Es ist eine alltägliche Szene nach dem Training eines Bundesligisten: Mats Hummels, der Kapitän von Borussia Dortmund, verlässt den Parkplatz und hält in seinem Auto noch mal kurz an, um wartenden Fans Autogramme zu geben. Dabei kommt es zu einigen kurzen Wortwechseln. Was man halt in solchen Momenten so sagt.
Doch diesmal ist alles anders. Denn ein iranischer Fanklub des BVB hat ein Video auf Instagram veröffentlicht, in dem ein kurzes Gespräch zwischen Hummels und Fans zu hören ist. Der Film ist nur etwa 45 Sekunden lang. Aber er wurde noch am Abend in der Champions-League-Übertragung von «Sky» ausgestrahlt. Am Himmelfahrtstag fragte dann die «Bild»-Zeitung: «Bleibt Hummels doch in Dortmund?.»
Was aber ist in dem Video überhaupt zu sehen? Oder vielmehr: zu hören? Denn der Bildausschnitt des am Steuer seines Autos sitzenden Hummels lässt den Puls nicht unbedingt schneller schlagen. Im Kern beschwert sich Hummels über «diese Drecksmitteilung da».
Er meint die Ad-hoc-Meldung, die der börsennotierte BVB veröffentlichte, und in der er den Wunsch von Hummels, zum FC Bayern zu wechseln, publik machte. Dazu ist der Verein durch das Wertpapierhandelsgesetz verpflichtet. Hummels aber sagt im Video: «Keine Ahnung, warum man die machen musste». Unwahrscheinlich, dass er das wirklich nicht weiß.
Unplausibel aber ist es vor allem, aus dieser Beschwerde herauszuhören, dass Hummels in Dortmund bleiben will. Oder gar, wie «Der Westen», das Internetportal der «WAZ», zusammenfasste: «Einigen Autogramm-Jägern erklärte er am Mittwoch in Dortmund, dass er sich nicht aktiv um einen Wechsel bemüht hätte.» Das ist aber auf dem Video gar nicht zu hören.
Der Kontext ist klar: Ein Fan beteuert, man dürfe die «acht Jahre» nicht vergessen, die Hummels für den BVB gespielt habe. Hummels korrigiert ihn sofort: «Achteinhalb Jahre. Achteinhalb!». Der Fan legt nach und sagt, er habe nichts dagegen, wenn Hummels bleiben würde. Hummels sagt daraufhin: «Das ist ja auch noch möglich. Es ist noch nichts entschieden.»
Natürlich ist nichts entschieden. Hummels hat einen Vertrag bei Borussia Dortmund, der bis Juni 2017 läuft. Wenn sich der BVB und der FC Bayern nicht auf eine Ablöse einigen können, muss er womöglich bleiben. Daraus aber zu schliessen, es gebe gar keine Wechselabsicht, oder auch nur, Hummels seien Zweifel gekommen? Wenn es nicht den expliziten Wunsch des Spielers gegeben hätte, nach München zu wechseln, hätte der BVB kein Interesse haben können, mit einer Nachricht an die Öffentlichkeit zu gehen, die den Wert des Unternehmens in Frage stellt.
Hummels selbst hingegen hat ein nachvollziehbares Interesse daran, im Gespräch mit Dortmunder Fans nicht seinen Abgang für definitiv zu erklären. Falls er doch bleiben muss, dürfte es ihm am liebsten sein, seinen Verbleib als eigene Entscheidung zu erklären. Das ist absolut legitim. Es ist auch verständlich, dass Fußballfans solche Aussagen so auslegen, wie es ihnen gefällt. Aus dem Videomitschnitt eines banalen Trainingsgesprächs sollte man aber keine neue Nachrichtenlage ableiten.