Rafael van der Vaart hat im Sommer 2007 nach zwei Jahren genug vom Hamburger SV. Der niederländische Superstar möchte trotz laufendem Vertrag zum FC Valencia wechseln. Mit den Spaniern ist schnell eine Einigung gefunden, dem HSV werden 15 Millionen Euro geboten, doch der Bundesligist wehrt sich gegen den Transfer und schaltet gar die FIFA ein.
Van der Vaart ist das egal: Von der spanischen Sportzeitung «AS» lässt er sich in Hamburg mit einem Valencia-Trikot ablichten. «Ich werde dafür kämpfen, dass das mein Trikot wird. Ich werde für Valencia spielen», sagt er. Der HSV lenkt aber immer noch nicht ein und so täuscht Van der Vaart gar eine Rückenverletzung vor, um nicht mehr für den damaligen Bundesliga-Dino spielen zu müssen.
Doch auch das führt nicht zum Erfolg: Der Niederländer muss bleiben. Ein Jahr später wechselt er dann doch für 15 Millionen Euro – allerdings nicht zum FC Valencia, sondern zu Real Madrid.
Luka Modric versucht im Sommer 2012 mit allen Mitteln, von Tottenham Hotspur zu Real Madrid zu wechseln. Der kroatische Mittelfeldstratege tritt in den Streik: kein Training mehr, keine Teilnahme an der USA-Reise. Modric erscheint einfach nicht am Flughafen.
Die «Spurs» wollen 50 Millionen Euro haben, Real will aber nur 34 Millionen Euro zahlen. Am Ende nähern sich die beiden Parteien an und Modric bekommt seinen Willen. 35 Millionen plus Boni zahlen die Königlichen am Ende für den späteren fünffachen Champions-League-Sieger.
Es ist nicht das erste Mal, dass Modric gegen seinen Arbeitgeber aufmuckt. 2008 provoziert er die Bosse von Dinamo Zagreb, indem er für die spanische Zeitung «Mundo Deportivo» mit dem Barça-Shirt posiert. Das ist damals offenbar die grosse Masche der spanischen Presse.
Im Sommer 2013 hält Robert Lewandowski die Bundesliga monatelang in Atem. Der Grund: Der polnische Torjäger will trotz laufendem Vertrag bis 2014 weg von seinem Arbeitgeber. Von Borussia Dortmund zu Bayern München soll es gehen, und zwar so schnell wie möglich. «Ich will nur zu den Bayern», sagt Lewandowski in der «SportBild», die Bayern machen ein Angebot über 25 Millionen Euro, kommuniziert wird nur noch über die Presse.
Doch weil schon Mario Götze für die festgeschriebene Ablösesumme von 37 Millionen Euro von den Bayern abgeworben wird, stellt der BVB auf stur und verbietet Lewandowski einen Wechsel nach München sowie ins Ausland. Dieser wütet und erklärt, er habe eine mündliche Wechselzusage erhalten. Doch die Dortmund-Bosse wollen davon nichts wissen: Der Stürmer muss seinen Vertrag aussitzen – immerhin zu deutlich höheren Bezügen.
Im Januar verkündet Lewandowski dann doch seinen Wechsel zu den Bayern – der BVB muss seinen Superstar im Sommer 2014 ablösefrei ziehen lassen. 20 Tore in 33 Spielen erzielt Lewandowski in seiner letzten Saison in Schwarz-Gelb und wird damit Torschützenkönig. Dortmund wird mit 19 Punkten Rückstand auf die Bayern trotzdem wieder nur Zweiter.
Henrikh Mkhitaryan und sein damaliger Berater Mino Raiola denken sich bereits im Sommer 2013 eine fiese Masche aus. Der Armenier schwänzt bei Schachtar Donezk einfach das Training, um seinen Wechsel zu Borussia Dortmund zu forcieren. Mit Erfolg: Für 27,5 Millionen Euro kann er sich wie erhofft dem BVB anschliessen.
