Dieses Zitat stammt nicht etwa von einem Mafia-Jäger, sondern vom neugewählten Präsidenten des portugiesischen Fussballvereins FC Porto. Am vergangenen Wochenende verdrängte André Villas-Boas den langjährigen Porto-Präsidenten Jorge Nuno Pinto da Costa aus seinem Amt.
Und die Fussstapfen, in die Villas-Boas tritt, sind riesig. In den über 40-jährigen Amtszeit (ab 1982) reihte sein Vorgänger Titel an Titel: 23 Meisterschaften, zwei Siege in der Champions League (1987 und 2004), zwei Europa-League-Pokale (2003 und 2011), zwei Weltpokale und ein europäischer Superpokal lautet die beeindruckende Bilanz.
Bei Pinto da Costas Amtsübernahme hatte Porto gegenüber Benfica Lissabon, dem grössten Rivalen in der portugiesischen Primeira Liga, für gewöhnlich das Nachsehen. Das Team aus der Hauptstadt hatte damals bereits 24 Meistertitel auf dem Konto, während der FC Porto mit nur sieben Titeln hinterherhinkte. Der Präsident schaffte es während seiner Amtstzeit, aus dem FC Porto ein Spitzenteam zu formen, das heute bei 30 Meisterschafts-Titeln steht (Benfica gewann 38).
Pinto da Costa ist nicht nur der Präsident mit den meisten Erfolgen und der längsten Amtszeit im Weltfussball, sondern auch einer, der «den Krieg einem faulen Frieden» vorzieht. Ein Leitsatz, der dem FC Porto zwar durchaus sportlichen Erfolg brachte, aber auch einen Drachen weckte, den sein Nachfolger nun zähmen muss.
Wie vergiftet das Klima rund um den portugiesischen Verein, der seinen Mitgliedern gehört, tatsächlich ist, zeigt eine Episode der Mitgliederversammlung im vergangenen November: Ultras bedrohten Journalistinnen und Mitglieder, griffen sie körperlich an, und richteten eine klare Botschaft an die Anhänger des Gegenkandidaten Villas-Boas: «Entweder ihr verpisst euch oder ihr werdet sterben! Alle raus hier, ihr Wichser! Porto gehört uns! Wer nicht zu Pinto da Costa gehört, wird sterben!»
Angesichts des engen Beziehungsgeflechts, das Pinto da Costa während seiner Amtszeit zu den Porto-Ultras unterhielt, erstaunt dieser Vorfall eigentlich nicht. Zu Fernando Madureira aka Macaco, Anführer der Ultra-Gruppierung «Super Dragões», soll Pinto da Costa gar eine enge Freundschaft pflegen. Als sich der Präsident 2004 wegen Korruptionsvorwürfen vor Gericht verantworten musste, wurde er von einem von Macaco angeführten Schlägertrupp begleitet.
Dieser «Schutz» durch die Ultra-Gruppierung hatte für den ehemaligen Präsidenten aber auch einen Preis, wie der Journalist Miguel Sousa Tavares gegenüber dem Magazin 11 Freunde erklärte: «Natürlich machen sie das nicht umsonst. Sie beschützen Pinto da Costa, weil er ihnen die Kontrolle über das Schwarzmarktgeschäft mit Eintrittskarten ermöglicht, das sehr profitabel ist». Dass Macaco gerne mit teuren Autos durch Porto kurvt, obwohl er offiziell keiner anderen Tätigkeit nachgeht, ausser die «Super Dragões» anzuführen, unterstützt diese Vermutung.
Wie sehr die Ultras hinter ihrem Klub und ihrem Präsidenten stehen, musste auch der ehemalige Porto-Trainer José Mourinho am eigenen Leib erfahren: «Ich wurde von Leuten bedroht, die mir sagten, dass man mir ins Knie schiessen würde, wenn ich meinen Vertrag mit Porto nicht verlängere», sagte er nach seinem ablösefreien Wechsel zu Chelsea im Jahr 2008.
Und so wären wir auch schon beim Grund, weshalb der neu gewählte Präsident Villas-Boas vor der Wahl auf Polizeischutz angewiesen war. Einige Tage nach dem Vorfall an der Mitgliederversammlung, die Villas-Boas als «einer der schwärzesten Tage in der Geschichte des FC Porto» bezeichnete, wurde er selbst zur Zielscheibe der treu ergebenen Anhänger Pinto da Costas. Vier Personen mit Verbindungen zu den Super Dragões verwüsteten das Haus des Herausforderers, brachen sein Auto auf, verprügelten den Wachmann und hinterliessen eine deutliche Botschaft an der Wand: «Verräter».
