Die Schützenwiese ist keine moderne, austauschbare Arena irgendwo am Rande einer Stadt. Die historische Heimstätte des FCW ist mitten in der Stadt, fünf Gehminuten vom Bahnhof entfernt. Der Charme des Stadions macht einen wesentlichen Teil des Erlebnisses eines Matchbesuchs aus.
Für die Super League müssen die Tribünen der «Schützi» in Sektoren unterteilt und voneinander getrennt werden. Heisst: Zuschauer können nicht mehr von der Gegentribüne durch die Bierkurve schlendern. Wie der FCW am Dienstagabend mitteilte, müssen auch Drehkreuze und Fangnetze installiert werden. Bleiben darf die Sirupkurve für die kleinsten Fans. Unter anderem muss für die Fernsehübertragungen ein stärkeres Flutlicht installiert werden, und als Sicherheitsauflage muss eine Videoüberwachung für das gesamte Stadion mitsamt einem Kontrollraum eingerichtet werden. Apropos Video: Auch für den VAR muss eine Liga höher die nötige Infrastruktur bereitgestellt werden.
Klar ist nach einem ersten Termin mit den Liga-Verantwortlichen, dass die Gegentribüne weiterhin eine Stehtribüne sein wird, ebenso wie die Sektoren hinter den Toren. Weil die Arbeitsplätze für die Medienvertreter ausgebaut werden müssen, wird es auf der Haupttribüne weniger Sitzplätze geben.
Das Stadion gehört der Stadt. Für die nötigen Umbaumassnahmen haben der Winterthurer Stadtrat und das Parlament 1,5 Millionen Franken bewilligt. Der Fussballklub muss sich mit 10 Prozent an den Kosten beteiligen.
Der Ansturm dürfte gerade am Anfang gross sein und sollten die Resultate gut sein, wird er auch anhalten. 9000 Zuschauer fasste die Schützenwiese in der Challenge League, zuletzt war sie oft ausverkauft. Das Ticketing sei in Vorbereitung, teilt der FC Winterthur mit. Bisherige Besitzer eines Saison-Abos werden bevorzugt behandelt. Der Vorverkauf der Saison-Abos soll schon in den nächsten Tagen beginnen.
«Wir brauchen mehr Geld, das ist eine der Baustellen, die uns momentan beschäftigen», sagte Geschäftsführer Andreas Mösli gegenüber dem SRF. «Derzeit haben wir ein Budget von 6 Millionen Franken, inklusive der Nachwuchsabteilung. Für die Super League sollte es auf rund 10 Millionen erhöht werden.» Ein Teil des Gelds soll durch höhere Fernsehgelder und Zuschauereinnahmen in die Kassen fliessen, aber Mösli stellte auch klar: «Wir brauchen mehr Sponsoren. Wir brauchen noch mehr, die uns helfen. Wir wollen schliesslich eine Rolle spielen, in der man uns ernst nimmt.»
Aufstiegstrainer Alex Frei hat gestern erstmals Auskunft über sein neues Engagement gegeben – er wechselt in seine Heimat, wo er den FC Basel zu neuem Ruhm führen soll. «Wir kommentieren keine Gerüchte», teilt der FCW bezüglich seines Nachfolgers mit.
Gehandelt wird in Winterthur unter anderem Bruno Berner. Er führte den SC Kriens in die Challenge League und hielt den Underdog aus Luzern drei Jahre in der Liga, ehe er zurücktrat. Aktuell ist Berner, der Zuschauern des SRF als TV-Experte bekannt sein könnte, Schweizer U19-Nationaltrainer. Aus der Gerüchteküche war auch der Name von Patrick Rahmen zu vernehmen, der vormalige Trainer des FC Basel.
Ein anderer Name, der kursiert, ist jener von Thomas Stamm. Der 39-Jährige lief einst selber für Winterthur auf und ist U23-Trainer beim SC Freiburg. Stamm gilt auch als Kandidat bei den Young Boys sowie auf Schalke – und es ist auch offen, ob er nicht lieber im Breisgau bleiben möchte, wo er dereinst in die Fussstapfen von Christian Streich treten könnte.
Kaum realistisch ist die Verpflichtung eines anderen früheren Winterthur-Spielers, auch wenn Deutschlands Weltmeister-Trainer Jogi Löw via «Landbote» ausrichten liess: «Falls ihr jetzt einen neuen Trainer braucht, nachdem der Erfolgstrainer geht. Hätte Zeit.»
Der FC Winterthur hat zwar den Aufstieg geschafft, aber mit der aktuellen Mannschaft ist in der Super League wenig zu holen – so ehrlich muss und wird man sein. Der Marktwert des gesamten Kaders beträgt laut Schätzungen von transfermarkt.ch 6,8 Millionen Euro – das ist weniger als die Hälfte des FC Sion, dem Super-League-Schlusslicht in dieser Hinsicht.
Dass es in der nächsten Saison wegen der Aufstockung auf 12 Teams in der Saison 2023/24 für einmal keinen direkten Absteiger gibt, kommt bestimmt gelegen. Der Letzte wird in eine Barrage gegen den Dritten der Challenge League steigen müssen.
Heute hat der FC Winterthur erste Vertragsverlängerungen bekannt gegeben. Mittelfeldspieler Remo Arnold hat für zwei Jahre unterschrieben, Gezim Pepsi für eine Saison. Zudem zog Winterthur die Option bei Goalie Jozef Pukaj und Flügel Samir Ramizi.
Dem Sportchef Oliver Kaiser wird die Arbeit in den nächsten Tagen und Wochen nicht ausgehen, auch wenn er sinnvollerweise zuerst den neuen Trainer wählt und dann gemeinsam mit diesem an der Spieler-Front aktiv wird. «Die Basis steht», betonte Kaiser im «Landboten», aber «zwei drei Spieler» würden bestimmt hinzukommen. «Ich denke, grundsätzlich brauchen wir für jede Reihe noch einen Spieler.»