Um 21:55 Uhr fällt alle Last von den GC-Schultern. Nach zwei Jahren in der Challenge League ist der Aufstieg in die Super League Tatsache. Der 2:1-Minisieg gegen Kriens reicht für Rang 1. Draussen vor dem Stadion Letzigrund haben sich etwa 1000 Fans versammelt. Schon während des ganzen Abends zünden sie Feuerwerk. Nun legen sie noch einmal einige Schippen drauf. Es ist eine Feier, als hätte es Corona nie gegeben.
Auf dem Rasen umarmen sich die GC-Spieler, jubeln zumindest einige Momente lang hemmungslos. Sie haben sich T-Shirts mit der Aufschrift «Die Hoppers sind wieder da» übergezogen. In ihren Gesichtern ist die pure Erleichterung zu erkennen. Natürlich, schliesslich holte der Schweizer Rekordmeister aus den letzten vier Spielen nur einen einzigen Punkt, war nahe dran, den Aufstieg erneut zu verspielen. Es wäre die Höchststrafe gewesen.
Der gefeierte Mann heisst Zoltan Kadar. Er ist der Trainer, der das Team für die letzten beiden Spiele übernommen hat, als es plötzlich zu straucheln begann. Vor zehn Tagen war das. Die Entlassung von João Carlos Pereira hat den gewünschten Effekt also erzielt. Dass Kadar über den Sommer hinaus Cheftrainer bleibt, ist allerdings höchst unwahrscheinlich. Als er für die TV-Kameras den Abend analysieren will, wird er von seinen Spielern kollektiv geduscht.
Gut 20 Minuten nach Spielende erhalten die Grasshoppers den Pokal für den geglückten Aufstieg. Derweil hat auch Präsident Sky Sun den Weg vor die Mikrophone gefunden. Und was er sagt, das tönt nach einem ziemlich kühnen Versprechen. «Wir haben grosse Ambitionen in der nächsten Saison. Wir werden immer stärker und stärker. Und darum werden wir auch in der Super League sehr konkurrenzfähig sein.»
Ja, die Frage ist tatsächlich: Welche Rolle kann dieses GC ab Sommer spielen? Zunächst einmal ist der Aufstieg alles andere als souverän erfolgt. Nur braucht das ab sofort niemanden mehr zu kümmern. Schon gar nicht interessieren sich die Chinesen um Fosun, die GC mit ihrem Geld tüchtig alimentieren, für die Vergangenheit. Sie werden alles daran setzen, in den nächsten Wochen eine kompetitive Mannschaft zusammenzustellen. Aller Voraussicht nach werden erneut einige Spieler aus Wolverhampton den Weg zu den Grasshoppers finden.
Sehr viele Akteure der aktuellen GC-Mannschaft werden in der Super League kaum zu sehen sein. Und auch die Frage, ob mit dieser Strategie genügend Identität gestiftet werden kann, scheint der aktuellen Führung eher zweitrangig. Doch solange die Resultate stimmen, werden die kritischen Stimmen nicht Überhand nehmen. Das gilt auch für die nächste Saison.
Das Schlusswort gehört Petar Pusic. Er, der trotz seiner erst 22 Jahren so etwas wie die letzte verbliebene GC-Identifikationsfigur ist, sagt mit heiserer Stimme und spontan blau gefärbten Haaren: «Der Abend war ein Krampf. Aber für einmal ist mir das egal.» Dann schnappt er sich den Pokal und führt sein Team nach draussen. Zu den Fans. Ganz nach dem Motto: Gelitten ist genug, ein paar ausgelassene Stunden dürfen es schon sein. Die Raketen knallen weiter.
Going Up!#gc #zürich #traditionsclub #diehopperssindwiederda pic.twitter.com/zYm5fKQYjZ
— Grasshopper Club Zürich (@gc_zuerich) May 20, 2021
Lange schaute die Polizei dem Treiben auf den Zürcher Strassen zu. Kurz nach 23:00 Uhr setzte sie dann aber doch noch Wasserwerfer ein, um die Massen zu trennen.
Warum jetzt dies? Gab es Ausschreitungen? Oder wurde "nur" gegen das Covid Gesetz verstossen?
Dann bitte ab sofort alle Kundgebungen auflösen mit Wasserwerfer.
Ich bin sehr skeptisch mit der China-Strategie und dieser Kommentar wird nicht viele Herzen geben...
Aber lasst uns jetzt einfach mal feiern!