Dumm für die «Schwarz-Gelben», dass es Raiola und sein Schützling damit drei Jahre später auf die Spitze treiben, als Mkhitaryan trotz eines weiterlaufenden Vertrags zu Manchester United wechseln will. Zum Streik kommt es dieses Mal zwar nicht, aber zu einem wochenlangen Hickhack in den Medien – mit fiesem Seitenhieb am Ende.
Als der 42-Millionen-Euro-Transfer in trockenen Tüchern ist, verabschiedet Champions-League-Teilnehmer Dortmund den Aufmüpfigen mit den Worten: «Borussia Dortmund wünscht Henrikh Mkhitaryan für die kommende Saison sowohl in der Premier League als auch in der UEFA Europa League alles Gute». Die Meldung versieht der BVB mit einem Bild des Armeniers vom verlorenen DFB-Pokal-Finale, als dieser im Penaltyschiessen gegen die Bayern nicht antreten wollte.
Im Februar 2016 verlängert Dimitri Payet seinen Vertrag bei West Ham United bis 2021. Wenig Monate später will der französische Freistossspezialist unbedingt zu seinem Ex-Klub Olympique Marseille zurück. Der Hauptgrund: Payet hat bei der EM im eigenen Land gross aufgetrumpft und seinen Marktwert erheblich gesteigert. «OM» lockt ihn deshalb mit einem äusserst lukrativen Angebot.
Payet lässt verlauten, dass er nicht mehr für West Ham spielen werde, bis der Transfer abgeschlossen sei. Die «Hammers» suspendieren ihn zunächst, lassen ihn dann aber doch für 30 Millionen nach Marseille ziehen. Ein teurer Superstar auf der Bank bringt schliesslich auch nichts. «Die Entscheidung, Payet gehen zu lassen, beruhte auf den Wünschen des Trainers und geschah im Interesse des mannschaftlichen Zusammenhalts», teilen die «Hammers» schliesslich vielsagend mit.
Bei Borussia Dortmund spielt sich mit Ousmane Dembélé in der ersten Saison nach seinem Wechsel von Stade Rennes dermassen in den Mittelpunkt, dass im Sommer 2017 der FC Barcelona anklopft. Die Katalanen brauchten schliesslich dringend einen Nachfolger für den für 222 Millionen Euro zu Paris Saint-Germain abgewanderten Neymar.
Mit allen Mitteln versucht Barça, den jungen Franzosen nach Spanien zu locken. Und auch dieser ist trotz eines Vertrags bis 2021 absolut angetan von den Katalanen. Weil ihn der BVB aber nicht ziehen lassen will, setzt Dembélé schliesslich auf unlautere Mittel.
Am 10. August 2017 fehlt der Flügelstürmer unentschuldigt beim Mannschaftstraining der Borussia, daraufhin wird er vom Trainings- und Spielbetrieb suspendiert. Zwei Wochen später ist die Saga beendet, weil der BVB schliesslich nachgibt: Dembélé setzt seinen Willen durch und darf für eine Ablösesumme von 135 Millionen Euro nach Barcelona weiterziehen. «Ich hatte den Eindruck, dass ich die Erfüllung meines Traums verpassen würde», sagt Dembélé später dem Magazin «Onze Mondial».
Im Sommer 2017 teilt Philippe Coutinho dem FC Liverpool mit, dass er gerne zum FC Barcelona wechseln möchte. Dabei hatte der brasilianische Edeltechniker seinen Vertrag bei den «Reds» erst im Januar vorzeitig bis 2022 verlängert. Liverpool bleibt allerdings stur und lässt seinen Flügelstürmer nicht ziehen – auch weil sich die Klubs bei der Ablösesumme nicht finden.
