Die Grasshoppers können sich ab sofort vollumfänglich auf den Abstiegskampf in der Super League konzentrieren. Nach den ach so beklagten Spielen im Europacup fällt nun auch die Belastung durch den Schweizer Cup weg. Verabschiedet aus jenem Wettbewerb, den sie schon 19 Mal gewannen, zuletzt 2013, haben sie sich hilf- und schmucklos mit einer 0:5-Niederlage im Stade de Suisse blamiert. An gleicher Stätte waren sie schon am Sonntag beim 0:4 in der Super League chancenlos geblieben.
Hatte GC-Trainer Pierluigi Tami in den ersten Wochen der Saison noch ständig angeführt, die Anstrengungen zusammen mit dem Europacup seien zu gross, spielen die Grasshoppers auch jetzt nicht besser, da sie genügend zum Trainieren kommen und die Belastung sich in Grenzen hält.
Und sie können nicht mal sagen, Verletzungspech sei für die mageren Leistungen verantwortlich. Gegen YB konnten sie sogar in Bestbesetzung antreten, derweil die Berner noch immer auf Alexander Gerndt, Grégory Wüthrich, Loris Benito und Miralem Sulejmani verzichten mussten.
Tami hatte sein Glück diesmal mit einer Fünferkette versucht, doch auch dies ging kräftig in die Hose. Wie drei Tage zuvor lagen die Zürcher erneut nach 20 Minuten und Toren von Guillaume Hoarau (17.) und Yuya Kubo 0:2 hinten und konnten sich vor allem bei Chancentod Kubo bedanken, dass es nicht bald schon 0:5 hiess.
Nachdem Hoarau dann im kurzen Pauseninterview erklärt hatte, YB müsse bei Wiederbeginn schnellstmöglich das 3:0 schiessen, gehorchten die Teamkollegen dem Superstar und machten nach 28 Sekunden den Sack zu. Thorsten Schick bediente Yoric Ravet, der aus kürzester Distanz traf. Newcastle-Leihgabe Kevin Mbabu und Sékou Sanogo (85.) schraubten das Skore schliesslich auf 5:0.
Zu insgesamt vier Toren hatte der starke Österreicher Schick die Vorarbeit geliefert. «Es hat Spass gemacht, meinem Team zuzuschauen», sagte Trainer Adi Hütter, «es war 90 Minuten hoch konzentriert.»
Erstmals nach fünf schlechten Cupjahren hat YB mal wieder den Viertelfinal erreicht und träumt nun davon, am 25. Mai 2017 in Genf erstmals seit 1987 wieder Cupsieger zu werden. In Bern fragt man sich zu Recht, um wie viel geringer der Rückstand auf den FC Basel in der Liga wohl wäre, hätte Hoarau nicht so lange gefehlt. Aber eben: Die Berner sind in der Breite bedeutend dünner aufgestellt als die Basler.
Wobei die Grasshoppers nur schon glücklich wären, hätten sie Spieler wie Leonardo Bertone, Michael Frey, Alain Rochat und Mbabu, die bei YB alle auf der Ersatzbank sassen. Das Problem: Captain Kim Källström ist zwar noch immer ein ausgezeichneter Fussballer, scheint aber mit seinen 34 Jahren nicht mehr in der Lage zu sein, das Team so mitreissen zu können, wie vor einem Jahr.
Dazu kommt, dass Caio, der so stark in die Saison gestartet war, offensichtlich jegliche Lust verloren hat, in diesem biederen Ensemble mitzuspielen. Gestern fiel er nur einmal auf, als er nach einem Frustfoul die gelbe Karte sah. Doch der Brasilianer dürfte bei GC längst nicht der Einzige sein, der frustriert ist. Zu lachen hatten die Spieler nichts, als sie am Ende eines trüben Abends in der GC-Fankurve mit Schmähungen eingedeckt wurden und mit hängenden Köpfen davonschlichen.