In der 117. Minute zeigt Schiedsrichterin Ivana Martincic auf den Punkt. Die Italienerin Emma Severini hatte die Engländerin Beth Mead zu Boden gerungen. Ein unumstrittener Entscheid war es nicht, doch Chloe Kelly war dies egal. Die eingewechselte Stürmerin trat an, scheiterte erst an Goalie Laura Giuliani, doch verwandelte den Nachschuss zum 2:1-Sieg. Italien konnte nicht mehr reagieren, womit das einzige verbliebene Team, das vor der Europameisterschaft in der Schweiz nicht zu den Topfavoriten auf den Titel zählte, ausgeschieden ist.
Nach dem Spiel überwog bei Trainer Andrea Soncin der Stolz: «Die Mädchen müssen stolz auf das sein, was sie erreicht haben. Den Titelverteidigerinnen Paroli geboten zu haben, muss uns für die Zukunft guttun.» Es gebe keine Worte, «um die Gefühle zu beschreiben, die wir erlebt haben», erklärte der 46-Jährige gegenüber Rai. Dennoch fügte Soncin an: «Wir haben ein anderes Ende verdient. Es tut weh, so auszuscheiden.» Italien hatte bis zur 96. Minute geführt, kurz vor Ablauf der Nachspielzeit gelang Englands Michelle Agyemang der Ausgleich. In der Verlängerung fiel dann auch noch das zweite Tor für die Europameisterinnen von 2022.
Zur Penaltyszene äusserte sich dann die italienische Verteidigerin Elena Linari. «Ich spreche nicht gerne über Schiedsrichterentscheidungen, aber ich hatte gehofft, dass der VAR das noch einmal überprüft», so die 31-Jährige, «doch die Schiedsrichterin sagte mir, dass dies nicht der Fall war. Ich möchte keine Kontroverse anzetteln.» Linaris Gefühlszustand war ebenfalls geteilt: «Es ist schön und traurig zugleich. Wir waren anderthalb Minuten von unserem Traum entfernt.»
«Ein fragwürdiger Penalty verdammt Italien», titelt die «Gazzetta dello Sport». «Es war ein Elfmeter, der nicht berechtigt war und der die Wunden noch vergrösserte», schrieb die italienische Sportzeitung. Der Traum Italiens sei «wieder einmal geplatzt» und somit ende eine «Europameisterschaft, die hätte zum Märchen werden sollen». (nih)