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Frauen-EM: Die Schweiz verliert gegen die Niederlande und scheidet aus

epa10076361 Netherlands' players celebrate their goal after scoring the 4-1 during the UEFA Women's EURO 2022 group C preliminary round soccer match between Switzerland and Netherlands, at t ...
Die Niederländerinnen jubeln – die Schweizerinnen müssen eine herbe Enttäuschung wegstecken.Bild: keystone

«Pure Enttäuschung!» Frauen-Nati verpasst den EM-Coup nur knapp und scheidet aus

Die Schweiz verliert das dritte Gruppenspiel gegen die Niederlande 1:4 und scheidet an der Europameisterschaft in England aus. Ein beherzter Auftritt gegen den Titelverteidiger bleibt unbelohnt.
17.07.2022, 20:1718.07.2022, 00:29
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Dann passiert es doch. In Sheffield läuft die 84. Minute, ein hoher Flankenball, Gaëlle Thalmann zögert, und der Ball fliegt vom Kopf der eingewechselten Niederländerin Romée Leuchter in hohem Bogen ins Tor. Es ist das 2:1 für den haushohen Favoriten, und der Anfang vom Ende für das EM-Abenteuer des Schweizer Teams. Zwei weitere Treffer in der Schlussphase sind nicht mehr als ein weiterer Schlag auf die schon am Boden liegenden Schweizerinnen.

Zuvor war sie an diesem heissen Tag durchaus in der Luft gelegen, die Überraschung. Wieder liessen sich die Schweizerinnen nämlich von den grossen Namen auf der Gegenseite nicht beeindrucken. Wie schon gegen Schweden am Mittwoch spielten sie defensiv diszipliniert und mutig nach vorne. Am Vortag hatte Nielsen seinen Matchplan gegen die Titelverteidigerinnen nicht preisgeben wollen, 24 Stunden später sahen die über 22'000 Zuschauerinnen und Zuschauer an der Bramall Lane, dass es aufging, was sich der Däne überlegt hatte.

In derselben Aufstellung angetreten wie zuletzt, setzte Sandy Maendly für die Schweiz ein erstes Ausrufezeichen mit einem Schlenzer. Die Genferin schien eigenmächtig verhindern zu wollen, dass ihre Karriere an diesem Sonntag mit einer Niederlage zu Ende geht und stattdessen noch bis mindestens nächsten Samstag um das Viertelfinalspiel gegen Frankreich verlängert wird.

Die Gefährlichste in den Reihen des Teams von Nils Nielsen war aber einmal mehr Ramona Bachmann. Die PSG-Akteurin, die schon gegen Schweden getroffen hatte, stellte die Niederländerinnen mit ihrer Schnelligkeit immer wieder vor Probleme, und zeigte zudem quasi blindes Verständnis mit Géraldine Reuteler. In der 53. Minute kombinierten sich die beiden auf der linken Seite durch, und Reuteler schob den Ball elegant ein.

Es war das 1:1 für die Schweizerinnen, weil ein paar Minuten zuvor bei einem Eckball die Zuteilung für einmal nicht gestimmt hatte und Ana-Maria Crnogorcevic einen Kopfball von Stephanie van der Gragt nicht mehr klären konnte. Doch wie schon gegen Schweden fanden die Schweizerinnen orchestriert von Bachmann postwendend eine Antwort.

Und waren in der Folge nahe, die Partie zu drehen. Denn nur drei Minuten nach dem Ausgleich kombinierten sich Reuteler und Bachmann erneut durch die Reihen der Niederländerinnen. Diesmal fand Bachmann in der Mitte Coumba Sow, die erst an Torhüterin Daphne van Domselaar scheiterte und ihren Nachschuss dann vom Pfosten zurückprallen sah.

Es war der Moment, als die Schweizerinnen ihre stärkste Phase hatten, in der sie die über 1000 mitgereisten Fans hoffen liessen, als erstes europäisches Team in den letzten fünf Jahren einen Sieg gegen die Niederlande einzufahren. Doch diese Hoffnung endete jäh mit Romée Leuchters Kopfball, womit die Schweizerinnen auch bei ihrer zweiten EM nach 2017 nicht über die Gruppenphase hinauskommen. Die Schweizer Delegation fliegt am Montagnachmittag von Manchester zurück in die Schweiz.

Die Stimmen zum Spiel

Lia Wälti:

«Das ist pure Enttäuschung! Am Schluss war alles möglich. Wir waren dem 2:1 eigentlich näher als die Niederländerinnen. Wir spielten richtig guten Fussball und spielten uns richtig gute Chancen heraus. Am Schluss mussten wir auftun und wurden dann sehr, sehr hart bestraft. Das Resultat widerspiegelt nicht das Spiel. Ich bin sehr stolz auf die Leistung von unserem Team, wir haben uns sehr gut präsentiert.

