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EM 2025: Die Nati hat begeistert, doch es bleibt viel Arbeit

epa12246162 Players of Switzerland greet their supporters after losing the UEFA Women's EURO 2025 quaterfinal soccer match between Spain and Switzerland in Bern, Switzerland, 18 July 2025. EPA/AN ...
Trotz EM-Aus konnten sich die Schweizerinnen feiern lassen.Bild: keystone
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Die Nati hat ein Land begeistert – doch die Arbeit geht weiter

Die Heim-EM ist für die Schweiz zu Ende. Mit vier starken Partien hat die Nati eine ganze Nation in den Bann gezogen. Zu lange darf man sich auf den Lorbeeren nicht ausruhen, denn es gibt noch viel Arbeit.
19.07.2025, 10:0319.07.2025, 13:28
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Auch im Viertelfinal schlugen sich die Schweizerinnen mehr als tapfer und schenkten den Spanierinnen nichts. Bis in die 65. Minute hielt man gegen die amtierenden Weltmeisterinnen die Null. Eine durchaus beachtliche Leistung, wenn man bedenkt, dass die Ibererinnen die meisten Tore der Gruppenphase schossen.

Natürlich hatte das Team von Trainerin Pia Sundhage auch einige Male Glück, beispielsweise als Spanien kurz vor dem Führungstreffer zweimal den Pfosten traf oder Mariona Caldentey nach neun Minuten einen Elfmeter verschoss. Doch gegen dieses von absoluten Weltstars gespickte Team brauchte es auch eine kämpferische und energische Leistung. Mit dem Heimpublikum im Rücken zeigten das die Spielerinnen und traten den Spanierinnen auch mal auf die Füsse.

Ob im Stadion, Public Viewing oder zu Hause, jede Aktion von Lia Wälti und Co. wurde abgefeiert und mit einem grossen Applaus quittiert. Absolut verdient, denn dieses Frauen-Nationalteam hat ein zuvor zu Recht zweifelndes Land in eine riesige Euphorie versetzt und sogar die Spanierinnen standen nach der umkämpften Partie für die Nati Spalier. Vor weniger als einem Monat wurde gefühlt nur über die 1:7-Niederlage gegen die U15-Junioren von Luzern gesprochen und gelästert. Doch diese Nati lieferte, als es zählte, und so waren gestern vor dem Spiel plötzlich 25'000 Fans gemeinsam in Bern beim Fanmarsch. Ein Land hat sich in die Frauen-Nati verliebt.

So war der Fanmarsch für die Schweiz am Viertelfinal

Video: extern/telebärn/sabethvela

Mit der Sensation gegen Spanien wollte es nicht klappen, aber was noch nicht ist, kann noch werden, denn dieses Team hat eine grosse Zukunft vor sich. Über die Hälfte der gestrigen Startelf ist erst 26 Jahre alt oder noch jünger. Mit Iman Beney, Sydney Schertenleib und Noemi Ivelj standen drei 18-Jährige in der Startelf. Damit kann das Team in ähnlicher Konstellation noch an einigen Turnieren für Furore sorgen.

Mit der Euphorie im Rücken muss im Schweizer Frauenfussball nun erst recht auf einem hohen Niveau weitergearbeitet werden. Dies betrifft nicht nur das Nationalteam, sondern geht über die Women's Super League bis hin zu jedem Dorfverein, der jungen Mädchen eine Chance gibt, in Zukunft unter hoffentlich besten Bedingungen zu trainieren und sich weiterzuentwickeln.

«Das ist mit Abstand der grösste Schub, den der Frauenfussball erlebt hat», sagte Nadine Wagner vom Innerschweizer Regionalverband erst kürzlich gegenüber watson. Dieser Boom muss ausgenutzt werden. Bestimmt hat das ein oder andere Mädchen nach den Spielen der Nati an dieser EM ihren Eltern gesagt: «Ich möchte auch mal Fussballprofi werden und in ausverkauften Stadien spielen.»

Aktuell fehlen nicht nur Plätze in Teams, um die ganz jungen Spielerinnen aufzunehmen, sondern auch Trainingsfelder, Garderoben und Trainer. Die Infrastruktur muss unbedingt verbessert werden, nur schon damit sich Mädchen immer in eigenen Garderoben umziehen können und nicht auf den Toiletten. Rund um die EM gibt es Projekte, die genau das verbessern wollen. Doch man muss aufpassen, dass das nicht ein Strohfeuer ist, dass in einem Jahr bereits wieder erloschen ist.

Ein erster grosser Schritt ist getan. Umso wichtiger, dass in Zukunft die Weiterentwicklung auf hohem Level weitergeht. Wer weiss, was dann alles möglich ist. Ein perfektes Beispiel ist da Spanien: Wie die Schweiz nahm die spanische Nati 2015 ein erstes Mal an einer Weltmeisterschaft teil und im Gegensatz zu den Schweizerinnen scheiterte sie bereits in der Gruppenphase. Acht Jahre später wurde «La Furia Roja» zum ersten Mal Weltmeister. Wenn nun an den richtigen Schrauben gedreht wird, kann in der Schweiz bald noch von mehr als einem EM-Viertelfinal geträumt werden.

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Die besten Bilder der Fussball-EM 2025 in der Schweiz
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Das Märchen bleibt aus: Die Nati verliert im Viertelfinal trotz hartem Kampf gegen Spanien. Lia Wälti tröstet nach dem Schlusspfiff Iman Beney.

quelle: keystone / michael buholzer
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Riola Xhemaili kickt die Frauennati in der Nachspielzeit ins Viertelfinal – und die Kommentatoren spüren sich nicht mehr
Video: watson
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bubru
19.07.2025 10:56registriert Mai 2024
Eine Hilfe wäre sicher auch, wenn nur ein Viertel dieses so begeisterten Publikums auch einmal ein 08/15 Spiel besuchen würde. Bleibt aber wohl Wunschdenken...
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