Mit Bernhard Burgener und David Degen haben sich zwei gefunden, die wohl mehr gemeinsam haben, als ihnen derzeit lieb ist. Angefressen sind sie vom Fussball, fürs Boxen sind sie anfällig. Stets entwerfen sie neue Geschäftsideen. Euphorisch gelingt es ihnen, Partner zu finden, die finanzieren, was sie sich ausgedacht haben. Doch nicht selten falliert, was als Idee auf dem Papier noch brillierte.
Seit weniger als zwei Jahren sind Burgener und Degen geschäftlich liiert. Der Ex-Fussballer, der mit seinem Zwillingsbruder Philipp die Spieleragentur SBE Management aufbaute, hat von Burgener zehn Prozent an der FC Basel Holding erworben. Der Vertrag räumt Degen eine Kaufoption auf weitere 35 Prozent ein sowie ein Vorkaufsrecht, wenn Burgener seine Anteile verkauft.
Burgener (63) glaubte, mit Degen den Lokalkolorit zu stärken, von dem er sich so viel versprach. Vielleicht sogar einen Nachfolger sah er in dem um eine knappe Generation jüngeren Degen (38). Doch für die Kicker-Zwillinge aus Lampenberg (BL) spielt der rotblaue Bebbi-Faktor nur eine Nebenrolle.
Sie sind, wie die Abkürzung ihrer Firma meint, auf «Sport, Business und Entertainment» aus. Ihren Wohnsitz haben sie längst vom Baselbiet in die steuergünstige Schwyzer Gemeinde Feusisberg verlegt. Was sie interessiert, ist das Geschäft. Und wie Recherchen zeigen: Bevor sie beim FC Basel vorsprachen, haben sie sich um eine Beteiligung an den Grasshoppers bemüht.
Zweimal hätten sie beim Zürcher Klub vorgesprochen, um Anteile zu übernehmen, erzählen Personen, die es wissen müssen. Zuerst als der Immobilienunternehmer Stephan Anliker und der Autohändler Peter Stüber mit dem dritten Geldgeber Heinz Spross übers Kreuz lagen. Und erneut Anfang 2019, als nach dem Zürcher Ja der Stimmbevölkerung zum neuen Fussballstadion auch Anliker und Stüber den Absprung probten.
Der Degen-Plan bestand demnach darin, aus GC eine Spielerplattform für Klienten ihrer Agentur zu machen. Das Geschäftsmodell ist nicht besonders originell: Günstige Spieler vornehmlich aus Südstaaten werden ein- und mit happiger Provision für die Vermittler teuer weiterverkauft, wenn sie für eine europäische Topliga tauglich gemacht sind.
Richtig voran kamen die Gespräche angeblich nicht. Aus Korrespondenz geht vielmehr hervor, dass vor allem konkrete finanzielle Zusagen ausblieben. Das vorläufige Ende dieser Geschichte ist bekannt: Die chinesische Fosun-Gruppe kaufte 90 Prozent der GC-Aktien.
Im April 2019 endeten gemäss den vorliegenden Informationen die Degen-Kontakte mit GC, im Mai 2019 starteten sie beim FC Basel. Im September schliesslich kommunizierte Burgener seinen neuen Partner.
Da er als Präsident des Vereins und Hauptvermarkter der Champions League selbst in einem latenten Interessenkonflikt steckt, mussten die Degens einer Aufgabenteilung zustimmen: David wurde FCB-Verwaltungsrat, Philipp führt die SBE offiziell alleine weiter.
Bereits an der Trainerfrage zeigte sich, dass Burgener und Degen fussballerisch anders ticken. Während dieser Streit zumindest halböffentlich ausgetragen wurde, blieben andere Streitthemen intern. So etwa die Offensive im E-Sport-Bereich.
Burgener, der vor Jahren bereits mit Geldspielautomaten wirtschaftete, wollte diesen Geschäftsbereich tüchtig ausbauen. Doch auch Degen reitet auf der Gamerwelle. Über die eSquad AG wollte er den FCB vermarkten. Doch nach der Gründung im vergangenen Sommer liegt er mit seinen deutschen Partnern bereits im Streit, was aktuell dazu führt, dass die Firma vor der Zwangsliquidation steht.
Dafür haben die Degens zuletzt die SBE Esports GmbH gegründet. Dies zusammen mit der e-Studio AG, bei der sie ebenso involviert sind wie bei der neuen Brame E-Sports AG.
Burgener hat zwar schon vorab stolz verkündet, der FC Basel habe das Geschäftsjahr 2020 ohne Verlust abgeschlossen. Doch die trüben Aussichten und schwindende Reserven machten ihn empfänglich für Avancen, die bei ihm eintrafen.
Konkret wurden Gespräche mit der britischen Investmentgesellschaft Centricus. Nach vorliegenden Informationen plante Burgener zunächst eine 60-zu-40-Lösung: Centricus hätte 40-Prozent der Aktien übernommen und Investitionen von 100 Millionen Franken in Aussicht gestellt. Die Mehrheit hätten sich Burgener und Degen geteilt, wobei sich die Parteien offenkundig nicht einig wurden, wer das Sagen gehabt hätte.
Nach diesem gescheiterten Deal wurden die Centricus-Avancen an die Öffentlichkeit getragen. Angeblich soll Degen auch versucht haben, direkt mit Centricus ins Geschäft zu kommen. Doch die Drähte des Medienunternehmers Burgener zu den Briten sind stabil und reichen weiter zurück.
Beim FCB geht eigentlich nur noch: Burgener oder Degen. Der Verwaltungsratspräsident hat dazu das Endspiel angesetzt. Um zu vermeiden, dass Degen seine Kaufoption wahrnimmt und damit eine Sperrminorität bei der FC Basel Holding erhält, verkauft Burgener seine Anteile an die neue Gesellschaft Basel Dream & Vision AG.
An dieser wird er selbst wohl nicht die Kapital-, aber doch die Stimmenmehrheit halten. Damit zwingt Burgener Degen, sein Vorkaufsrecht (für 82 Prozent) geltend zu machen. Die Kaufoption (für 35 Prozent) ist wertlos geworden.
Die Wetten laufen. Degen scheint wild entschlossen, die Millionen aufbringen zu wollen. Burgener wiederum scheint siegesgewiss, dass die vertraglich eingebauten Hürden, eine Übernahme verhindern werden. Beide Parteien kommunizieren auf Anfrage derzeit nicht mit den Medien.
Schützenhilfe für Burgener liefert Centricus: Sie hat ihre Investitionsabsicht von 100 auf 200 Millionen Franken erhöht. Deren eigentliche Absichten beim FCB sind derzeit wie jene der chinesischen Investoren bei GC: undurchsichtig.
Nach GC nun Basel. Wer wird als nächstes ausverkauft?