Fünf Tage nach dem Ende einer sehr enttäuschenden Saison hat sich der FC Zürich dazu entschieden, Cheftrainer Ricardo Moniz vor die Tür zu setzen. Auch Assistenztrainer Alessandro Riedle wird den Verein verlassen, als Nachfolger von Riedle wird Dennis Hediger den Job des Assistenten übernehmen.
Hediger war bisher Trainer der U21-Auswahl der Zürcher. Über den zukünftigen Cheftrainer kann bisher nur spekuliert werden. Ein Name, welcher durchaus Sinn ergibt, ist jener von Marc Schneider. Aktuell steht der 44-Jährige beim FC Vaduz in der Challenge League an der Seitenlinie.
Schneider und Hediger kennen sich aus gemeinsamen Zeiten beim FC Thun. Von 2010 bis 2012 spielten die beiden zusammen und von 2017 bis 2020 war Schneider Cheftrainer bei den Berner Oberländern, während Hediger in dieser Zeit auch als Captain der Thuner amtete.
Auch aus strategischer Sicht könnte die Verpflichtung durchaus logisch sein. In seiner Spielerkarriere stand der Verteidiger in über hundert Pflichtspielen für die Zürcher auf dem Platz, er wurde zweimal Schweizer Meister und gewann einmal den Cup. Mit Schneider würde eine gewisse Identität in den Letzigrund zurückkehren.
Nach seinen vier Jahren als Cheftrainer der Thuner versuchte es Schneider zwei Mal im Ausland, aber beim belgischen Verein Waasland-Beveren und auch in der 2. Bundesliga bei Greuther Fürth blieb er erfolglos und musste nach kurzer Zeit seine Sachen wieder packen. Nach fast eineinhalb Jahren Pause übernahm Schneider im Februar 2024 den FC Vaduz.
Durch seine Vergangenheit wurde Schneider schon oft mit dem FCZ in Verbindung gebracht und er könnte auch durchaus in das Profil passen, welches sich Präsident Ancillo Canepa und Sportchef Milos Malenovic vorstellen. In seiner Zeit beim FC Thun zeigte Schneider immer wieder, dass er auch auf junge Spieler setzen kann – eine Philosophie, welche die Zürcher jüngst verfolgten.
Doch wer den FC Zürich in den letzten Jahren und besonders in den letzten Monaten verfolgt hat, weiss, dass die Limmatstädter bei der Trainerwahl immer wieder für Überraschungen sorgen. 2021 gelang mit André Breitenreiter der grosse Fang und der Deutsche führte den FCZ sensationell zum ersten Meistertitel seit 13 Jahren. Als sich Breitenreiter daraufhin für ein neues Bundesliga-Abenteuer entschied, wurde mit Franco Foda erneut ein Trainer aus Deutschland eingestellt.
Dies funktionierte allerdings überhaupt nicht und nur knapp zwei Monate nach dem Saisonstart wurde Foda wieder entlassen. Als Feuerwehrmann beim damals kriselnden Meister wurde der bis dahin unbekannte Bo Henriksen vorgestellt. Der Däne konnte den Abstieg verhindern und wechselte im Februar 2024 zu Mainz 05 in die Bundesliga.
Bereits als noch Henriksen an der Seitenlinie stand, gab es immer wieder Diskussionen über die Vereinsführung, und schon vor seinem Wechsel war klar, dass er spätestens zum Ende der Saison den Verein verlassen wird. Wie der Verein damals mitteilte, konnten sich die beiden Parteien auch aufgrund der strategischen Neuausrichtung der Zürcher nicht auf einen neuen Vertrag einigen.
Moniz folgte im April als neuer Cheftrainer, nachdem unter den beiden Trainern Murat Ural und Umberto Romano das Verpassen des europäischen Geschäfts gedroht hatte. Bereits vor seiner Beförderung zum Cheftrainer war Moniz als Leiter Spielerentwicklung beim FCZ angestellt. In seiner Zeit als Cheftrainer sorgte der 60-Jährige regelmässig für Schlagzeilen, als er beispielsweise vom Vater von Labinot Bajrami mit einem Schirm beworfen wurde, da dieser mit der Auswechslung seines Sohnes nicht einverstanden war.
Zunächst hatte Moniz durchaus Erfolg beim FCZ und er grüsste in der soeben beendeten Saison auch von der Tabellenspitze. Im Verlauf der Spielzeit wurden die Zürcher aber stets unkonstanter und verpassten schlussendlich sogar die Championship Group.
Wer nicht ganz unschuldig an der Unruhe beim 13-fachen Schweizer Meister ist, ist Sportchef Milos Malenovic. Der ehemalige Spieleragent, welcher seit Oktober 2023 beim FCZ als Sportchef arbeitet, mischt sich immer wieder in das Geschehen rund um die Traineraufgaben ein und war oft auf der Trainerbank zusehen. Der Weg, den Malenovic als Sportchef geht, sorgt für viel Gegenwind. So richtete auch die Zürcher Südkurve nach dem Verpassen der Meisterrunde klare Worte an den Sportchef: «Mit em alte FCZ unterm Strich chömer läbe. Mt dere Neuerfindig nöd – danke Malenovic.» Besonders beim Transfer von Benjamin Mendy stiessen die Verantwortlichen auf viel Gegenwind.
Sollten sich die Zürcher nicht für eine «logische» Lösung wie Marc Schneider entscheiden, ist es durchaus möglich, dass ein weiteres Mal ein Trainer verpflichtet wird, den zuvor niemand auf der Rechnung hatte. Wie es damals bei Bo Henriksen war, oder in der Abstiegssaison 2015/16 bei Sami Hyypiä.
Mögliche verfügbare Trainer mit Vergangenheit in der Super League gibt es einige. Bereits länger als ein Jahr ohne Verein ist beispielsweise Raphael Wicky, und auch Patrick Rahmen oder Peter Zeidler sind Namen, welche immer wieder auftauchen, wenn in der Super League ein Platz auf der Trainerbank frei wird.