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NHL: Die Stanley-Cup-Playoffs sind ein brutaler Überlebenskampf

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Zwischen den Panthers und den Oilers ging es heute Nacht zur Sache.Bild: IMAGO/Imagn Images

Warum spielerische Klasse alleine nicht reicht, um den Stanley Cup zu gewinnen

Im Kampf um den Stanley Cup geht es nicht nur darum, wer am besten Eishockey spielt. Die NHL-Playoffs sind auch ein brutaler, dreckiger Überlebenskampf.
10.06.2025, 13:1510.06.2025, 13:55
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Der Stanley-Cup-Final bietet auch dieses Jahr beste Unterhaltung. Die ersten beiden Spiele waren hart umkämpft und spielerisch hochklassig. Vergangene Nacht setzten die Florida Panthers mit einem 6:1-Sieg in Spiel 3 ein Zeichen und die Edmonton Oilers reagierten mit Frust und Fäusten. Einige der besten Scharmützel und Szenen gegen Ende der Partie:

Greer klaut Walman den Handschuh, Walman bespritzt die Florida-Bank mit Wasser.

Am Ende standen auf beiden Seiten insgesamt 140 Strafminuten zu Buche – am viertmeisten in der Geschichte aller Stanley-Cup-Finals. Das steht ein wenig exemplarisch dafür, dass spielerische Klasse alleine nicht reicht, um den Stanley Cup zu gewinnen. Natürlich braucht es diese auch. Es braucht absolute Superstars wie Connor McDavid, Leon Draisaitl, Matthew Tkachuk, Nathan MacKinnon oder Nikita Kutscherow, die Spiele prägen und entscheiden können. Aber um den ganz grossen Triumph feiern zu können, braucht jedes Team ein gewisses Mass an «Psychopathie».

Was ist damit gemeint? Die wenigsten Spieler würden das wohl zugeben, aber es geht in den Stanley-Cup-Playoffs auch darum, die Gegner physisch an die Grenzen zu bringen oder gar zu verletzen. Und es braucht den unbedingten Willen, seinerseits solche Versuche der Gegner auszuhalten – sowohl physisch als auch mental.

Die Florida Panthers sind ein Meister in beidem. Sie teilen Checks aus, provozieren und hauen ihren Gegnern abseits des Spielgeschehens auch mal einen Ellenbogen gegen den Kopf und verstecken sich dann hinter den Unparteiischen. Insbesondere Sam Bennett oder Aaron Ekblad schaffen es immer wieder, mit scheinbar zufälligen Situationen Gegner aus dem Spiel zu nehmen. Ein verdeckter Schlag gegen Toronto-Goalie Anthony Stolarz, ein Ellenbogen gegen den Kopf von Carolina-Stürmer Jackson Blake oder ein zufälliger Sturz auf das Bein von Edmonton-Goalie Stuart Skinner.

Sam Bennett fällt auf das Bein von Stuart Skinner. Im nachfolgenden Scrum versteckt sich Matthew Tkachuk hinter dem Schiedsrichter und drückt seinem Gegner den Stock ins Gesicht.

Aber auch die Oilers sind keine Kinder von Traurigkeit. Spieler wie Evander Kane und Corey Perry sind schon länger für ihre Unsportlichkeiten bekannt – und sie sind nicht allein. Im Western-Conference-Final verpasste Dallas-Stürmer Roope Hintz ein Spiel wegen eines Fussbruches nach einem Stockschlag von Darnell Nurse. Als er beim übernächsten Spiel wieder im Einsatz stand, schlug Edmontons Evan Bouchard dem Finnen erneut auf genau diese Stelle – als das Spiel längst unterbrochen war.

Doch warum ist es so, dass diese Brutalität und diese dreckigen Aktionen nötig sind? Die Schuld liegt am Ende bei den Schiedsrichtern und der Liga. Die Unparteiischen in der NHL sind nicht ausschliesslich dafür da, die Regeln so zu pfeifen, wie sie im Regelbuch stehen. Wenn ein Team mehr Powerplays als das andere erhält, sorgen sie mit gesuchten Strafen dafür, dass sich das Verhältnis wieder ausgleicht. Das ist nicht einfach eine Behauptung, sondern wurde in der Vergangenheit schon von Schiedsrichtern selbst auf Mikrofonen festgehalten. Gerade in den Playoffs pfeifen die NHL-Schiris je länger die Serien dauern, immer weniger – ausser es eskaliert gleich so wie in der vergangenen Nacht.

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In den Playoffs bleiben die Pfeifen der Schiedsrichter oft stumm.Bild: IMAGO/Imagn Images

Auch disziplinarische Massnahmen sind in den Playoffs selten – insbesondere je länger diese dauern. In der ersten Runde wurden noch fünf Spieler für ein Vergehen gesperrt (drei davon in der Serie zwischen Florida und den Tampa Bay Lightning). Doch seither wurden keine Sperren mehr ausgesprochen – obwohl es durchaus Aktionen gegeben hätte, die solche verdienen. So verkommen die Eisflächen im Kampf um den Stanley Cup etwas zu einem rechtsfreien Raum.

Und für diese Art des Eishockeys sind längstens nicht alle Teams gemacht. Die Toronto Maple Leafs waren in den letzten acht Jahren eine der besten Mannschaften in der Regular Season. In den Playoffs kamen sie aber nie weiter als die zweite Runde – weil ihre Stars nicht in der Lage waren, dieses «dreckige» Spiel zu spielen und weil das Team rundherum nicht gut genug war.

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Die New Jersey Devils haben einige verletzungsanfällige Spieler im Kader.Bild: www.imago-images.de

Und auch die aus Schweizer Sicht interessanten New Jersey Devils bringen aktuell nicht das Rüstzeug mit, um diesen Härtetest über mehrere Serien zu bestehen. Jack Hughes ist verletzungsanfällig, auch Nico Hischier kämpft immer wieder mal mit Blessuren. Sie haben keinen Spieler, der in den Playoffs so richtig aufblüht, wie das Bennett oder Marchand derzeit für Florida oder Perry und Kane für die Oilers machen. Will Devils-GM Tom Fitzgerald sein Team für künftige Playoff-Serien rüsten, muss er das berücksichtigen.

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38 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hardhitter
10.06.2025 13:39registriert September 2022
Genau das stört mich halt an den Playoffs in der NHL. Je weiter es geht desto weniger wird gepfiffen und desto roher wird das Spiel. Am Schluss geht es so weit, dass eben nicht die spielerisch beste Mannschaft gewinnt, sondern diejenigen, welche die beste Mischung zwischen Skills und dreckiger Spielweise besitzt. Ich finde das schade, es belohnt halt irgendwie eine unfaire Spielweise und bestraft die Teams, welche auf spielerische Klasse anstatt Härte setzen. Ich meine worin besteht genau die Leistung, einem Spieler auf den sonst schon verletzten Fuss zu schlagen?
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Mr. Steinberg
10.06.2025 14:49registriert Mai 2022
Wie unsportlich und dreckig wair bitte die Aktion von Bouchard (Schlag gegen den Fuss von Hintz)...
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marak
10.06.2025 14:46registriert April 2014
Ja, diese Grenzüberschreitungen. Wenn es passiert dürfte man in den Playoffs schon auch härter durchgreifen. Aber wenn die Liga die Schiris nicht öffentlich in Schutz nimmt, kann man das vergesssen. Ganz ausgeglichen wird es eh nie. Aber warum man einem ums Verrecken absichtlich einen Ellbogen in die Fresse hauen muss, leuchtt schon nicht en. Das ist ja auch nicht gesunde Härte.
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