Bei der Swiss Football League (SFL) blickt man den nächsten Tagen gespannt entgegen. Am Mittwoch und Donnerstag wird entschieden, wie der Rest der ersten Saisonhälfte aussehen wird. Die Schweiz könnte am Donnerstagabend mit vier Teams im Europacup vertreten sein, womöglich sogar mit einem in der Champions League. In diesem Fall stünde man bei der SFL zwar vor Herausforderungen hinsichtlich der Spielplan-Gestaltung. Jedoch würde die Freude über die starke Präsenz auf europäischer Bühne überwiegen.
Es könnte aber auch anders kommen. Im schlimmsten, aber nicht unwahrscheinlichen Fall spielen nur zwei Schweizer Teams im Herbst europäisch. Das wäre einfacher für den Spielplan, aber schlecht für die allgemeine Entwicklung. Denn in der letzten Saison ist die Schweiz in der Fünfjahres-Wertung der UEFA bereits von Platz 12 auf 17 abgestürzt.
«Das Ziel muss sein, in dieser Saison wieder in die Top 15 reinzukommen», sagt Philippe Guggisberg, der Medienverantwortliche der SFL, gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Und dafür brauchen wir möglichst viele Teams in den europäischen Ligaphasen.» Wer sich hinter den Top 15 klassiert, verliert Europacup-Plätze und muss zudem früher in die Qualifikation einsteigen. Kurz: Die Schweiz droht europäisch abgehängt zu werden.
Konkret wird die Schweiz im nächsten Sommer nur noch mit vier statt fünf Teams im Europacup vertreten sein. Zwei Mannschaften werden wie bisher in der 2. Qualifikationsrunde der Conference League starten. Bitter ist es für den Meister und den Cupsieger: Statt in den Playoffs der Champions respektive Europa League werden sie zwei Runden früher beginnen müssen. Die Teilnahme an einer Ligaphase ist also nicht mehr garantiert.
Am Ende ist die Rechnung eine einfache: Je weniger Teams im Europacup, desto weniger Geld kommt direkt oder indirekt über die Klubs in die Liga rein. Damit wird sie weniger attraktiv für Profis und das allgemeine Niveau dürfte langfristig sinken. Ein klassischer Rattenschwanz.
Doch wie konnte die Schweiz in die Situation geraten, dass man von Nationen wie Polen oder Norwegen überholt wurde und von hinten von Nationen wie Schweden oder Zypern bedrängt wird? Eine Frage, die auch bei der SFL diskutiert wird. Eine eindeutige Antwort hat man noch nicht gefunden, zu vielschichtig sind die Faktoren. «Wir haben uns in den letzten Jahren oft mit den Klubs zu diesem Thema ausgetauscht und die Wichtigkeit der Qualifikationsrunden aufgezeigt», sagt Guggisberg. «Dabei haben wir festgestellt, wie schwierig für die Klubs der Spagat zwischen erfolgreichem Saisonstart und europäischen Exploits mit aufwändigen Auswärtsreisen sein kann.»
Ein Problem ist offensichtlich: Viele Schweizer Teams sind während der Qualifikationsphase «nicht fertig». Manchmal haben die Mannschaften am Ende des Transferfensters ein anderes Gesicht als noch zu Beginn des Sommers. Das hat auch damit zu tun, dass die Klubs darauf pokern, Spieler zu verpflichten, die den Sprung zu grösseren Klubs verpasst haben oder sich dort nicht durchsetzen konnten. Vereine mit einer Jahresmeisterschaft wie in Schweden oder Norwegen haben diesbezüglich einen kleinen Vorteil.
Einige Faktoren lassen sich beeinflussen, andere nicht. Das Losglück gehört zu Zweiterem. Servette zum Beispiel wurde zuletzt nicht gerade von Fortuna geküsst. Im letzten Jahr trafen die Genfer im Playoff der Conference League auf Chelsea, den späteren Gewinner des Wettbewerbs. Und in diesem Jahr steht den Genfern mit Schachtar Donezk erneut ein Hochkaräter gegenüber. Auch für Lausanne wären einfachere Gegner als Besiktas möglich gewesen.
Aktuell hat die Schweiz in der Fünfjahres-Wertung einen Platz gut gemacht und Schottland überholt. Bei den Schotten steht jedoch bereits fest, dass mindestens drei Teams eine europäische Ligaphase erreichen. Vor der Schweiz liegen derzeit Österreich, Dänemark, Polen, Norwegen und Griechenland. «Ob wir an diesen Nationen dranbleiben können, hängt von den Resultaten der nächsten Tage ab», sagt Guggisberg. Eine klare Ansage an die Klubs. (riz/sda)