Nach dem 4:2 gegen Mexiko das 4:0 gegen die USA: Resultatmässig war die Testspiel-Reise der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft nach Übersee ein voller Erfolg. Und sonst? Das sind die Erkenntnisse des Probelaufs für die im Herbst startende WM-Qualifikation:
Was war das für ein zähes Jahr nach dem EM-Rausch im Sommer 2024: In acht Spielen hat die Nati 18 Tore erhalten und selber nur deren zehn erzielt. Letzterer Wert machte grosse Sorgen beim Blick auf die Gegner in der WM-Qualifikation, gegen die bei den latenten Abwehrproblemen der Nati eine gut geölte Tormaschinerie nötig sein wird.
Eine Reise in die USA später sind die Sorgenfalten kleiner. Ganz abgesehen vom bedenklich schwachen Niveau des US-Teams gilt: Die acht Tore impfen der Schweizer Offensivfraktion viel Selbstvertrauen ein. Im Kollektiv, aber auch jedem einzelnen: Embolo, Ndoye, Rieder, Amdouni und Debütant Manzambi – alle von Yakin aufgebotenen Angreifer haben getroffen. Mit Freiburg-Profi Manzambi (19) hat der Trainer zudem ab sofort eine spannende Option mehr in der Hinterhand.
Bis dato galt zur Beziehung zwischen der Schweizer A-Nati und Ardon Jashari: Es ist kompliziert! Trikot-Eklat an der WM 2022, Verweigerung eines U21-Aufgebots und zuletzt die fragwürdige Absage für die März-Testspiele: Statt schon länger seine fussballerischen Qualitäten einzubringen, sorgte Jashari bei Yakin und den Verbands-Chefs für Schnupfen.
Fernab der Heimat kommt der 22-Jährige nun zu seinen ersten längeren Einsätzen im A-Team, gegen die USA sogar von Anfang an und neben Granit Xhaka, als dessen Nachfolger er sich selber sieht.
Fazit: Mehrere Assists, die Spielintelligenz und die für sein Alter erstaunliche Abgezocktheit machen Lust auf mehr. Gepaart mit den noch frischen Eindrücken von Jasharis Mega-Saison mit dem FC Brügge (Spieler der Saison in Belgien) fordern wir von Murat Yakin: Jashari muss ab sofort immer spielen!
Als es nach dem 4:2 gegen Mexiko galt, das erste von zwei Testspielen der US-Reise einzuordnen, sagte SRF-Experte Benjamin Huggel: «Die Schweizer haben gewonnen, obwohl sie nicht das bessere Team waren.»
Anders gesagt: Die Schweizer zeigen gegen Mexiko Topteam-Qualitäten. Die Auftritte der besten Fussball-Teams der Welt sind nicht immer schön anzuschauen, nicht immer berauschend und nicht jedes Mal eine Machtdemonstration – aber sie sind in der Regel erfolgreich.
Seit Yakins Amtsantritt vor vier Jahren galt die Devise: Siege gab es nur bei spielerischer und optischer Überlegenheit. Doch gegen Mexiko müssen die Schweizer spielerisch grösstenteils unten durch – nehmen dem Gegner aber mit ihrer Effizienz bei Standards und klug gespielten Gegenstössen den Wind aus den Segeln. Das macht Hoffnung für die WM-Qualifikation, wo Gegner voller Selbstvertrauen auf die Schweizer warten.
Amenda, Elvedi, Zesiger, Wüthrich, Gartenmann, Cömert: Sie alle hatten seit dem Rücktritt von Fabian Schär die Chance, sich als künftiger Dauer-Partner von Abwehrchef Manuel Akanji zu empfehlen. Nachhaltig gelungen ist dies mit Ausnahme von Amenda keinem des Sextetts.
Doch der Frankfurt-Profi führt einen eklatanten und auf Dauer auch für Yakin nicht zu ignorierenden Makel mit: Er ist seit dem Wechsel vor einem Jahr in die Bundesliga Statist, was beim 4:2 gegen Mexiko in einigen Szenen auch zutage tritt.
Verbessert sich Amendas Rolle auf Klubebene bis zum Start der WM-Qualifikation nicht, muss Yakin über die Bücher. Und seine Pläne für den Part neben Akanji überdenken. Personell und taktisch.
An den Qualitäten von Gregor Kobel gibt es grundsätzlich keine Zweifel. Aber zur Wahrheit gehört auch: Bislang ist der BVB-Profi nicht die Stütze für die Schweizer Nati, wie sie Yann Sommer in seinen zehn Jahren als Nummer bis auf wenige Ausnahmen war.
Wie gut also muss Kobel dieses 4:0 gegen die USA tun! Denn es ist sein erstes Spiel für die Nationalmannschaft ohne Gegentor – im zwölften Anlauf. Da dürfte es dem 27-Jährigen auch egal sein, dass der Haupt-Gastgeber der WM 2026 ein Jahr vor dem Heimturnier ein miserables Bild abgab und Kobel bis auf ein Schüsschen in der Anfangsphase einen geruhsamen Match bescherte.