Als 18-Jähriger für 35 Millionen zu Bayern: Die unglückliche Karriere von Renato Sanches
Am Donnerstagabend startet für YB die Europa-League-Ligaphase. Im Stadion Wankdorf empfangen die Berner Young Boys den griechischen Vertreter Panathinaikos Athen. Schaut man sich das Kader des 20-fachen Meisters an, sticht besonders ein Name ins Auge: Renato Sanches.
Als Portugal 2016 an der EM in Frankreich sensationell Europameister wurde, kam Sanches als 18‑Jähriger in sechs von sieben Spielen zum Einsatz. Nach dem Turnier erhielt Sanches die Auszeichnung als bester Youngster.
Bereits einen Monat vor dem Beginn der Europameisterschaft wurde bekannt, dass der Portugiese von Benfica Lissabon zu Bayern München wechseln würde. 35 Millionen Euro überwies der deutsche Rekordmeister, womit er zum damals viertteuersten Einkauf der Vereinsgeschichte wurde, was die Erwartungen an der Säbener Strasse nach der starken EM zusätzlich in die Höhe steigen liess.
Das erste Jahr verlief aber überhaupt nicht nach Plan, in der Bundesliga stand er nur ein Spiel über neunzig Minuten auf dem Platz. Wettbewerbsübergreifend kam Sanches nur knapp auf über 900 Einsatzminuten. Skorerpunkte sammelte der Mittelfeldspieler keine.
Nach bloss einer Saison wurde die grosse Zukunftshoffnung an das damalige Premier-League-Team Swansea City ausgeliehen. Aufgrund einer Oberschenkelverletzung im Januar 2018 absolvierte der Portugiese nur zwölf Spiele, in denen er eher mit Unkonzentriertheit und Fehlpässen auffiel als mit positiven Aktionen. Swansea stieg nach dieser Saison ab.
Beim Fan-Magazin «Swansea oh Swansea» wurde der damals 21-Jährige zum Flop der Saison ernannt. «Ohne zu hart zu sein, es muss Renato Sanches sein. Als er am Deadline Day im August unterschrieb, war es der aufregendste Transfer seit langer Zeit», erklärte das Magazin und hielt mit harscher Kritik nicht zurück, «aber es war eine Katastrophe. Es ist zweifellos, dass er fussballerische Fähigkeiten hat, aber er hat diese Saison sehr wenig davon gezeigt.»
Danach ging es zurück zum FCB und nach einer weiteren mässigen Saison folgte der definitive Abschied – Sanches wechselte für 20 Millionen Euro in die Ligue 1 zu LOSC Lille und startete einen neuen Versuch, seine Karriere ins Rollen zu bringen. Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sagte damals nach dem Transfer: «Renato Sanches hat uns um den Transfer gebeten, weil er sich einem Klub anschliessen wollte, bei dem er auf kontinuierliche Einsatzzeiten kommt. Die konnten wir ihm leider beim FC Bayern nicht garantieren.»
In 3 Jahren beim französischen Team kam Sanches auf 91 Einsätze und gewann 2021 mit Lille sensationell die französische Meisterschaft. Doch auch im Norden von Frankreich kämpfte der Portugiese immer wieder mit Verletzungen. Trotzdem schien er seine Karriere langsam ins Rollen gebracht zu haben und wechselte ein Jahr nach dem Meistertitel in die Hauptstadt Frankreichs, wo er bei PSG unterschrieb.
Nach gerade einmal einer Saison hiess es dann aber wieder: Koffer packen. Sanches wurde an die AS Rom ausgeliehen. Unter seinem Landsmann José Mourinho lief es für Sanches überhaupt nicht und mal wieder sorgten Verletzungen für wenig Einsatzzeit. «Es ist schwer zu verstehen, warum er immer verletzt ist. Erst Bayern, dann PSG – und jetzt sind wir ratlos. Wir können es nicht verstehen», rätselte Mourinho damals. Nach nur 262 Einsatzminuten bei den Giallorossi ging es nach einem Jahr zurück nach Paris, woraufhin er erneut ausgeliehen wurde.
Im Sommer 2024 ging es aber an einen altbekannten Ort für Sanches und er kehrte zurück zu seinem Jugendverein Benfica Lissabon. Zwar warfen ihn noch immer Verletzungen aus der Bahn, doch es wurde in der medizinischen Abteilung von Benfica ein möglicher Grund dafür gefunden. Gemäss der portugiesischen Zeitung «Record» wurde bei Sanches eine zu geringe Kollagen-Produktion festgestellt. Kollagen sorgt für Elastizität und Stabilität von Haut und Knochen. Auch zur Vorbeugung von muskulären Problemen hilft das Strukturprotein. Meistens hatte Sanches mit Muskelverletzungen zu kämpfen, wenn er ausser Gefecht war.
Im diesjährigen Sommer kam es für den bereits 28-Jährigen zum altbekannten Spiel: Er war zurück in Paris und wurde gleich ein weiteres Mal ausgeliehen. Für eine Saison trägt Sanches nun das Trikot von Panathinaikos Athen und steht bereits im sechsten Land unter Vertrag. Da an der Seitenlinie Rui Vitoria stand, als der Wechsel von Sanches vermeldet wurde, machte der Transfer auch Sinn. Denn Vitoria war Trainer bei Benfica, als dem damaligen Teenager in der portugiesischen Liga der Durchbruch gelang. Doch nach einem miserablen Saisonstart wurde der 55-jährige Portugiese Mitte September entlassen. Nach drei Spieltagen haben die Athener erst zwei Punkte auf dem Konto.
Sanches kam bisher in jeder Partie zum Einsatz, ist aber noch ohne Skorerpunkt. Sein Marktwert ist mittlerweile auf drei Millionen Euro gefallen – nur noch ein Zehntel seines Bestwertes. Vielleicht zeigt er ausgerechnet heute Abend gegen YB, was für ein Talent wirklich in ihm steckt. Die Partie beginnt um 21 Uhr und kann auf watson im Liveticker mitverfolgt werden.