Seit nunmehr sechs Tagen ist die WM in Katar in Gang. Das Interesse am Grossanlass hält sich im deutschsprachigen Raum in Grenzen. Dies verdeutlichen die TV-Zahlen. Während in Deutschland die Zuschauerzahlen teils drastisch sinken, bleiben die Einschaltquoten in der Schweiz konstanter.
Den Schweizer Startsieg gegen Kamerun verfolgten bei SRF 527 000 Zuschauende, was einem Marktanteil von 79.2 Prozent entspricht. Vor vier Jahren in Russland lockte das Startspiel gegen Brasilien 1.6 Millionen vor die Bildschirme (Marktanteil 66.4 Prozent). 2014 im Startspiel gegen Ecuador waren es 1.4 Millionen Zuschauende (73.6 Prozent Marktanteil) gewesen. Zu berücksichtigen ist dabei aber: Beide Spiele wurden an einem Sonntagabend ausgetragen, das Spiel gegen Kamerun fand am Donnerstagmittag statt.
Eine leicht rückläufige Tendenz zeichnet sich beim Zuschauer-Interesse in den ersten zwölf Spielen ab. Im Schnitt verfolgten bei SRF 230 000 Zuschauende die ersten Begegnungen in Katar. 2018 in Russland waren es noch 290 000 Fans vor dem TV, 2014 in Brasilien gar 400 000 Zuschauende. Bemerkenswert dabei: Etliche Spiele wurden auf Grund der Zeitverschiebung erst um 0 Uhr angepfiffen. Dem Eröffnungsspiel bei SRF zwischen Brasilien und Kroatien wohnten fast 800 000 Zuschauende bei.
Den ersten Auftritt der deutschen Nationalmannschaft verfolgten in der ARD lediglich 9.23 Millionen Zuschauer. Zuletzt hatte es vor 28 Jahren ein WM-Spiel mit deutscher Beteiligung unter zehn Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern gegeben. Bei der WM vor vier Jahren hatten ARD und ZDF in den drei Gruppenspielen der deutschen Mannschaft im Schnitt jeweils mehr als 25 Millionen Menschen erreicht. Auch der erste Aufritt von Rekordweltmeister Brasilien hat den eher bescheidenen Trend bei den Einschaltquoten nicht ändern können. Den 2:0-Erfolg der Seleção gegen Serbien sahen im ZDF 5.02 Millionen Fans. Der Marktanteil betrug dabei nur 19.1 Prozent.
Dass das Turnier in Deutschland auf ein vergleichsweise geringes Interesse stösst, vermag kaum zu überraschen. Mit den getätigten Äusserungen in jüngster Vergangenheit hat Fifa-Präsident Gianni Infantino wohl viele von den Bildschirmen gerissen. Kommt hinzu, dass in Deutschland die Berichterstattung im Vorfeld der WM wohl etwas kontroverser ausfiel als in anderen Ländern. Etwas anders sieht das Konsumverhalten indes in Südamerika aus: Das Eröffnungsspiel zwischen Katar und Ecuador ging teils durch die Decke.
In Brasilien erreichte die Übertragung auf TV Globo einen Marktanteil von 50 Prozent. Die durchschnittliche Einschaltquote von 24.36 Millionen Zuschauern lag dabei sechs Prozent über der des Eröffnungsspiels der Endrunde 2018. Das Spiel wurde damals auf demselben Sender ausgestrahlt. In Kolumbien übertraf Caracol TV mit 5.5 Millionen Zuschauenden alle sechs bisherigen Eröffnungsspiele und erreichte einen Marktanteil von 62.7 Prozent. In Ecuador, jener Nation, die das Eröffnungsspiel austragen durfte, schoss die Einschaltquote erwartungsgemäss in die Höhe. Mit 3.6 Millionen Zuschauern erreichte man in Ecuador eine Quote, die um 109 Prozent gegenüber der höchsten Einschaltquote bei den letzten beiden Weltmeisterschaften anstieg.
Anders als in Südamerika verkommen die Zuschauerzahlen in den Stadien in Katar zu einem veritablen Trauerspiel. Der ehemalige Fussballer und jetzige SRF-Experte Benjamin Huggel brachte es auf den Punkt: «Es ist nicht WM-würdig.» Im Al-Janoub Stadion, in dem die Schweiz ihren Auftaktsieg feierte, finden 44 325 Zuschauer Platz. Laut offiziellen Fifa-Angaben wohnten der Partie gegen Kamerun 39 089 Besucherinnen und Besucher bei. Eine Zahl, die mit Bildern eines fast halbleeren Stadions mehr als angezweifelt werden kann. Man muss davon ausgehen, dass 39'089 Tickets verkauft wurden, doch bei weitem nicht so viele Zuschauer und Zuschauerinnen den Weg zum Spiel gefunden haben. Zu beobachten ist in diesem Zusammenhang überdies die Unsitte, dass heimische Zuschauer mit zunehmender Spieldauer die Arenen verlassen. Oftmals sind die Stadien mit Schlusspfiff gerade noch halbgefüllt.
Man darf gespannt sein, wie sich das Interesse in den kommenden Tagen entwickelt. Im Hinblick auf die heisse Phase der WM, mit Entscheidungen im dritten Gruppenspiel und der anschliessenden K.o.-Phase dürfte das Interesse steigen. (aargauerzeitung.ch)
In ARG und URU. Das erste Mal, dass die Fussball WM dort in der warmen Jahreszeit stattfindet. Katar hin oder her… Hauptsache Spiele draussen im Public Viewing zu sehen… zum ersten Mal überhaupt. Erklärt m.E. Einiges, oder? 🤔
- Sommer in der Südhalbkugel. Dort schauen jetzt mehr Leute die Spiele im Public Viewing & Co.
- Winter bei uns: Weniger Leute schauen im Garten, PV etc. Dazu kommt, dass jetzt mehr Leute arbeiten (keine Ferien).
- Deutschland ist weniger gut als in anderen Jahren. Das dämpft die Euphorie und mindert die Zuschauer.
- Die ganze Debatte wegen der Armbinde ist eine DIskusion in West-Europa (und ganz besonders in D). Der Rest der Welt interessiert es schlicht nicht. Oder gibts die Diskussion in Südamerika oder Asien?