Mathias Seger und Marco Wölfi geniessen das Bad in der Menge. bilder: Keystone
Die irren Geschichten von Seger und Wölfli
Zwei Kultfiguren krönen ihr bevorstehendes Karriereende mit einem Titel: Die speziellen Meistergeschichten von ZSC-Legende Mathias Seger und YB-Institution Marco Wölfli.
Macht das Sinn? Die Vertragsverlängerung mit Mathias Seger wird im Februar 2017 zum Politikum bei den ZSC Lions. Die sportliche Führung der Zürcher will die Zusammenarbeit mit dem Kultspieler und somit dessen Karriere beenden. Doch Klub-Patron Walter Frey spricht ein Machtwort. Seger bleibt, ist aber nicht mehr Captain. Wird das gut gehen? Wird er zur «Lame duck», die sportlich nur noch eine Nebenrolle spielt und dafür die Hierarchie innerhalb der Mannschaft durcheinanderbringt?
Mathias Seger, wie man ihn kennt, als unermüdlicher Antreiber.Bild: KEYSTONE
Zur Person: Mathias Seger (40)
Im Sommer 1999 wechselte der Uzwiler Mathias Seger als damals 21-jähriger Jungspund von den Rapperswil-Jona Lakers zu den ZSC Lions. Dort etablierte er sich auf Anhieb als grosse Verstärkung. Bereits in seiner ersten Saison in Zürich wurde er Meister. Es folgten fünf weitere Titelgewinne. Zusätzlich bestritt er für die Schweizer Nationalmannschaft 16 WM- und 4 OlympiaTurniere (305 Länderspiele). Insgesamt absolvierte «Segi» über 1000 NLA-Spiele allein für die Lions. Jetzt tritt «Segi» in den Ruhestand und geht mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern erst einmal auf einen dreimonatigen Australien-Trip.
Kann der das noch? Als sich YB-Stammgoalie
David von Ballmoos im Januar im Training
eine schwere Schulterverletzung zuzieht,
treten viele Skeptiker auf den Plan. Muss YB
mit diesem Ausfall seine Titelambitionen abschreiben?
Der 35-jährige Stellvertreter Marco
Wölfli kann zwar viel Erfahrung in die Waagschale
werfen, aber vier Jahre lang ist er fast
ohne Spielpraxis geblieben. «Ich mache mir
keine Sorgen. Ich habe immer seriös trainiert
und fühle mich in Form», sagt Wölfli vor
dem Rückrundenstart.
Marco Wölfli entpuppt sich als Feierbiest.Bild: KEYSTONE
Zur Person: Marco Wölfli (35)
32 Jahre lang hat YB auf einen Meistertitel gewartet. Ungefähr die Hälfte so lang Marco Wölfli, der am 16. August 2002 seinDebüt in der Nationalliga A gab und mittlerweile auf weit über 400 Pflichtspiele für die Young Boys kommt. Mit Ausnahme einer einzigen Saison in Thun verbrachte er seine gesamte Profizeit bei YB. Elfmal hat er das Tor der Schweizer Nationalmannschaft gehütet. Von den 60 gegen ihn getretenen Penaltys hat er zwölf abgewehrt. Den Wichtigsten am Samstag gegen Luzern, als er den Schuss von Gvilia an die Latte lenkte. Der 35-Jährige ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.
Mathias Seger fügt sich nahtlos in das Zürcher Kollektiv ein. Auf dem Eis spielt er, im Gegensatz zu den vorangegangenen 18 Saisons, nur noch eine bescheidene Rolle, hat kaum Einfluss auf das sportliche Wohlergehen des Teams. Und ist deshalb auch kein Stabilisator mehr, der die inkonstant auftretenden Lions während der Saison auf Kurs halten kann. Aber er spielt – besonders während der Playoffs – seinen Part als Antreiber und Bezugsperson für die jüngeren Spieler perfekt und ist neben dem Eis ein wertvoller Teamplayer. Am Ende darf er zum sechsten Mal den Meisterpokal in die Höhe stemmen.
