Am Ende war es doch die erwartet klare Sache, ging den Belgierinnen gegen spielerisch deutlich überlegene Spanierinnen die Luft aus. So setzte sich der Weltmeister gegen den krassen Aussenseiter schlussendlich deutlich 6:2 durch.
Dabei blieb die Partie lange unerwartet offen. Zwar war Spanien von Beginn an spielbestimmend, am Ende hatte es über 80 Prozent Ballbesitz. Doch war die Furia Roja in der Offensive gegen defensiv kompakt stehende Belgierinnen zu Beginn zu wenig zwingend. In der 22. Minute schloss Alexia Putellas zwar eine wunderschöne Kombination zur spanischen Führung ab. Nun nimmt das Spiel seinen Lauf, konnte man meinen.
Doch im Gegenzug schockte Justine Vanhaevermaet den haushohen Favorit mit ihrem Kopfballtor nach einem Eckball, dem ersten Torschuss Belgiens. Da klatschte selbst König Philippe auf der Tribüne der Stockhorn Arena in Thun frenetisch. Auch danach war dasselbe Bild zu beobachten: Spanien macht das Spiel, Belgien konzentriert sich auf die Defensive – und es macht das gut.
In der 39. Minute schlug es dann aber wieder nach einer Ecke ein, dieses Mal jedoch auf der anderen Seite. Spaniens Irene Paredes kam unbedrängt zum Kopfball, weil sie ihre Bewacherin abgeschüttelt hatte, machte es in der Luft stark und traf so zum 2:1. In der Nachspielzeit erhöhte Vicky Lopez nach einer tollen Kombination fast auf 3:1, doch rettete die Belgierin Jill Janssens noch vor der Linie und der bereit stehenden Mariona Caldentey.
Zur zweiten Halbzeit wurde dann die Weltfussballerin der letzten beiden Jahre, Aitana Bonmati, eingewechselt. Die 27-jährige Mittelfeldspielerin musste kurz vor EM-Beginn mit einer Hirnhautentzündung ins Spital, machte sich in Thun aber sofort mit einem Schuss knapp neben den Pfosten bemerkbar. Doch nicht die überlegenen Spanierinnen machten das erste Tor nach der Pause, sondern die Belgierinnen nach einem blitzsauberen Konter, den Tessa Wullaert präzis abschloss. Zu diesem Zeitpunkt wies Belgien zwei Torschüsse auf – und trotzdem stand es 2:2.
Lange hielt die belgische Freude aber nicht an. Nach dem Check des VAR auf Abseits fand Putellas Torjägerin Esther Gonzalez mit einem schönen Pass in die Spitze, die 32-Jährige blieb eiskalt und erzielte ihr drittes Tor an dieser EM in der Schweiz. Neun Minuten später bewahrte Mariona Caldentey im Gewühl vor dem belgischen Tor nach einem Eckball die Übersicht und schoss zum 4:2 ein.
Danach kam von Belgien nicht mehr viel, Spanien hatte derweil einige Chancen, sündigte aber im Abschluss. Bis in der 81. Minute Claudia Pina den Ball perfekt traf und ihn in den Winkel drehte. Wenig später sorgte Putellas, wie Bonmati zweifache Weltfussballerin, mit ihrem zweiten Treffer für den Endstand. Der 31-jährige Barcelona-Star bereitete ausserdem zwei Tore vor. Zwar jubelten die Belgierinnen noch einmal, doch stand Wullaert knapp im Abseits.
Dank des zweiten deutlichen Siegs steht Spanien im Viertelfinal, wo es ein potenzieller Gegner für die Schweizer Nati wäre. Im letzten Gruppenspiel gegen Italien geht es noch um den Gruppensieg – ein Unentschieden würde Spanien reichen. Für Belgien ist das EM-Aus mit dem 1:1 zwischen Italien und Portugal hingegen besiegelt.
Spanien - Belgien 6:2 (2:1)
Thun. 7961 Zuschauer. SR Kulcsar (HUN).
Tore: 22. Putellas 1:0. 24. Vanhaevermaet 1:1. 40. Paredes 2:1. 50. Eurlings 2:2. 52. Gonzalez 3:2. 61. Caldentey 4:2. 82. Pina 5:2. 86. Putellas 6:2. (nih/sda)