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Nati-Empfang nach Eishockey-WM: Ambühl weint, Fischer stichelt gegen USA

So emotional war der Nati-Empfang in Kloten.Video: watson/sabethvela

Ambühls Tränen und Fischers Stichelei gegen USA – das war der Nati-Empfang

Die Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft wurde nach dem Gewinn der Silbermedaille an der WM in Schweden und Dänemark empfangen – das waren die emotionalsten Momente.
26.05.2025, 20:0927.05.2025, 02:28
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Am gestrigen Sonntagabend unterlag die Schweiz im Final der Eishockey-Weltmeisterschaft in Stockholm der USA. Das Team von Patrick Fischer musste sich auf unfassbar bittere Weise in der Verlängerung geschlagen geben. Tage Thompson erzielte den goldenen Treffer zum 1:0 für die US-Amerikaner in der 63. Minute bei 3-gegen-3.

Die Enttäuschung darüber war bei den Schweizern auch am Tag danach sehr gross. Von wohl über 1000 Fans wurde das Team am Montagabend im Stadion Schluefweg in Kloten empfangen. Nach Feiern war vielen Spielern aber nicht zu Mute, es waren einige traurige Gesichter zu sehen. Zumindest manchen zauberte der Empfang der zahlreichen und laut jubelnden Fans ein Lächeln ins Gesicht.

Der verletzte Captain Nico Hischier konnte bereits wieder lachen.
Der verletzte Captain Nico Hischier konnte bereits wieder lachen.bild: screenshot srf

Auf der Bühne angekommen standen die Spieler etwas verlegen an der hinteren Wand und in der Ecke. Die Enttäuschung über die verpasste Chance sass noch tief in den Gedächtnissen und den Knochen. «Es geht natürlich etwas besser als gestern», sagt Nino Niederreiter, der als erster ans Mikrofon von SRF-Moderator Sascha Ruefer tritt. Noch am Vorabend brach der 32-Jährige das Interview nach wenigen Sekunden mit den Worten «Ich kann das nicht» ab.

«Es hätte so gut gepasst für Büehli in seinem letzten Spiel. Das tut einfach extrem weh.»
Nino Niederreiter

In Kloten berichtete er nun: «Ich stand viermal im Final und habe viermal verloren. Das ist extrem bitter.» Irgendwann werde der Moment kommen, in dem er stolz auf das Geleistete zurückblicken könne, aber aktuell noch nicht. «Wenn man weiss, wie nahe wir dran waren. Es hätte so gut gepasst für Büehli in seinem letzten Spiel. Das tut einfach extrem weh», so Niederreiter.

Andres Ambühl, der in der schwedischen Hauptstadt das letzte Spiel seiner langen Karriere absolviert hat, kämpfte wie schon auf dem Eis mit den Tränen. Viele der Fans in Kloten waren vor allem seinetwegen gekommen. Keiner wurde so laut gefeiert wie der 41-jährige Rekordspieler, der seine 20. WM absolviert und seine dritte Silbermedaille gewonnen hat. «Ich muss schauen, dass ich nicht zu emotional werde», sagte Ambühl auf der Bühne und ergänzte mit gebrochener Stimme: «Für diese Momente spielt man Eishockey.»

Andres Ambuehl beim Empfang der Schweizer Eishockey Nationalmannschaft nach dem Gewinn der Silbermedaille an der Eishockey-Weltmeisterschaft in Stockholm, am Montag, 26. Mai 2025 in der SwissArena in  ...
Andres Ambühl konnte die Tränen nicht zurückhalten.Bild: keystone

Auch der Stürmer, der an der WM vier Tore erzielte und gegen Ungarn gar einen Hattrick feierte, konnte die Enttäuschung nicht verbergen:

«Seit 2013 hat sich vieles verändert. Damals haben wir Silber gefeiert, als wären wir Weltmeister geworden. In den letzten beiden Jahren war die Enttäuschung aber unglaublich gross. Da trinkt man noch ein paar Bierchen, aber dann ist es auch vorbei.»
Andres Ambühl

