Wegen seiner engen Beziehungen zum russischen Präsidenten Wladimir Putin steht Roman Abramowitsch derzeit auf zahlreichen Sanktionslisten. In Grossbritannien und der EU wurde beispielsweise das Vermögen des 55-jährigen Oligarchen eingefroren, ausserdem wurde er mit einem Reise- und Handelsverbot belegt.
Auch deswegen entschied sich Abramowitsch bereits vor einigen Wochen, fast zwei Jahrzehnte nach der Übernahme, den FC Chelsea zu verkaufen. Laut der britischen «The Times» plant Chelsea, am 18. April einen neuen Käufer zu präsentieren. Es sollen noch vier Interessenten im Rennen sein, die bis zum 11. April ihre Gebote abgeben können. «Forbes» schätzt den Wert des Vereins auf etwa drei Milliarden Franken, der Verkaufspreis dürfte allerdings deutlich darunter liegen.
Egal, wie hoch die Summe am Ende sein wird: Das Geld aus dem Chelsea-Verkauf könnte Abramowitsch dringend gebrauchen. Weil er auf viele seiner Konti nicht mehr zugreifen kann, hat der Öl-Magnat gemäss britischen Medienberichten derzeit nämlich grosse Mühe, die wöchentlich anfallenden Lohnkosten seiner zahlreichen Angestellten von 700’000 Franken zu bezahlen. Bereits soll er mehrere, wohlhabende Bekannte, darunter offenbar auch Hollywood-Produzent Brett Ratner, um je eine Million angepumpt haben.
Umso überraschender sind nun Berichte, wonach sich Abramowitsch bereits mit dem Kauf des nächsten Fussballklubs beschäftigen soll. Das Ziel ist der FC Valencia. Zumindest, wenn es nach Miguel Sorio geht. Gegenüber der Lokalzeitung «Plaza Deportiva» erklärte der ehemalige Vizepräsident der «Fledermäuse», dass der aktuelle Besitzer Peter Lim den Klub für 250 Millionen Euro verkaufen wolle. «Kürzlich hat er internationalen Medien zugespielt, dass er zwei Kaufangebote hat, meins und das des russischen Oligarchen von Chelsea», wird Sorio zitiert.
Unter Lim ist der FC Valencia sportlich und finanziell tief gefallen, rund 400 Millionen Euro soll der Schuldenberg betragen. Ein neuer Besitzer soll den Klub nun zurück an die nationale Spitze führen. Wegen der EU-Sanktionen scheint ein Deal mit Abramowitsch derzeit aber unwahrscheinlich. Der Oligarch könnte höchstens versuchen, über einen Mittelsmann beim sechsfachen spanischen Meister einzusteigen.
Vor einigen Tagen gab es bereits Gerüchte, dass Abramowitsch Interesse am Kauf des türkischen Klubs Göztepe Izmir habe. Die Türkei ist im Gegensatz zu Spanien kein EU-Mitglied, doch die Nachricht erwies sich bald als Zeitungsente. Der britische Sportjournalist Thom Gibbs hatte im «Telegraph» mit einer grossen Portion Ironie vorgeschlagen, dass sich Abramowitsch nach dem Chelsea-Verkauf in der Türkei umschauen sollte und schlug Göztepe vor. Einige Medien nahmen das jedoch für bare Münze, sodass Gibbs auf Twitter alles klarstellen musste. (pre)
Hi Mr Çaliş. You assume correctly. It was a not meant to be taken seriously, I was trying to find an equivalent to Chelsea 2003 in Turkey and settled on Göztepe. Thanks.
— Thom Gibbs (@thomgibbs) March 21, 2022