Coutinho ist untröstlich, aber nicht gewillt, nachzugeben. So droht der Brasilianer beispielsweise mit Streik in der Champions League. Denn nur, wenn er in der Gruppenphase der Königsklasse nicht für die «Reds» aufläuft, könnte er bei einem allfälligen Wintertransfer in der K.o.-Runde ab Februar noch für Barça spielen.
Coutinho streikt dann zwar doch nicht, das Verhältnis zum Klub und zu Trainer Jürgen Klopp ist aber nachhaltig gestört. So lässt Liverpool den Sturmpartner von Mohamed Salah und Sadio Mané für 135 Millionen doch noch zum FC Barcelona ziehen. Es ist der Anfang von Coutinhos Abstieg: Während die «Reds» in den folgenden Jahren Titel um Titel holen, wird Coutinho in Spanien nie richtig glücklich.
Im Winter 2018 winkt dem Gabuner Pierre-Emerick Aubameyang bei Arsenal ein deutlich lukrativerer Vertrag als bei seinem aktuellen Arbeitgeber Borussia Dortmund, der allerdings noch bis 2021 läuft. Und so tritt auch dieser Starstürmer in den Streik.
Vor dem Rückrundenauftakt gegen Wolfsburg bleibt «Auba» einer «wichtigen Teamsitzung» fern und wird deshalb aus disziplinarischen Gründen suspendiert. Wegen Lustlosigkeit streicht ihn Trainer Peter Stöger auch unmittelbar vor dem nächsten Spiel aus dem BVB-Kader. Und was macht Aubameyang?
Während seine Teamkollegen beim 1:1 bei Hertha Berlin um Punkte kämpfen, kickt der Skandalprofi in einer Dortmunder Fussball-Halle zum Spass mit seinen Brüdern und Freunden. Dabei trägt er ein BVB-Trikot seines Kumpels Ousmane Dembélé, der sich erst im Sommer zum FC Barcelona gestreikt hat. Zwei Wochen später wird dann sein Transfer für 63,75 Millionen Euro zu den «Gunners» bekannt gegeben.
Antoine Griezmann bleibt im Sommer 2019 dem Mannschaftstraining von Atlético Madrid fern. Der Grund: Er will unbedingt zum FC Barcelona wechseln. Die «Rojiblancos» wollen den Franzosen trotz Ausstiegsklausel aber nicht ziehen lassen. Denn Griezmann verlängerte nur ein Jahr zuvor seinen Vertrag um weitere fünf Jahre. Die festgeschriebene Ablösesumme: 120 Millionen Euro – im alten Vertrag soll diese allerdings 200 Millionen Euro betragen haben.
Atlético behauptet, sich bereits zu den zuvor geltenden Konditionen mit Barça geeinigt zu haben und erwägt sogar, rechtliche Schritte einzuleiten. Griezmann selbst lässt den Trainingsauftakt sausen und wechselt wenig später für 120 Millionen Euro zu Barça. Auch der Franzose wird dort aber nicht glücklich, nach zwei Saisons kehrt er reumütig zu Atlético zurück.
Im Spätsommer 2021 will Filip Kostic per Streik einen Transfer von Eintracht Frankfurt zu Lazio Rom erzwingen. Vor dem Bundesligaspiel gegen Arminia Bielefeld bleibt der Serbe dem Training fern. Doch der Wechsel scheitert und Kostic bestreitet im Nachgang die Streik-Vorwürfe via Instagram: «Gegen Bielefeld war ich psychisch nicht leistungsbereit. Das war kein Streik», erklärte er. Trotzdem muss er eine Busse von 50'000 Euro an den Verein überweisen.
Für Kostic lohnt sich der geplatzte Wechsel. Der Mittelfeldspieler gewinnt mit Eintracht Frankfurt die Europa League und der 29-Jährige wird zum besten EL-Spieler der Saison ausgezeichnet. Auch in der serbischen Nationalmannschaft, die sich für die WM 2022 in Katar qualifiziert, ist er aufgrund seines Stammplatzes in Frankfurt unbestrittener Leistungsträger.