Wenn es nach den Fans gehen würde, wäre der Final aber noch überhaupt nicht Ambühls letztes Spiel. Als Nationaltrainer Patrick Fischer gefragt wird, was er denn in die nächste Kampagne mitnehme, rief ein Fan: «Büehli!» Fischer antwortete: «Wer weiss …»

«Ich bin lieber Schweizer und verliere, als Amerikaner zu sein.»
Nationaltrainer Patrick Fischer

Es war nicht der einzige Moment, in dem der nun dreifache Silbertrainer für Gelächter sorgte. Besonders seine Spitze gegen den Finalgegner kam beim Publikum gut an: «Ich bin lieber Schweizer und verliere, als Amerikaner zu sein.» Fischer lobte sein Team:

«Auf diese Mannschaft kann das Land einfach stolz sein. Wir haben alles gemacht, um endlich die Farbe der Medaille zu ändern, aber es ist nicht so gekommen. Das Märchen wäre perfekt gewesen. Wir waren überzeugt, dass wir gewinnen, die Niederlage war ein echter Schock. Aber ich habe aus der Vergangenheit gelernt: Sonst bin ich nach den Finals immer ins Bett, gestern bin ich in den Ausgang.»
Nationaltrainer Patrick Fischer
epa12135796 Switzerland's head coach Patrick Fischer with his silver medal after the IIHF Ice Hockey World Championship final match between Switzerland and the USA at Avicii Arena in Stockholm, S ...
Patrick Fischer war am Tag nach dem Final bereits wieder zu Scherzen aufgelegt.Bild: keystone

Während viele auch nach dem herzlichen Empfang der Fans Gesichter machten wie sieben Tage Regenwetter, schien Leonardo Genoni schon wieder in etwas besserer Stimmung zu sein. Auch der 37-jährige Goalie hatte auf dem Stockholmer Eis Tränen vergossen. Nun sagte er zu den Fans:

«Das hier stellt uns auf. Wir sind heute nach Hause gekommen, schwer enttäuscht, und kommen hierher in eine volle Halle. Das ist unglaublich und genau das, was uns antreibt. Dafür machen wir es.»
Goalie Leonardo Genoni

Die WM sei einmal mehr eine schöne Erfahrung gewesen, weil der Mix zwischen den älteren und den jüngeren Spielern gepasst und das Team gut zusammengearbeitet habe. Davon habe auch er als Torhüter profitiert, so Genoni, der zum WM-MVP gekürt wurde.

«Auch wenn es am Ende nicht geklappt hat, war es ein cooler Trip.»
Leonardo Genoni
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Nati-Goalie Leonardo Genoni mit Tränen in den Augen: Erneut verliert die Schweiz einen WM-Final.

quelle: keystone / salvatore di nolfi
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Video: watson
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54 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Surfer
26.05.2025 18:20registriert März 2025
Wenn nur eine Goldmedaille etwas Wertvolles sein soll, dann sollte es keine Silber und Bronze Medaillen mehr geben. Zweiter in der Weltrangliste ist SUPER, das haben Alle Anderen nicht erreicht. Bin äusserst Stolz auf unser Hockey Team
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Liebu
26.05.2025 17:52registriert Oktober 2020
Den Final musst du erst erreichen, das ist richtig. Dieses Jahr schien alles angerichtet, diesen letzten Schritt zu tun. Wieder hat’s nicht geklappt. Ich denke, den Spielern ist noch nicht zum Feiern zumute, zu tief sitzt diese Niederlage, trotzdem werden sie sich freuen, wird ihre Leistung gehuldigt, die wirklich gut war.Die nächste Chance kommt nächstes Jahr. Wenn die Entwicklung so weiter geht ist alles möglich. Trotzdem gibt es immer wieder Rückschläge, das gehört dazu
🇫🇮 als stetiges A-WM Team musste bis 1995 auf ihren ersten Titel warten, die 🇺🇸 auch Jahrzehnte zum nächsten Titel.
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DrFreeze
26.05.2025 20:17registriert November 2018
Die Schweiz war, über alle Spiele gesehen, das beste Team. Aber dafür gibt es eben kein Gold.
Die Amis waren waren im Final, über das ganze Spiel gesehen, besser und daher geht Gold an die USA in Ordnung. Es war nicht gestohlen, aber trotzdem sehr bitter...
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