Ich glaube nach dem Ausgleich haben wir gespürt, dass noch etwas drin ist. Wir haben es in der Halbzeit auch gesagt, dass Holland keine Übermacht war heute, daher ist es umso bitterer. Man muss seine eigenen Chancen nutzen, sonst wird man eiskalt bestraft. Wir lernen daraus und wenn wir im nächsten halben Jahr so auftreten, wie in den letzten zwei Spielen, haben wir gute Chancen an die WM zu fahren.»
Switzerland's Lia Waelti leaves the pitch after injuring during the Women Euro 2022 soccer match between Switzerland and Netherlands at Bramall Lane Stadium in Sheffield, England, Sunday, July 17 ...
Lia Wälti kann ihre Enttäuschung nach dem Schlusspfiff nicht verbergen.Bild: keystone

Géraldine Reuteler:

«Es ist mega schade! Wir haben ein super Spiel gezeigt und gekämpft bis am Schluss. Wir sind auch nach dem 1:0 nicht eingebrochen und kamen noch einmal zurück. Ich bin mega stolz auf die Mannschaft, was wir hier geleistet haben. Am Schluss ist man natürlich trotzdem enttäuscht. Aber diese Spiele sind auch wichtig für die WM-Quali, dort werden wir auch noch wichtige Spiele haben.»

Nils Nielsen (Trainer):

«Wir haben es versucht, aber es hat nicht geklappt. Die Spielerinnen haben gezeigt, dass sie mit den Top-Nationen mithalten können. Nach dem Ausgleich haben wir diese zwei grosse Chancen auf das 2:1, da hat uns auch etwas das Glück gefehlt. Unglaublich, dass wir da kein Tor gemacht haben.

Ich bin aber stolz, dass wir mitspielen konnten. Wir hatten fast dieselben Torchancen, dieselben erfolgreichen Pässe. Wir waren auf einer Höhe mit Holland und damit können wir weiterarbeiten. Aus dieser EM können wir sicher auch Selbstvertrauen tanken.»

Das Telegramm:

Schweiz - Niederlande 1:4 (0:0)
Bramall Lane, Sheffield. - 22'596 Zuschauer. - SR Demetrescu (ROU).
Tore: 49. Crnogorcevic (Eigentor) 0:1. 53. Reuteler (Bachmann) 1:1. 84. Leuchter (Wilms) 1:2. 89. Pelova 1:3. 94. Leuchter (Pelova) 1:4.
Schweiz: Thalmann; Maritz, Calligaris, Bühler (58. Kiwic), Aigbogun (58. Stierli); Wälti (83. Mauron), Maendly (58. Fölmli); Crnogorcevic, Sow (72. Xhemaili), Reuteler; Bachmann.
Niederlande: Van Domselaar; Wilms, Van der Gragt, Nouwen (64. Casparij), Janssen; Groenen, Roord (64. Pelova), Spitse; Van de Donk (95. Egurrola), Beerensteyn (74. Leuchter), Martens (74. Brugts).
Bemerkungen: Schweiz komplett. Niederlande ohne Miedema (Corona-Isolation). Zuschauerrekord für EM-Spiel ohne Gastgeber. 56. Pfostenschuss Sow. 86. Thalmann lenkt Schuss von Brugts an den Pfosten. (pre/sda)

Schwedinnen kantern Portugal nieder

Trotz des 4:1-Siegs gegen die Schweiz reichte es den Niederländerinnen in der Gruppe C der Frauen-EM in England nur zum 2. Platz. Denn gleichzeitig deklassierte Schweden das letztplatzierte Portugal 5:0. In der Schlussabrechnung weist Schweden die um zwei Tore bessere Tordifferenz auf als die Niederlande

Die Tabelle:

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Vom 6. bis 31. Juli findet die Fussball-EM 2022 der Frauen in England statt. Die Schweiz trifft auf Portugal, Schweden und die Niederlande.
quelle: keystone / robert ghement
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25 Kommentare
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Glen_Miller
17.07.2022 20:39registriert Januar 2020
1 Punkt aus 3 Spielen und im alles entscheidenden Match eine (späte) 1:4-Niederlage. Also soooooo knapp war’s dann irgendwie doch nicht.
Oder wie Loddar sagen würde: Wäre wäre Fahradkette! 😉
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Darkside
17.07.2022 21:03registriert April 2014
"Knapp"...
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fandustic
17.07.2022 20:38registriert Juni 2021
„…und Ana-Maria Crnogorcevic einen Kopfball von Stephanie van der Gragt nicht mehr klären konnte.“

Na ja, etwas optimistisch ausgedrückt😉
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