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Nach Rassismus-Vorfall: Valencias Mouctar Diakhaby schiesst gegen LaLiga

epa09115894 Valencia's French defender Mouctar Diakhaby (C) talks with referee David Medie Jimenez (2-L) after allegedly receiving a racist comment by Cadiz's defender Juan Cala (unseen) dur ...
Mouctar Diakhaby (m.) nach dem Vorfall im Gespräch mit dem Schiedsrichter.Bild: keystone

«Wer schweigt, macht sich schuldig» – Valencias Diakhaby schiesst gegen spanische Liga

Am Sonntag verliessen die Spieler des FC Valencia das Spielfeld, nachdem Mouctar Diakhaby von einem Gegenspieler angeblich rassistisch beleidigt wurde. Nun beschuldigt der Betroffene die spanische Liga.
08.04.2021, 14:2608.04.2021, 16:43
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Nachdem neue Aufnahmen von den Zwischenfällen beim Spiel Cádiz gegen Valencia veröffentlicht wurden, hat Mouctar Diakhaby die spanische Liga nun auf Twitter angegriffen. Der Verteidiger des FC Valencia wurde von Juan Cala, der beim Gegner vom vergangenen Sonntag unter Vertrag steht, angeblich rassistisch beleidigt. Der 24-jährige Franzose antwortete auf einen Tweet, in dem zu hören ist, wie jemand während des Spiels eine rassistische Äusserung tätigt. Diakhaby richtet sich direkt an die spanische Liga: «Wer schweigt, macht sich schuldig.»

Am Sonntag haben die Spieler des FC Valencia das Spielfeld nach dem Vorfall geschlossen verlassen. Mouctar Diakhaby beschuldigte seinen Gegenspieler, ihn rassistisch beleidigt zu haben. Das Spiel wurde fortgesetzt, nachdem Valencia entschieden hat, weiterzuspielen. Der Schiedsrichter erklärte ihnen, dass eine Strafe drohe, wenn sie nicht aufs Feld zurückkehren und Diakhaby bat seine Mitspieler, die Partie fortzusetzen und weiterzukämpfen. Der Betroffene selbst liess sich auswechseln, Cala seinerseits kehrte nach der Halbzeit nicht ins Spiel zurück.

Vollste Unterstützung für Diakhaby

Bereits am Montag meldete sich Mouctar Diakhaby mit einer Videobotschaft zu Wort. Darin erklärte er, dass ihn ein Gegenspieler als «Negro de Mierda» (übersetzt bedeutet das «sch*** Schwarzer») beschimpft hatte. In den Aufnahmen auf Twitter hört man nach der Beleidigung ausserdem noch ein «du wirst weinen». Der Franzose bezeichnete dies als nicht tolerierbar und sagte, dass so etwas weder im normalen Leben noch im Fussball passieren dürfe.

Zudem berichtete er, dass ein Gegenspieler gefragt habe, ob sie weiterspielen würden, sollte Cala sich entschuldigen. Diakhaby und seine Mitspieler hätten sich dagegen entschieden, da man mit einer solchen Äusserung nicht einfach so davonkommen dürfe. «Die Aussagen haben sehr geschmerzt.»

Unterstützung erhält Diakhaby dabei von seinem gesamten Team und Valencia-Präsident Anil Murthy. In einem Video auf der Klub-Website versichert Murthy seinem Spieler den vollsten Support und sagt: «Auch wenn Cala es bestreitet, glauben wir Mouctar. Wir alle wissen, wie ein schuldiges Gesicht aussieht.» Der Klub werde Diakhaby bis zum Schluss verteidigen und dafür kämpfen, dass sich solche bedauerlichen Vorkommnisse nicht wiederholen.

Die Szenen vom Sonntag im Video.Video: streamable

Auch in der Super League kam es am Wochenende zu einem Rassismus-Vorfall

«Es gibt keinen Rassismus im spanischen Fussball»

Der Beschuldigte rief derweil eine ausserordentliche Pressekonferenz ein, um seine Sicht der Dinge zu erklären. Am Dienstag bestritt er, Diakhaby in irgendeiner Weise beleidigt zu haben. «Ich habe ihm gesagt, er solle mich in Ruhe lassen und Diakhaby beschuldigt mich, ihn beleidigt zu haben», sagt Juan Cala.

Laut dem Verteidiger von Cádiz habe es zwei Opfer gegeben. Ein Spieler, der beschuldigt wurde, und einer, der glaubt, rassistisch beleidigt worden zu sein. Er hätte kein Problem, sich mit Diakhaby hinzusetzen und zu reden. «Es gibt keinen Rassismus im spanischen Fussball», sagt Cala.

epa09118456 A handout photo made available by Cadiz FC shows Cadiz defender Juan Cala during a press conference in Cadiz, Spain, 06 April 2021. Cala denied racial abuse against Valencia's player  ...
Cala äusserte sich in einer ausserordentlichen Pressekonferenz zu den Geschehnissen.Bild: keystone

Zum Zeitpunkt des Vorfalls seien mehrere Spieler in seiner Nähe gewesen und keiner habe gehört, wie er Diakhaby beleidigt haben soll. Auch die Kameras und Mikrofone haben laut dem 31-Jährigen nichts aufgefangen. «Lasst mich wenigstens meine Zweifel haben», so der spanische Verteidiger. Zumindest der letzte Punkt wurde durch die Tonaufnahmen teilweise falsifiziert.

Cala kündigte rechtliche Schritte gegen alle an, die «seine Ehre verletzen wollten» und meinte damit auch Valencia-Präsident Murthy. Er fügte hinzu, dass er das Profigeschäft verlassen würde, sollten sich die Anschuldigungen bewahrheiten.

«Wir glauben dir nicht, Juan Cala»

Die Antwort vom FC Valencia liess nicht lange auf sich warten. Auf Twitter posteten sie eine offizielle Mitteilung und kommentierten sie mit den Worten: «Juan Cala, wir glauben dir nicht.» Der Spieler von Cádiz habe eine gute Möglichkeit verpasst, seinen Fehler zu akzeptieren und den Betroffenen um Entschuldigung zu bitten.

Die spanische Liga hat ihrerseits noch kein offizielles Statement veröffentlicht, doch laufen laut «LaLiga»-Präsident Javier Tebas interne Ermittlungen mit den Videos und Bildern vom Spiel. Die Ergebnisse stehen noch aus.

Mouctar Diakhaby erhält indessen auch Unterstützung von anderen Fussballern. Raphaël Varane von Real Madrid fordert einen stärkeren Kampf gegen Rassismus, Sexismus, Homophobie und alle Formen der Diskriminierung. Er postet dazu ein Bild der spanischen Torhüterin Misa, die auf Twitter sexistisch beleidigt wurde, und eines von Diakhaby mit dessen Mitspielern im Rücken.

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