Champions-League-Final-Wochenende in Berlin: Fans aus aller Welt – aber natürlich vor allem aus Barcelona und Turin – sind für diesen fussballerischen Mega-Event übers Wochenende in die deutsche Hauptstadt gepilgert, um ihre Mannschaft im Kampf um den silbernen Henkelpott anzufeuern. Die Stadt kocht nicht nur wegen der hochsommerlichen Temperaturen, überall herrscht prickelnde Fussball-Atmosphäre. Und mittendrin eine U14-Delegation des FC Zürich.
Als erster Schweizer Klub durfte der zwölffache Schweizer Meister ein Junioren-Team ans Kindersozialprojekt «Football for Friendship» schicken. Elf Juniorinnen und Junioren – mit dabei sind auch zwei Mädchen – reisten mit einem vierköpfigen Betreuer-Team am Donnerstag nach Berlin, wo sie sich an einem internationalen Street-Soccer-Turnier mit Gleichaltrigen aus 23 anderen Nationen duellieren und anschliessend den Champions-League-Final besuchen durften.
Das Ziel des Projekts: Den jungen Fussballern sollen Werte wie Freundschaft, Gleichheit, Fairness, Gesundheit, Frieden, Hingabe, Erfolg und Tradition vermittelt werden. Nach kurzer Anklimatisierung beginnt für die 11 FCZ-Juniorinnen und Junioren am Freitag das Turnier. Gespielt wird auf den Trainingsplätzen von Union Berlin, gleich hinter dem legendären Stadion zur alten Försterei.
Die Mannschaft von Daniel Böhi und Albert Hohl startet gut in den freundschaftlichen Wettkampf. Gegen die Ukrainer von Wolyn Luzk resultiert im ersten von zwei Gruppenspielen ein 6:1-Sieg. Noch deutlicher fällt der Erfolg gegen den FC Chelsea aus: 23:1 bodigen die Zürcher die reine Mädchen-Mannschaft der Engländer, zeigen beim einzigen Gegentreffer aber, worum es bei diesem Turnier geht: nämlich um Fairness und Friendship.
Nach dem Gruppensieg ist das Ziel aber klar: Jetzt würde man natürlich auch gerne den Final erreichen, der am Samstagmittag mitten in der Fanzone am Brandburger Tor in einem kleinen, eigens aufgebauten Stadion stattfindet. Rund 500 Zuschauer und etliche Schaulustige werden dort erwartet. Schon verlockend! Und alles läuft wie geschmiert: Gegen Dinamo Zagreb gewinnen die Schweizer mit 2:0, im Halbfinal gegen die körperlich starken Türken von Galatasaray Istanbul mit 2:1. Der Final in der Mini-Champions-League ist erreicht.
Zur Belohnung gibt es am Nachmittag eine Stadtrundfahrt durch die deutsche Hauptstadt. Checkpoint Charlie, Reichstag, die Spree: Der FCZ geht auf Entdeckungstour. «Das ist ein Riesenplausch, ein super Erlebnis, das man nicht so schnell vergisst», sagt Co-Trainer Hohl. Nach dem Abendessen geht's dann aber schon bald ins Bett, um 22 Uhr ist Nachtruhe. Schliesslich soll es klappen mit dem ersten internationalen Titel für die jungen FCZ-Stars.
Kurz vor Mittag ist alles bereit für das grosse Finale am Brandenburger Tor. Vor vollen Tribünen und bei sengender Hitze kommen die Zürcher gegen Rapid Wien aber ziemlich unter die Räder. Bald liegt man 0:3 zurück. Doch der FCZ gibt nicht auf, kommt auf dem kleinen Spielfeld noch einmal auf 2:3 heran. Aber es sollte nicht sein: 2:5 geht der Final gegen die Österreicher schliesslich verloren.
«Wir sind schon enttäuscht», sagt Kedus (12) nach der Siegerehrung, bei der jeder Spieler von der deutschen Fussball-Legende Franz Beckenbecker eine Medaille umgehängt bekommt. Die vielen Leute im Stadion seien schon etwas ungewohnt gewesen. «Am Anfang war ich ein bisschen nervös, dann habe ich mich aber schnell daran gewöhnt», so Kedus.
Für Seraina Piubel, die neben der starken Torhüterin Elvira Herzog das zweite Mädchen im Team ist, bleibt der Final beim Brandenburger Tor trotz der Niederlage ein «mega Highlight». «Das werde ich nie vergessen und ich möchte das unbedingt wieder erleben», so die Aargauerin.
Tröstende Worte gibt's nach der Niederlage von Franz Beckenbauer höchstpersönlich. «Er hat die Spieler aufgemuntert und ihnen gesagt, dass der 2. Rang von 24 Mannschaften eine starke Leistung ist», erzählt Co-Trainer Hohl sichtlich stolz. Natürlich vermögen des «Kaisers» Worte nicht jede traurige FCZ-Miene aufzuheitern.
Doch spätestens am Abend ist die Welt der FCZ-Junioren dann wieder in Ordnung. Sie dürfen beim Champions-League-Final zwischen Barcelona und Juventus Turin live im Stadion mitfiebern. Und immerhin gewinnt dort die richtige Mannschaft. Fast alle jungen Zürcher haben nämlich dem FC Barcelona, der Juve 3:1 schlägt, die Daumen gedrückt. Nach einer kurzen Nacht geht es dann am Sonntagmorgen zurück nach Zürich – mit vielen wertvollen Erfahrungen und Erlebnissen im Gepäck.