Wenn Europa spielt, schaut der Schweizer Fussball zu. So ist das seit dem Out des FC Basel in der Europa League im Achtelfinal gegen Sevilla. Trotzdem schaut die Fussballschweiz heute Abend gebannt nach Tschechien. Denn Sparta Prag gegen Villarreal ist mehr als ein normales Spiel.
Das Rückspiel des Europa-League-Viertelfinals hat Auswirkungen für die Schweiz. Qualifiziert sich Villarreal für den Halbfinal, ist aufgrund der UEFA-5-Jahres-Wertung definitiv ein Schweizer Team direkt für die Champions League der Saison 2017/18 qualifiziert. Villarreal besiegte Prag im Hinspiel 2:1 – vergab aber zahlreiche Chancen für mehr Tore.
Kommen tatsächlich die Tschechen weiter, so steigt die Chance, dass sie die Schweiz in der UEFA-Wertung überholen. Sie bräuchten danach im Halbfinal nur noch entweder einen Sieg oder zwei Unentschieden (und müssten nicht einmal weiterkommen).
Der Sportchef des FC Basel, Georg Heitz, sagt: «Natürlich verfolgen wir dieses Spiel.» Logisch, denn die Chance besteht, dass Basel vom Ausgang betroffen ist. «Wir haben in dieser Saison gesehen, wie schwierig die Champions-League-Qualifikation ist. Es geht gar nicht primär ums Geld, sondern um die Planung und auch die grosse Belastung der Mannschaft so früh in der Saison.» Ein weiterer Aspekt sei der Fakt, dass Schweizer Teams immer damit rechnen müssen, ihre Mannschaft wegen Abgängen neu zusammenstellen zu müssen – und diese dann im Juli und August noch nicht eingespielt sei.
Rund 22 Millionen Franken Einnahmen garantiert die direkte Qualifikation für die Champions League. Bestehend aus Prämien der UEFA und Einnahmen aus den drei Heimspielen. Auch Fredy Bickel, Sportchef von YB, dessen Meisterträume latent gross sind, sagt: «Wir alle wissen, wie wichtig es für den Schweizer Fussball ist, einen direkten Platz in der Königsklasse zu haben. Aber ich werde deswegen nun nicht gleich einen Fernseher suchen, um mir Prag gegen Villarreal anzusehen. Zumindest den Teletext werde ich aber mehrfach konsultieren.»
YB hat seit Dienstag mit dem SCB wieder einmal ein Vorbild in der eigenen Stadt, das gezeigt hat, was es braucht, um Meister zu werden. «Sagen wir es so: Der Wille und der Glaube an sich selbst – das können wir unserem Team einimpfen», sagt Bickel. Er fügt indes auch an: «Wir freuen uns sehr für den SCB, der Titel tut unserer Stadt gut, aber wir können eben nicht zwei Drittel der Saison mit einem Schlussspurt wieder vergessen machen.» Die Berner warten seit 1986 auf einen Meistertitel.
Die Zahlen der Prämien bei einer Champions-League-Teilnahme sind allerdings mit Vorsicht zu geniessen. Gemäss FCB-Finanzchef Stephan Werthmüller bleiben dem Verein etwa 75 Prozent davon. Denn mit der Champions League steigen auch die Ausgaben. Der FC Basel gibt einen Teil des Geldes als Prämien an die Spieler weiter. Die Miete im St.Jakob-Park steigt. Zudem sind je nach Verträgen noch weitere Zahlungen fällig für erfolgte Transfers.
So dürfte sich der dänische Verein Odense ziemlich geärgert haben, dass Daniel Hoegh nach dem Transfer zum FCB mit seinem neuen Verein die Königsklasse verpasste. Umgekehrt erhielt Basel im vergangenen Jahr nochmals Geld aus Mönchengladbach, weil sich die Borussia mit Granit Xhaka und Yann Sommer für die Champions League qualifizierte.
Fazit: Das FCB-Minus beträgt nach dem Aus im Playoff für die Champions League gegen Maccabi Tel Aviv nicht 22 Millionen, sondern höchstens 12 Millionen Franken. Auch, weil die erwarteten Einnahmen aus Europa League und Champions-League-Playoff immerhin acht Millionen betragen. Für heute Abend jedenfalls gilt: Möge Villarreal dem Schweizer Fussball zuliebe Sparta Prag besiegen. Basel und YB werden still mitjubeln.