 erstmals ausgetragen wurden, holte der HCL viermal den Schweizer Meistertitel. «Grande Lugano» war geboren. Bis 2006 kamen immerhin drei weitere Titel dazu. Seither aber waren die Final-Qualifikationen 2016 und 2018 das höchste der Gefühle. Zweimal verpassten die Bianconeri gar die Playoffs (2008, 2011).

Zur Story