Der FC Barcelona schiebt einen Schuldenberg von rund 1,35 Milliarden Euro vor sich hin. Zwar haben die Katalanen zuletzt einen Sponsoren-Deal mit dem Musik-Streamingdienst «Spotify» an Land gezogen, der ihnen 75 Millionen Euro pro Jahr beschert, und zu Beginn des Jahres für die Umschuldung bei der US-Bank Goldman Sachs einen neuen 10-Jahres-Kredit in Höhe von 600 Millionen Euro aufgenommen. Da der geplante Verkauf von 49 Prozent an den klubeigenen Barça Studios sowie der Merchandising-Abteilung und 10 Prozent der audiovisuellen Rechte an das Finanzunternehmen CVC noch nicht über die Bühne gegangen ist, bleibt die finanzielle Lage des Klubs aber weiterhin prekär.
Trotzdem versucht Barça derzeit hartnäckig, Robert Lewandowski von Bayern München loszueisen. Der 26-fache spanische Meister soll bei den Bayern bereits ein schriftliches Angebot über 32 Millionen Euro abgegeben haben, ausserdem hat man sich gemäss spanischen Medienberichten mit dem polnischen Torjäger auf einen Dreijahresvertrag verständigt. Laut «SportBild» winkt Lewandowski bei Barcelona ein Brutto-Jahresgehalt von 30 bis 35 Millionen Euro pro Jahr, also rund 10 Millionen mehr als bei den Bayern.
Zur Erinnerung: Im letzten Sommer musste sich der FC Barcelona nach 21 gemeinsamen Jahren von Lionel Messi trennen, weil man sich eine Vertragsverlängerung mit der Klublegende nicht leisten konnte. Zum Verhängnis wurde Barça die 2013 in Spanien eingeführte Gehaltsobergrenze, wonach die Spielergehälter höchstens 80 Prozent der Gesamteinnahmen eines Klubs betragen dürfen.
Warum kann das finanziell angeschlagene Barcelona nun also plötzlich den Lewandowski-Transfer stemmen? Zum einen hat Barça bei den Spielergehältern schon massiv gespart. Neben Messi sind seit letztem Sommer auch Antoine Griezmann, Sergio Agüero sowie Philippe Coutinho von der Gehaltsliste verschwunden, langjährige Leistungsträger wie Gerard Piqué und Sergio Busquets verzichteten ausserdem auf Teile ihres Lohns.
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— FC Barcelona (@FCBarcelona) May 24, 2022
Zum anderen greift Barça bei den Gehältern gerne auf einen «Bilanz-Trick» zurück. Wie Cordula Roura von der spanischen Sportzeitung «Mundo Deportivo» im «BILD»-Podcast «Bayern Insider» verriet, werden die Gehaltszahlungen der Spieler auf mehrere Jahre gestreckt. Die Barça-Profis bekommen ihr Salär nicht komplett in einem Jahr ausbezahlt, sondern über einen längeren Zeitraum. Laut Roura kann Barcelona dank dieses Tricks den Topstars wie Lewandowski oder auch Ferran Torres, der im Winter von Manchester City kam, weiterhin attraktive Gehälter anbieten. Top-Transfers auf Pump bleibt aber ein Hochrisiko-Unterfangen.
Wegen der Gehaltsobergrenze, welche die spanische Liga vorgibt, ist dieses Vorgehen aber auch nur begrenzt möglich. Barcelona müsste sich im Falle eines Lewandowski-Transfers zwingend von weiteren Spielern trennen, um Platz auf der Gehaltsliste zu schaffen. Laut «Mundo Deportivo» sollen im Sommer Frenkie und Luuk de Jong sowie Martin Braithwaite, Samuel Umtiti, Oscar Mingueza und Riqui Puig den Verein verlassen. Die sechs könnten dem Klub eine gemeinsame Ablöse von knapp 100 Millionen Euro einbringen – und einige Millionen an Gehältern einsparen.
Vor allem ein allfälliger Transfer von Frenkie de Jong zu Manchester United, wo dessen früherer Ajax-Trainer Erik ten Hag gerade übernommen hat, könnte Barcelona bei einem Lewandowski-Transfer deutlich mehr Handlungsspielraum geben. Der Spieler selbst äusserte sich nicht zu den Gerüchten und Trainer Xavi möchte den niederländischen Mittelfeldspieler eigentlich unbedingt halten: «Ich mag ihn und ich denke, er kann hier im Klub eine Ära begründen. Am Ende hängt aber alles von der wirtschaftlichen Situation des Vereins ab.»
Bevor Barça aber De Jong für Lewandowski verkauft, muss es sich erst noch mit den Bayern einigen. Der deutsche Serienmeister denkt momentan nämlich nicht daran, seinen Superstar abzugeben. Die Führungsriege ist sich einig, dass man Lewandowski nicht vorzeitig ziehen lassen will und der Pole seinen bis im Sommer 2023 auslaufenden Vertrag erfüllen muss. Barça müsste finanziell wohl noch einiges drauflegen, doch die Schmerzgrenze ist bei den Katalanen trotz aller Spartricks bald erreicht.