Wie es wirklich war, wissen letztlich nur die Direktbeteiligten. Aus dem Isco-Lager hiess es gegenüber spanischen Medien, man habe mit Union Berlin einen Vertrag über eineinhalb Jahre besprochen, aber schliesslich nur einen über sechs Monate erhalten. Zudem sollte der Mittelfeldspieler nicht für die Europa League gemeldet werden, was nicht in seinem Sinne war. Derweil vermutete «Sky»-Experte Torsten Mattuschka, eine Union-Legende: «Ich glaube, dass es an Brutto und Netto gescheitert ist. Weil es in Spanien glaube ich nur Netto-Verträge gibt als Fussballer. In Deutschland habe ich selbst nur Brutto-Verträge unterschrieben.»
Fakt ist: Trainer Urs Fischer kann beim überraschenden Bundesliga-Zweiten nicht auf eine womöglich hochkarätige Verstärkung bauen. Auch diese Transfers platzten einst im allerletzten Augenblick:
Im Sommer 2015 war schon alles angerichtet, der spanische National-Goalie David de Gea befand sich bereits in Madrid und sein Transfer zu Real stand kurz bevor. Die Präsentation des Keepers am 1. September 2015 in der Ehrenloge des Estadio Santiago Bernabéu war schon geplant. Letztendlich scheiterte der Transfer aber daran, dass die Unterlagen erst nach Mitternacht beim spanischen Verband eintrafen.
Danach schoben sich beide Vereine gegenseitig den schwarzen Peter zu. Die Verantwortlichen der «Galacticos» behaupteten, Manchester United habe ihnen die Unterlagen zu spät zugesandt. Die «Red Devils» bestritten diesen Vorwurf. Letztendlich blieb de Gea in Manchester und ist dort bis heute, wenn auch nicht immer unumstritten, die Nummer 1 im Tor des englischen Rekordmeisters.
13 Stunden wartete Axel Witsel, damals bei Zenit St.Petersburg unter Vertrag, in Turin auf die Bestätigung seines Wechsels zur «alten Dame». Doch Zenits Trainer Mircea Lucescu wollte den Mittelfeldakteur nicht ohne Ersatz ziehen lassen. Als er sich doch entschied, Witsel gehen zu lassen, wurde es mit der Zeit zu knapp und die Unterlagen aus Russland erreichten die italienische Liga nicht mehr fristgerecht. So musste Witsel trotz der Einigung beider Klubs wieder nach Russland zurück reisen. Ein halbes Jahr später wechselte der Belgier schliesslich doch noch – nur nicht nach Italien, sondern zu TJ Quanjian nach China.
Der Wechsel des kamerunischen Nationalspielers zum 1. FC Köln war schon so gut wie perfekt. Es fehlten lediglich noch die vollständigen Unterlagen bei der DFL. Doch dies schien im Januar 2011 noch ein schwieriges Unterfangen zu sein. Choupo-Motings Vater sandte zehn Minuten vor Transferschluss den unterschriebenen Vertrag per Fax in Richtung Köln. Dort kam allerdings nur eine Seite des Kontrakts an.
Der Rest des Vertrages landete erst nach 18.00 Uhr beim 1. FC Köln, welcher die Unterlagen so nicht mehr rechtzeitig bei der DFL einreichen konnte. Der Deal platzte also und Choupo-Moting wechselte ein halbes Jahr später zum FSV Mainz 05. Heute steht der Kameruner beim deutschen Rekordmeister Bayern München unter Vertrag.
Fünf Jahre später war es wieder der HSV, der unfreiwillig mit einem gescheiterten Transfer in die Schlagzeilen geriet. 2016 war YB-Spieler Sekou Sanogo das Objekt der Begierde des Hamburger Sportvereins. Hamburgs sportlicher Leiter Peter Knäbel schob den Bernern die Schuld für den geplatzten Deal in die Schuhe: «Leider wurden die für den Transfer erforderlichen Dokumente in Bern zu spät versendet und erreichten uns nach 18 Uhr. Das ist sehr ärgerlich. Mir tut es leid für den Spieler, der gerne für den HSV gespielt hätte.» Die «Bild» betitelte die Berner Verantwortlichen daraufhin als «E-Mail-Esel».
Wegen 14 Sekunden durfte Adrien Silva für vier Monate kein Vereinsfussball spielen. Leicester City wollte am Deadline-Day 2017 Adrien Silva von Sporting Lissabon als Ersatz für Danny Drinkwater verpflichten. Leicester kaufte den Europameister von 2016 zwar für 20 Millionen Euro, reichte allerdings die nötigen Unterlagen für eine Spielberechtigung des Portugiesen exakt 14 Sekunden zu spät ein. So mussten die «Foxes» vier Monate warten, ehe Adrien Silva endlich für den Spielbetrieb registriert werden konnte. Sein Gehalt musste Leicester natürlich trotzdem zahlen, er stand ja schliesslich unter Vertrag.
Im Winter 2015 scheiterte die Leihe von Bryan Ruiz zu UD Levante aufgrund eines Missverständnisses. Die Verantwortlichen des FC Fulham dachten, der Deadline-Day in Spanien sei wie in England am Montag und nicht am Freitag. Dies behauptete zumindest Levantes Präsident Quico Catalan: «Sie haben nicht realisiert, dass am Freitag Deadline war, sie dachten, es sei erst am Montag.» So kam es dazu, dass Fulham die Unterlagen nicht mehr rechtzeitig nach Spanien schicken konnte. Ruiz wechselte ein halbes Jahr später dann nach Portugal zu Sporting Lissabon.
Am Deadline-Day im Januar 2013 ging West Bromwich Albions Peter Odemwingie davon aus, sein Wechsel zu den Queens Park Rangers stehe kurz vor dem Abschluss. Da ihm dies allerdings nicht schnell genug ging, nahm er sein Schicksal in die eigenen Hände und fuhr mit dem Auto ans Trainingsgelände von QPR, um den Deal zu finalisieren. Doch es kam anders, als der Nigerianer es sich vorgestellt hatte.
Da es zwischen den beiden Klubs keine Einigung gab, wurde Odemwingie der Zutritt zum Vereinsgelände der Rangers verwehrt. So wartete der Offensivspieler vergeblich in seinem Auto vor verschlossenen Türen und ein Transfer nach London kam nie zustande. Im darauf folgenden Sommer bekam Odemwingie schliesslich doch noch seinen ersehnten Transfer, er wechselte zu Cardiff City.
Zudem finde ich es nicht sinnvoll, dass die Saison schon läuft und immer noch Spieler ge- und verkauft werden können. Warum kann man das Transferfenster nicht vor dem 1. Spieltag schliessen?