Die Corona-Pandemie sorgt in Belgien für den Abbruch der Meisterschaft. Wie belgische Medien berichten, hat dies der Ligavorstand heute Mittag beschlossen. Er entschied zudem, dass die aktuelle Tabelle auch die endgültige Tabelle sein wird. Damit ist der FC Brügge Meister 2019/20. Belgien ist das erste Land, das die Fussball-Meisterschaft für vorzeitig beendet erklärt.
Der Entscheid um die Vergabe des Meistertitels dürfte wenig zu diskutieren geben. Belgien hat einen Modus, der sich von anderen Ländern unterscheidet: In der Qualifikation waren zum Zeitpunkt des Abbruchs 29 von 30 Runden gespielt und Brügge hatte einen Vorsprung von 15 Punkten auf KAA Gent. Gestrichen wurden nun die Meisterrunde der sechs besten Teams und die Playoffs um die Europacup-Plätze.
Der Vorschlag des Ligavorstands lautet, dass nebst Brügge auch Gent, Charleroi, Royal Antwerpen und Standard Lüttich für den Europacup qualifiziert sind, die Teams auf den Rängen 2 bis 5. Weil Antwerpen sich mit einem Sieg im Cupfinal direkt für die Europa League hätte qualifizieren können, wird eine Arbeitsgruppe gebildet. Diese hat den Auftrag, zu bestimmen, welches Team den direkten Startplatz erhält. Der Cupfinal zwischen Brügge und Antwerpen soll nach Möglichkeit noch ausgetragen werden. Die Vorschläge des Ligavorstands müssen noch auf einer Hauptversammlung abgesegnet werden.
In vielen anderen Ländern wird noch damit gerungen, die Saison vorzeitig zu beenden. In der Schweiz ist die Super League momentan bis am 30. April unterbrochen. In der Tabelle liegen nach 23 von 36 Runden der FC St.Gallen und Titelverteidiger YB punktgleich an der Spitze. Würde wie in Belgien entschieden, wäre St.Gallen zum dritten Mal nach 1904 und 2000 Meister. Würde bei einem Abbruch der Stand bei Saisonhälfte, wo jedes Team zwei Mal gegen jedes gespielt hatte, zur Hand genommen, könnten die Young Boys den Titel-Hattrick feiern.
In England ist die Ausgangslage noch klarer als in Belgien. Der FC Liverpool hat satte 25 Punkte Vorsprung auf Manchester City, bei noch neun ausstehenden Spielen ist der Titel so gut wie sicher. Zuletzt gab es Befürchtungen, dass es bei einer Titelvergabe an die «Reds» zu grossen Menschenansammlungen kommt, um die erste Meisterschaft seit 30 Jahren zu feiern – trotz Coronavirus.
«Glaubt irgendjemand, dass die Fans nach 30 Jahren voller Schmerz daheim bei einer Tasse Tee sitzen werden und sagen: ‹Gut gemacht, Männer!›? Sie würden rausgehen», sagte Ex-Nationalspieler Rio Ferdinand. «Ich würde rausgehen wollen. Und nicht jeder ist vernünftig in Situationen wie dieser. Die Menschen würden versuchen, draussen zu feiern und durchzudrehen. So ist Fussball.» Der frühere Verteidiger von Liverpools Erzrivale Manchester United plädierte deshalb dafür, die Saison zu annullieren.
Vom Saisonabbruch könnten in Belgien auch die Klubs am Tabellenende profitieren. Der Letztplatzierte nach 30 Runden steigt direkt ab, doch eine Entscheidung war vor dem letzten Spieltag nicht gefallen. Waasland-Beveren könnte Oostende noch überholen. Kann wirklich nicht mehr gespielt werden, gibt es keinen Absteiger und wird die Liga in der kommenden Saison von 16 auf 18 Teams aufgestockt.
Der Modus der zweithöchsten Liga sieht vor, dass diese Meisterschaft in zwei Tranchen ausgetragen wird. Die Sieger beider Tranchen zu je 14 Runden machen Ende Saison in Hin- und Rückspiel den Aufsteiger unter sich aus. In dieser Saison entschied Oud-Heverlee Löwen die erste Tranche, K Beerschot VA die zweite für sich. Doch wie beim Cupfinal ist auch hier noch offen, ob die Partien ausgetragen werden können. Die Arbeitsgruppe beschäftigt sich deshalb bereits mit der Frage, nach welchem Modus in der nächsten Saison bei einer Aufstockung um zwei Teams gespielt werden soll. (ram)