Dem FCZ fehlte nach der 10-tägigen Corona-Quarantäne viel: Spritzigkeit, Spielfluss, Abgekkärtheit. Die Young Boys erzielten ihre beiden Tore der ersten Halbzeit dann prompt nach schweren Fehlern der Zürcher Defensive. Die Torschützen Miralem Sulejmani und Jean-Pierre Nsame fanden das offene Tor vor sich. Die hoch überlegenen Berner hatten daneben ebenfalls vor der Pause fünf ausgezeichnete Möglichkeiten, um ohne gegnerische Hilfe zu skoren. Aber entweder rettete Goalie Yanick Brecher mit starken Paraden, oder es fehlten Zentimeter.
Mit dem Kopfball-Tor von Jean-Pierre Nsame – er hat als dreifacher Torschütze des Abends nun bereits 28 Mal getroffen – kurz nach der Pause fiel mehr als nur die Vorentscheidung.
YB beendete im Letzigrund eine für den Meister ungewöhnliche Durststrecke. Seit dem 24. November, einem 4:3 in Sitten, hatten die Berner kein Auswärtsspiel mehr gewonnen. In dieser Zeit bezogen sie in fremden Stadien fünf Niederlagen, zwei davon gegen den Erzrivalen Basel. Aus den übrigen drei Auswärtsspielen holten sie je einen Punkt.
Eine positive Erkenntnis für YB-Trainer Gerardo Seoane dürfte der Auftritt der Zweimann-Sturms Nsame/Elia sein. Der kleine, junge Kongolese Meschack Elia ist ein ähnlicher Spieler, wie es Roger Assalé war – und nach der Leistung in Zürich zu urteilen, ist er bereits jetzt ähnlich stark.
Die Zürcher sind in dieser Saison YBs zuverlässigstes Punktelieferant. Sie gaben gegen die Berner alle zwölf Punkte ab. Dem steht die hervorragende Bilanz aus den Spielen gegen Leader St. Gallen – 9 Punkte aus bislang 3 Spielen – gegenüber. Zu den Kuriositäten der Saison gehört auch das Gesamtscore von 13:0 aus drei Siegen der Young Boys gegen den FCZ.
Die Leistung des FCZ ist kaum schlüssig zu beurteilen. Die acht Tage ohne jedes Training haben sie auf jeden Fall ausgewirkt. Besonders in den ersten 25 Minuten, als es noch 0:0 stand, sahen die Zürcher gegen die Berner wie eine Juniorenmannschaft aus, und in der zweiten Halbzeit war es kaum besser. Ein Fünftore-Rückstand in der Pause wäre angemessen gewesen.
Trainer Ludovic Magnin, der sich vor dem Spiel fürchterlich über die Ansetzung der Partie aufgeregt hatte, steht nun vor der Aufgabe, seine Spieler bis zum Match vom Mittwoch in Lugano wieder wettkampftauglich zu machen. Am Samstagabend waren sie es nicht.
Welche fünf weiteren Spieler – nebst dem bekannten Fall von Mirlind Kryeziu – am Coronavirus erkrankt sind, gab der Klub nicht offiziell bekannt. Zu ihnen dürften aber Kevin Rüegg, Toni Domgjoni, Nathan und der zweite Goalie Andris Vanins gehören. Sie alle standen nicht auf dem Matchblatt.
Zürich - Young Boys 0:5 (0:2)
0 Zuschauer. - SR Jaccottet.
Tore: 33. Sulejmani (Nsame) 0:1. 42. Nsame (Elia) 0:2. 48. Nsame (Sulejmani) 0:3. 59. Nsame (Foulpenalty) 0:4. 73. Spielmann (Moumi Ngamaleu) 0:5.
Zürich: Brecher; Seiler (46. Bangura), Omeragic, Sauter, Kempter (75 Britto); Sohm, Hekuran Kryeziu; Winter, Marchesano (18. Kramer), Schönbächler (46. Koide); Kololli (85. Reichmuth).
Young Boys: Von Ballmoos; Janko, Camara (67. Bürgy), Zesiger, Lefort (60. Lotomba); Fassnacht (60. Moumi Ngamaleu), Aebischer, Sierro, Sulejmani (60. Gaudino); Nsame, Elia (67. Spielmann).
Bemerkungen: Zürich ohne Tosin, Mahi (beide verletzt), Janjicic (krank), Mirlind Kryeziu, Rüegg, Domgjoni, Nathan und Vanins (alle mutmasslich mit Coronavirus infiziert). Young Boys ohne Martins (gesperrt), Lustenberger, Hoarau, Garcia, Lauper, Sörensen und Petignat (alle verletzt). Verwarnungen: 24. Sohm (Foul), 24. Camara (Foul), 35. Schönbächler (Foul), 45. Kramer (Foul), 89. Sauter (Foul). (pre/sda)