Schöner hätte sich Jude Bellingham seinen Start bei Real Madrid wohl kaum vorstellen können. In seinem ersten Pflichtspiel in Bilbao erzielte der 20-Jährige gleich sein erstes Tor für die «Blancos». Eine Woche später setzte er am Samstag gar noch einen drauf und war beim 3:1-Erfolg in Almeria an allen Toren beteiligt. Nach dem frühen Gegentreffer sorgte der Mittelfeldspieler mit einem Doppelpack für die Wende, bevor er auch noch den dritten Treffer durch Vinicius vorbereitete.
Schon nach zwei Partien ist Spanien aus dem Häuschen über das Talent des englischen Nationalspielers. Nur 180 Minuten brauchte Bellingham, um sich in die Herzen der Fans von Real Madrid, die bereits seine Ankunft frenetisch feierten, zu spielen. Die spanischen Sportmedien sind gefüllt mit Lobeshymnen auf den Spieler, der die Nummer 5 trägt wie einst Zinédine Zidane.
«Er ist in Madrid angekommen, als sei er am Paseo de La Castellana geboren», heisst es in der «AS». Dabei handelt es sich um eine der wichtigsten Hauptstrassen in Madrid. Die «Marca» schreibt: «Bellingham gibt dem Spiel von Real Madrid einen Sinn.» Sein Einfluss sei gar grösser als jener von Cristiano Ronaldo, als dieser 2009 von Manchester United in die spanische Hauptstadt kam.
Überraschend ist dabei die Position, die Bellingham im Team von Carlo Ancelotti einnimmt. Zwar sprach der italienische Trainer bereits vor der Saison davon, dass der 103-Millionen-Euro-Mann eine falsche Neun sein könne, doch dass dies so schnell und so gut der Fall sein wird, war nicht vorherzusehen. Nach dem 2:0-Sieg in Bilbao sagte Ancelotti: «Er ist hervorragend und hat sich sehr schnell an das System des Teams angepasst. Es scheint, als wäre er schon lange bei uns.»
In seiner zweiten Partie wurde dies noch deutlicher. Bellingham – obwohl eigentlich als offensiver Mittelfeldspieler hinter dem Sturm-Duo Vinicius und Rodrygo aufgestellt – hielt sich oft im Strafraum auf, agierte oftmals wie ein echter Mittelstürmer zwischen den beiden Flügelspielern aus Brasilien. Und bei seinen beiden Treffern gegen Almeria bewies er auch gleich seinen starken Torriecher. Kein Wunder, verpasste ihm die «AS» gleich den Spitznamen «Pichichi Bellingham». Nach dem Stürmer ist die Trophäe für den besten Torschützen der spanischen Liga benannt.
«Bellingham ist besser als Real Madrid», bilanzierte die «Marca» danach. Soll heissen: Bellingham war seinen Teamkollegen bei Weitem überlegen, ohne den Engländer hätten die Madrilenen eine solche Partie wohl verloren – wie dies in der letzten Saison häufig der Fall war.
Doch Real Madrid profitiert nicht nur von Bellingham, sondern auch der Spieler vom Klub. «Ich denke, ich bin zehnmal besser als letzte Saison», sagte Bellingham nach seinem Doppelpack. Dies liege auch an seinen Mitspielern, von denen er eine Menge lernen kann: «Das Niveau hier ist so hoch und ich sauge alles auf wie ein Schwamm.»
Was bei vielen auch als Spitze in Richtung Dortmund verstanden wurde, kam bei seinem Ex-Klub überhaupt nicht so an. So sagte Sportchef Sebastian Kehl zu Bild-TV: «Ich nehme das nicht als Kritik an Borussia Dortmund wahr. Ich weiss, dass er in den vergangenen Monaten nicht zu 100 Prozent fit war, jetzt ist er das wieder.»
Zuletzt berichtete die «Sport Bild» indes, dass Bellingham in Dortmund nicht nur gesundheitliche Probleme hatte. Angeblich solle sich in der Kabine eine Stimmung gegen den 3. Captain entwickelt haben, da dieser als egoistisch wahrgenommen wurde und sich bei Kritik gegenüber Mitspielern öfters im Ton vergriff. So zum Beispiel im Februar 2022 im Europa-League-Spiel gegen die Glasgow Rangers, als er Nico Schulz anschnauzte: «Du kannst keinen verdammten Pass spielen, du bist verdammt Scheisse! Jedes verdammte Mal!»
Von Fehlverhalten seitens Bellinghams ist in Madrid aber keine Rede. Vielmehr habe er sich hervorragend im Team eingefügt und schnell Freunde gemacht, berichtet «Relevo». Ausserdem sei er bereits daran, Spanisch zu lernen. Dies dürfte sich angesichts seines bis 2029 laufenden Vertrags lohnen. Zum Toreschiessen braucht er die Sprache aber nicht. Denn wie die «AS» treffend formuliert: «Das Tor spricht Englisch.»
Doch nicht nur Jude Bellingham hatte an diesem Wochenende viel zu feiern. Sein Bruder Jobe erzielte nämlich ebenfalls am Samstag seine ersten Tore als Profi. Der offensive Mittelfeldspieler, der zum englischen Zweitligisten AFC Sunderland gewechselt war, traf beim 2:1-Erfolg seines Teams gegen Rotherham doppelt.
Jobe's match-winning goal 😍
— Sunderland AFC (@SunderlandAFC) August 19, 2023
🎯 @J_Bellingham#SAFC pic.twitter.com/H5eAFDJNnq
Wie später am Abend der drei Jahre ältere Bruder sorgte damit auch Jobe für die Wende. «Jobe zuzusehen, wie er seine ersten Tore als Profi erzielte, war die beste Motivation, die ich kriegen konnte», schrieb Bellingham auf Instagram.
Ballon d‘Or in spätestens zwei Jahren.