Jahrelang gilt Marco Wölfli als Synonym für
«Veryoungboysen». Seit bald 20 Jahren ist er
im Verein, einen Titel aber kann er bis zum
vergangenen Samstag nicht gewinnen. Im
Gegenteil: Bei zwei Meisterschaften und zwei
Cupfinals ist er nahe dran, aber eben, nur
nahe. Die entscheidenden Spiele gehen verloren.
Jetzt ist er zum Winner geworden: In
19 Einsätzen in dieser Saison hat er den Platz
kein einziges Mal als Verlierer verlassen. Das
«Veryoungboysen» ist weg.
Im Final sind die Spieler der ZSC Lions auf einer speziellen Mission: Sie wollen diesen Titel auch für ihre abtretende Legende holen. Trainer Hans Kossmann setzt Seger in der Finalserie zunächst auf die Tribüne, nimmt ihn dann aber wieder aufs Matchblatt: «Ich dachte, es wäre vielleicht Zeit, dass Seger zumindest auf der Bank ist und seine Leidenschaft einbringen kann.» Der Plan geht auf. Im entscheidenden Spiel darf «Segi» die letzten 20 Sekunden aufs Eis – und damit den Triumph in Lugano als einer der Ersten geniessen.
Captain Geering übergibt Seger den PokalBild: KEYSTONE/TI-PRESS
Niemand, der Wölfli den Triumph nicht
gönnen würde. Der Solothurner ist ein Beispiel
für Klubtreue. Als er 2014 seinen Platz
wegen einer Verletzung an den talentierten
Yvon Mvogo verlor und diesen später nicht
mehr verdrängen kann, begehrt er nicht
auf, sondern hilft dem Konkurrenten, wo er
nur kann. Trainer Adi Hütter sagt: «Marco
hat die grossartigste Geschichte geschrieben.
Mit der Krönung, dass er diesen Elfmeter
abwehrt und noch einmal die Emotionen
geschürt hat, die uns schliesslich zum Sieg
und Titel getragen haben.»
Wölfli mit dem wohlverdienten Siegerstumpen.Bild: KEYSTONE
Mathias Seger feiert seinen sechsten Meistertitel und sein Karrierenende auf fremdem Eis. Die Freude ist auch in der Resega, wo er während seiner Karriere so manche «Schlacht» ausgetragen hatte, riesig. Er stemmt den Pokal zusammen mit seinem Nachfolger als ZSC-Captain, Patrick Geering, in die Höhe. Seine Teamkollegen feiern mit extra angefertigten Seger-Gesichtsmasken. «Das ist das Schönste, was es gibt. Wenn du als Meister abtreten kannst, fällt dir gar nichts schwer», sagt Seger. Es ist ein Happy-End in jeder Beziehung.
Auf dem Höhepunkt seiner Karriere, gefeiert
von 30'000 Fans im Stade de Suisse,
sagt Marco Wölfli: «Es geht mir nicht
schlecht. Wir haben drei wichtige Punkte
geholt.» Um nach diesem köstlichen Scherz
gleich nachzulegen: «Ich weiss nicht, was
ich sagen soll. Dieses Märchen ist einfach
unglaublich. Beim Penalty bin ich in die
richtige Ecke gehechtet, brachte einen Arm
nach oben und der Ball ging an die Latte.
Nun wusste ich: Jetzt schaffen wir es!»
So feierte YB den ersten Meistertitel seit 32 Jahren
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So feiert YB den ersten Meistertitel seit 32 Jahren
YB ist Schweizer Meister! Dank einem dramatischen 2:1-Sieg gegen Luzern! Goalie Marco Wölfli feiert in der Garderobe mit einer Pokal-Attrappe.
quelle: keystone / peter schneider
So feierten die ZSC Lions den 9. Meistertitel der Klubgeschichte
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So feiern die ZSC Lions den Meistertitel
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quelle: keystone/ti-press / davide agosta
Der Fussball schreibt oft die schönsten Geschichten
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Nun ja... Seger hat zwar auch schon Finalserien verloren, aber man musste nie von verzetesceeen reden. Auch wenn ich mit YB nicht viel anfagen kann gönne ich ihnen und vor allem dem sympatischen Torhüter den Titel. Das Drehbuch mit der Verletzung vom anderen Goalie und dem Penalty am Sa. war einfach perfekt.
Hört Wölfli eigentlich auf, oder darf er auch noch die CL als Spieler erleben?
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