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Welch Ironie, dass Japan wegen «Fairplay» weiterkommt

Poland's Robert Lewandowski, left, and Japan's Gotoku Sakai embrace each other at the end of the group H match between Japan and Poland at the 2018 soccer World Cup at the Volgograd Arena in ...
Ein Schelm, wer Böses denkt? Am Ende gehen Lewandowski und Sakai lachend vom Feld.Bild: AP/AP

Die «Schande von Wolgograd»! Welch Ironie, dass Japan wegen «Fairplay» weiterkommt

28.06.2018, 18:5728.06.2018, 20:30

WM-Premiere am letzten Tag der Vorrunde! Japan schafft als erstes Team überhaupt wegen der Fairplay-Wertung den Vorstoss in den Achtelfinal – und zwar auf Kosten von Senegal. Die «Blue Samurai» holten wie die «Löwen von Teranga» in ihren drei Gruppenspielen mit einem Torverhältnis von 4:4 vier Punkte. Doch weil der Senegal sechs und Japan nur vier Gelbe Karten holte, stehen die Asiaten in der K.o.-Runde.

Bild
bild: screenshot srf

Dass sich ausgerechnet Japan wegen «Fairplays» für die Achtelfinals qualifiziert, ist eigentlich ein Hohn. Denn als «fair» kann man Japans Verhalten in den 15 Minuten des Duells gegen Polen nicht bezeichnen. 0:1 liegt Japan in der 74. Minute noch immer zurück, doch plötzlich stellen sie die Angriffsbemühungen komplett ein. Der Grund: Die Japaner hatten vom 1:0 Kolumbiens gegen Senegal erfahren.

So sah dass in der Schlussphase über weite Strecken aus.Video: streamable

Da passiert nicht viel:

Die letzten 10 Minuten in dreifacher Geschwindigkeit.Video: streamable

Statt das 1:1 zu suchen und somit den Achtelfinal aus eigener Kraft zu sichern, passen die Japaner den Ball nur noch locker durch die Reihen. Wenn die Polen im Ballbesitz sind, warten sie zu zehnt, bis die Polen kommen. Das hätte auch ins Auge gehen können: Ein Treffer von Polen oder Senegal und Japan wäre draussen gewesen.

Doch die bereits ausgeschiedenen Lewandowski und Co. halten von Fairplay auch nicht wirklich viel und stellen die Angriffsbemühungen ebenfalls ein. Weil die Kräfte bei 36 Grad langsam nachliessen oder aus anderen Gründen? Das wissen wohl nur die Polen selbst. Am Ende zeigen beide Teams ein fragwürdiges Verhalten, das zu Senegals Pech in keine Fairplay-Wertung fliesst. Das Publikum quittiert das Geschehen auf dem Platz mit Buhrufen und Pfiffen.

A soccer fan reacts during the group H match between Japan and Poland at the 2018 soccer World Cup at the Volgograd Arena in Volgograd, Russia, Thursday, June 28, 2018. (AP Photo/Andrew Medichini)
Sogar die japanischen Fans hielten vom Ballgeschiebe nichts.Bild: AP/AP
Soccer fans react during the group H match between Japan and Poland at the 2018 soccer World Cup at the Volgograd Arena in Volgograd, Russia, Thursday, June 28, 2018. (AP Photo/Andrew Medichini)
Buuuuh!Bild: AP/AP

Nichtangriffspakt? Ballgeschiebe? Schande! Erinnerungen an die WM 1982 werden wach. Damals schnürten Österreich und Deutschland ein «Päckli» gegen Algerien. Weil die letzten Gruppenspiele noch nicht gleichzeitig gespielt wurden, war klar, dass beiden Teams ein deutscher 1:0-Sieg reichen würde.

Die «Schande von Gijon» 1982.Video: streamable

In der 10. Minute traf Horst Hrubesch zum 1:0 für Deutschland. Von da an schoben sich die beiden Teams 80 Minuten lang den Ball nur noch locker zu. Die 41'000 Zuschauer packten ihr Nastücher aus und schwenkten sie aus Protest. Vergebens. Das Spiel ging als «Schande von Gijon» in die WM-Geschichte ein.

Bei der WM 2018 schaute mit Senegal nun wieder eine afrikanische Mannschaft in die Röhre. Ganz so lange wie 1982 in Spanien ging das Ballgeschiebe bei Japan gegen Polen zwar nicht, dennoch darf das Spiel als «Schande von Wolgograd» bezeichnet werden. Wer sich so verhält wie Japan und Polen in den letzten Minuten, hat an einer WM eigentlich nichts zu verloren.

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Gesichter voller Zuversicht und Freude – Fans an der WM 2018
Willkommen in Russland und hereinspaziert in den bunten Zirkus der Fussballfans aus aller Welt!
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46 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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DerRaucher
28.06.2018 19:00registriert Januar 2016
Die Fairplay Regelung ist Müll. Würde bei so einem entscheid noch eher die Losentscheidung begrüssen, auch wenn sie auch ziemlich hart ist. So würden aber die Ergebnissspiele aufhören weil man weiss, das Los kann auch gegen einen sprechen.
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the_hoff
28.06.2018 19:50registriert April 2016
Naja Schande? Es ist nicht verboten, vielleicht etwas zweifelhaft. Aber ganz ehrlich ich kann die Japaner verstehen. Wieso die Polen mitgemacht haben weiss ich nicht. Zudem hätte es Senegal in den eigenen Füssen gehabt.
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MaskedGaijin
28.06.2018 20:08registriert Oktober 2014
Schande ist gerade ein bisschen übertrieben. Voll angreiffen und ein 2:0 riskieren? Japan hat schliesslich nicht für die armen TV-Zuschauer gespielt.
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