Die irren Geschichten von Seger und Wölfli
der Uzwiler Mathias Seger als
damals 21-jähriger Jungspund
von den Rapperswil-Jona
Lakers zu den ZSC Lions. Dort
etablierte er sich auf Anhieb
als grosse Verstärkung. Bereits
in seiner ersten Saison in
Zürich wurde er Meister. Es
folgten fünf weitere Titelgewinne.
Zusätzlich bestritt er für
die Schweizer Nationalmannschaft
16 WM- und 4 OlympiaTurniere
(305 Länderspiele).
Insgesamt absolvierte «Segi»
über 1000 NLA-Spiele allein
für die Lions. Jetzt tritt «Segi»
in den Ruhestand und geht mit
seiner Frau und seinen beiden
Töchtern erst einmal auf einen
dreimonatigen Australien-Trip.
Kann der das noch? Als sich YB-Stammgoalie David von Ballmoos im Januar im Training eine schwere Schulterverletzung zuzieht, treten viele Skeptiker auf den Plan. Muss YB mit diesem Ausfall seine Titelambitionen abschreiben? Der 35-jährige Stellvertreter Marco Wölfli kann zwar viel Erfahrung in die Waagschale werfen, aber vier Jahre lang ist er fast ohne Spielpraxis geblieben. «Ich mache mir keine Sorgen. Ich habe immer seriös trainiert und fühle mich in Form», sagt Wölfli vor dem Rückrundenstart.
Meistertitel gewartet. Ungefähr
die Hälfte so lang Marco
Wölfli, der am 16. August 2002
seinDebüt in der Nationalliga A
gab und mittlerweile auf weit
über 400 Pflichtspiele für die
Young Boys kommt. Mit Ausnahme
einer einzigen Saison
in Thun verbrachte er seine
gesamte Profizeit bei YB.
Elfmal hat er das Tor der
Schweizer Nationalmannschaft
gehütet. Von den 60
gegen ihn getretenen Penaltys
hat er zwölf abgewehrt. Den
Wichtigsten am Samstag gegen
Luzern, als er den Schuss von
Gvilia an die Latte lenkte. Der
35-Jährige ist verheiratet
und Vater von zwei Kindern.
Segers Meisterrede:
Die zurücktretende @zsclions-Legende Mathias Seger ringt um Worte 😢 #MySportsCH #HomeofSports #NationalLeague #Playoffs2018 pic.twitter.com/00ZAmIieUM
— MySportsCH (@MySports_CH) 28. April 2018
Jahrelang gilt Marco Wölfli als Synonym für «Veryoungboysen». Seit bald 20 Jahren ist er im Verein, einen Titel aber kann er bis zum vergangenen Samstag nicht gewinnen. Im Gegenteil: Bei zwei Meisterschaften und zwei Cupfinals ist er nahe dran, aber eben, nur nahe. Die entscheidenden Spiele gehen verloren. Jetzt ist er zum Winner geworden: In 19 Einsätzen in dieser Saison hat er den Platz kein einziges Mal als Verlierer verlassen. Das «Veryoungboysen» ist weg.
Niemand, der Wölfli den Triumph nicht gönnen würde. Der Solothurner ist ein Beispiel für Klubtreue. Als er 2014 seinen Platz wegen einer Verletzung an den talentierten Yvon Mvogo verlor und diesen später nicht mehr verdrängen kann, begehrt er nicht auf, sondern hilft dem Konkurrenten, wo er nur kann. Trainer Adi Hütter sagt: «Marco hat die grossartigste Geschichte geschrieben. Mit der Krönung, dass er diesen Elfmeter abwehrt und noch einmal die Emotionen geschürt hat, die uns schliesslich zum Sieg und Titel getragen haben.»
Auf dem Höhepunkt seiner Karriere, gefeiert von 30'000 Fans im Stade de Suisse, sagt Marco Wölfli: «Es geht mir nicht schlecht. Wir haben drei wichtige Punkte geholt.» Um nach diesem köstlichen Scherz gleich nachzulegen: «Ich weiss nicht, was ich sagen soll. Dieses Märchen ist einfach unglaublich. Beim Penalty bin ich in die richtige Ecke gehechtet, brachte einen Arm nach oben und der Ball ging an die Latte. Nun wusste ich: Jetzt schaffen wir es!»