Im Zusammenhang mit diesem Vandalismus- und Gewaltakt wurden Ende Januar 12 Personen festgenommen, auch Macaco. Einer der Vandalen soll ausgesagt haben, er sei «angeheuert worden, um den mit den Ermittlungen beauftragten Polizeibeamten zu töten». Nach der Verhaftung wurden bei einer Polizeirazzia in Macacos Haus Drogen, Waffen und mehrere tausend Euro in bar gefunden. Pinto da Costa hat sich nie öffentlich von den Ultras distanziert, und so wurde er, wie es eine anonyme Dragões-Quelle gegenüber 11 Freunde ausdrückte, «mehr und mehr zur Geisel von Macacos Gruppe».
Neben der Nähe zu besagter Ultra-Gruppierung wurden Pinto da Costa während seiner Amtszeit auch immer wieder Korruption und Nepotismus vorgeworfen. So erhielt sein Sohn Alexandre Pinto da Costa hohe Provisionen für seine Dienste als Spieleragent – und erzürnte damit den erfolgreichen Agenten Jorge Mendes, der damals ebenfalls mit dem FC Porto zusammenarbeitete. Als Konsequenz heuerte Mendes beim Rivalen Benfica an, «das in der Folge ein Vermögen mit Spielertransfers machte, während Porto regelmässig ins Klo griff», wie Sousa Tavares erzählt.
Und auch aus finanzieller Sicht läuft es nicht rund in Porto. Im Jahr 2023 standen Verbindlichkeiten in der Höhe von 500 Millionen Euro und 310 Millionen Euro Schulden zu Buche. Angesichts seiner «dysfunktionalen Strukturen», so der neue Präsident Villas-Boas, brauche der Verein zwölf Jahre, um sich aus der finanziellen Schieflage zu befreien.
Pinto da Costas mag zwar sportlichen Erfolg herbeigeführt haben, mit seinem Missmanagement und seinen zweifelhaften «Freunden» hat er aber jahrelang am eigenen Ast gesägt. «Sein Auftreten als der Rebell aus den Bergen war wichtig, solange Porto darum kämpfte, die gleichen Chancen wie Benfica und Sporting zu haben. Aber es macht keinen Sinn mehr. Selbst als er alles gewonnen hatte, stieg Pinto da Costa nicht von seinem hohen Ross», meinte José Manuel Ribeiro, ehemaliger Direktor der Sportzeitung «O Jogo» einmal.
Und diese Ansicht teilten wohl auch die Porto-Mitglieder, die sich mit ihrem überdeutlichen Votum am vergangenen Wochenende für eine Veränderung aussprachen: Während Pinto da Costas Herausforderer – wenn sich denn überhaupt Kandidaten für diese unliebsame Aufgabe finden liessen – in der Vergangenheit immer klar unterlegen waren, erhielt Villas-Boas am vergangenen Wochenende mehr als vier Mal so viele Stimmen wie der fast doppelt so alte Amtsinhaber (21'489 zu 5,224 Stimmen).
Der neue Präsident André Villas-Boas ist im Fussballbusiness kein Unbekannter. Bereits Anfang 20 lancierte er seine Karriere im Trainerstab von José Mourinho (FC Porto, Chelsea), ehe er ab 2009 als hauptverantwortlicher Trainer unter anderem bei Porto, Chelsea, Tottenham und zuletzt Olympique Marseille an der Seitenlinie stand. Seine erfolgreichste Zeit als Trainer erlebte der in Porto geborene Villas-Boas in seiner Heimat (vier Titel). Für den 46-Jährigen war das Präsidentenamt «ein Schicksal, das es zu erfüllen gilt», wie er 2020 sagte.
Nun hat sich Villas-Boas Schicksal erfüllt. Seine Aufgabe wird es nicht nur sein, den Klub aus finanzieller Sicht wieder auf Kurs zu bringen, sondern auch, ihn aus dem Dunstkreis der dubiosen Charaktere, mit denen sich Pinto da Costa jahrelang umgeben hatte, zu befreien. Und das wichtigste für die Fans der Drachen: Porto soll Benfica Lissabon auch in Zukunft die Vorherrschaft im portugiesischen Fussball streitig machen.
In dieser Saison sieht es aber ganz danach aus, als würde weder der FC Porto noch Benfica Lissabon den Titel gewinnen. Sporting, der andere Verein aus der Hauptstadt, ist drauf und dran, den Titel auf die grün-weisse Seite Lissabons zu holen.