Für den FC Zürich wird bereits das Erreichen der Europa-League-Play-offs zur Herkulesaufgabe. Gegen Dinamo Minsk verliert die Mannschaft von Urs Meier im Hinspiel der dritten Qualifikationsrunde nach einer ganz schwachen Leistung 0:1.
Was die beiden Teams im praktisch leeren Stadion bieten, ist alles andere als Werbung für weitere Europacup-Auftritte im Letzigrund. FCZ-Trainer Urs Meier hat zwar im Vorfeld betont, wie kompakt der weissrussische Gegner verteidigen würde und dass er mit dem Herausspielen von drei Torchancen zufrieden wäre. Eine gewisse Initiative ist den Zürchern dann auch nicht abzusprechen, die Bemühungen enden aber in den allermeisten Fällen schon vor dem Strafraum. Zum Gang «dorthin, wo es wehtut» (Meier), fehlen Tempo und Überraschungsmomente.
Zum biederen Auftritt des FCZ vor der kleinsten Heimspiel-Kulisse seit über zwölf Jahren passt die Entstehung des Minsker Führungstores. Amine Chermitis gut gemeinte Mithilfe im eigenen Strafraum führt dazu, dass dem Tunesier der Ball an die Hand springt und dies mit Penalty sanktioniert wird. Fatos Bećiraj, Dinamos montenegrinischer Topskorer und nach acht Minuten an der davor einzigen Chance der Gäste aus dem Spiel heraus beteiligt, verwertet souverän.
Dinamo, in der letzten Saison erstmals Teilnehmer der Europa-League-Gruppenphase, lässt sich vom FCZ kaum einmal aushebeln. Im Gegenteil: Der Zweite der weissrussischen Meisterschaft steht dem 2:0 eher näher als Zürich dem Ausgleich. Als der FCZ nach dem ersten Gegentreffer (erfolglos) offensiver in Erscheinung zu treten versucht, wirkt das alles reichlich ideenlos. Die ständigen Diskussionen auf dem Feld und fehlende Akzente, auch vom zur Pause eingewechselten Yassine Chikhaoui, lassen die knapp 3600 Zuschauer ratlos zurück.
Neben dem mutmasslich nächsten Abgang – Franck Etoundi fehlte wegen Transferverhandlungen im Ausland und steht vor dem Absprung – drohen beim FCZ weitere personelle Einschnitte. Rechtsverteidiger Mike Kleiber, einer von drei Europacup-Debütanten, verletzt sich nach sieben Minuten ohne Fremdeinwirkung. Und kurz vor der Pause muss Captain Davide Chiumiento nach dem harten Einsteigen von Oleg Weretilo ebenfalls mit Verdacht auf eine Bänderverletzung im Fuss ausgewechselt werden. Um das erste erklärte Saisonziel, den Einzug in die Gruppenphase der Europa League, zu erreichen, sind rasche Lösungen von Trainer Meier und dem präsidierenden Transferchef Ancillo Canepa gefordert.
Was also macht Hoffnung auf das Weiterkommen in Brest, wo am kommenden Donnerstag das Rückspiel stattfinden wird? «Wir haben absolut nichts mehr zu verlieren. Das ist die Psychologie des Spiels», machte sich Meier Mut. «Wir wollen das Spiel mit jenen Spielern drehen, die noch zur Verfügung stehen.» Der Zusatz, «zu schauen, wer dann noch da ist», hat eine ziemlich ironische Komponente.
Das Duell der beiden Super-League-Vertreter Thun und Vaduz endet ohne einen Treffer. An Tormöglichkeiten mangelt es in der Thuner Stockhorn Arena allerdings nicht. Die beste vergibt der Vaduzer Philipp Muntwiler. Der Mittelfeldspieler hat am Wochenende in der Meisterschaft gegen den FC Zürich zweimal getroffen, am Donnerstagabend verhindert die Torumrandung in der 35. Minute seinen Kopfball-Treffer.
Die Thuner kommen nicht nur in jener Szene mit Glück um einen Gegentreffer herum. Sie zeigen sich auch in anderen Phasen anfällig, wenn Vaduz seine Angriffe mit Tempo vorträgt. In den ersten Minuten der zweiten Halbzeit überraschen die Liechtensteiner den Gastgeber gleich mehrmals: Stjepan Kukuruzović, der die Chance von Muntwiler per Eckball vorbereitet hat, zwingt Thuns Keeper zu einer heiklen Parade, Mauro Caballero und Diego Ciccone schiessen aus aussichtsreichen Positionen zu ungenau.
Auch Thun fehlt es in den entscheidenden Momenten an Präzision. Nelson Ferreira schiesst in der 21. Minute knapp am Tor vorbei und scheitert nach einer guten Stunde im Direktduell am hervorragend reagierenden Goalie Oliver Klaus. Der Liechtensteiner Sandro Wieser, der zum ersten Mal für Thun aufläuft, schiesst kurz vor der Pause nach einer sehenswerten Kombination über viele Stationen aus 16 Metern übers Tor.
Die Berner Oberländer machen aus ihrer spielerischen Überlegenheit zu wenig. Das Offensivtrio Nelson Ferreira, Marco Rojas und Simone Rapp lässt seine Klasse einige Male aufblitzen, ist aber etwas zu verspielt. Vor allem Rojas verpasst bei seinen Dribblings jeweils den richtigen Moment fürs Zuspiel, bringt aber die 3407 Zuschauer mit seinen Solos immerhin zum Vibrieren. (si/rst)
FC Zürich – Dinamo Minsk 0:1 (0:0)
3587 Zuschauer. – SR Hagen (NO).
Tor: 64. Bećiraj (Handspenalty/Chermiti) 0:1.
Zürich: Brecher; Kleiber (12. Brunner), Nef, Djimsiti, Koch; Cabral; Schneuwly, Buff, Chiumiento (46. Chikhaoui), Chermiti (66. Gavranović); Sadiku.
Dinamo Minsk: Gutor; Begunow, Politewitsch, Bangura, Weretilo; Adamović (91. Witus), Korsun, Korytko (75. Neacșa), El Monir (56. Tigorew); Bećiraj, Rassadkin.
Bemerkungen: Zürich ohne Alesevic, Kukeli, Kecojević, Schönbächler, Yapi (alle verletzt) und Etoundi (Transferverhandlungen im Ausland). Verletzt out: 8. Kleiber, 43. Chiumiento (beide Verdacht auf Bänderverletzung im Fuss). Verwarnungen: 21. El Monir (Foul). 70. Koch (Foul). 90. Adamović (Unsportlichkeit). (si)
Thun – Vaduz 0:0
3407 Zuschauer. – SR Kehlet (DK).
Thun: Faivre; Schirinzi, Reinmann, Sulmoni, Wittwer; Hediger, Wieser; Rojas (89. Munsy), Frontino (56. Buess), Ferreira; Rapp.
Vaduz: Klaus; von Niederhäusern, Pergl, Grippo; Cecchini (72. Messaoud), Muntwiler, Aliji; Ciccone, Kukuruzović; Costanzo (78. Kamber), Caballero (66. Neumayr).
Bemerkungen: Thun ohne Peyretti, Siegfried und Glarner (alle verletzt). Vaduz ohne Untersee, Burgmeier, Kuzmanovic, Manuel Sutter, Schürpf und Kaufmann (alle verletzt). 35. Kopfball von Muntwiler an den Pfosten. Verwarnungen: 83. Kamber (Foul). 93. Aliji (Foul). (si)