Schon wieder waren die Engländerinnen fast ausgeschieden. Es lief bereits die sechste Minute der Nachspielzeit und noch immer war Italien nach dem Treffer von Barbara Bonansea in Führung und der Sensation ganz nah. Doch Totgeglaubte leben bekanntlich länger und so schaffte England das zweite Comeback innerhalb von fünf Tagen.
Wie bereits gegen Schweden im Viertelfinal zeigten die Lionesses bei weitem keine starke Leistung. Es erinnerte schon fast ein wenig an das Männerteam, welches sich an der letzten EM ebenfalls in den Final mogelte, mit teils unterirdischen Leistungen. In der 96. Minute kam am gestrigen Dienstagabend dann endlich die Erlösung aus der Sicht der Titelverteidigerinnen. Wie gegen Schweden erzielte wieder Michelle Agyemang den so wichtigen Ausgleichstreffer.
Die erst 19-Jährige hat damit schon zum zweiten Mal ihr Land nach ihrer Einwechslung vor dem Ausscheiden bewahrt. Für Agyemang ist es das erste grosse Turnier mit England und abgesehen von einem Kurzeinsatz in der Gruppenphase kam die Stürmerin zuvor an dieser EM nicht zum Einsatz. An der letzten Europameisterschaft, welche in ihrem Heimatland stattfand, war Agyemang noch Ballmädchen und sah, wie die Engländerinnen Europameisterinnen wurden. Nun hat sie einen grossen Anteil daran, dass England im dritten grossen Final hintereinander steht.
Bereits vor drei Jahren im Wembley war Chloe Kelly die grosse Heldin. Im Final gegen Deutschland wurde Kelly eingewechselt und erzielte in der 110. Minute den entscheidenden Treffer zum Titel. Unvergessen ihr ikonischer Jubel, als sie ihr Trikot vom Leib riss und durch das ausverkaufte Stadion rannte.
Gegen Italien und erneut in der Verlängerung erzielte die 24-Jährige wiederum das Tor zum 2:1-Sieg. Nach einem umstrittenen Elfmeterpfiff nahm Kelly die Verantwortung auf sich und schnappte den Ball. Obwohl ihr Versuch zunächst von der italienischen Torhüterin Laura Giuliani pariert wurde, jubelte die Arsenal-Stürmerin nach dem Nachschuss doch noch.
Bei ihrem Jubel liess sie es sich nicht nehmen, wie zwei absolute Legenden des Fussballs zu feiern. Zunächst machte sie den «Calma»-Jubel von Cristiano Ronaldo und nach dem Feiern mit ihren Mitspielerinnen blieb Kelly stehen und hielt die Eckfahne, wie es damals Thierry Henry gemacht hatte.
Chloe Kelly hit Ronaldo and Thierry Henry's iconic celebrations after scoring the winner in extra time for England in the Euro semifinal 🥶 pic.twitter.com/vvyBa7vnYP
— ESPN FC (@ESPNFC) July 22, 2025
«Wir haben wieder unglaubliche Widerstandsfähigkeit bewiesen und werden weiter hart arbeiten, damit wir es dann im Finale allen zeigen können», sagte Kelly im Interview nach dem Halbfinal. Nach ihrem weiteren wichtigen Treffer wurde Kelly im Netz als «Comeback-Queen» gefeiert.
Am Sonntag kommt es entweder zum selben Final wie an der letzten EM gegen Deutschland oder zur Neuauflage des WM-Endspiels vor zwei Jahren. Damals konnte sich Spanien mit 1:0 gegen England durchsetzen. (riz)