Noch nie steckten so viele Daten im Fussball wie heute. Einige Erkenntnisse überraschen, andere bestätigen den Eindruck, den man als Zuschauer schon hat. Zu letzter Kategorie gehört das jüngste Forschungsergebnis des Internationalen Zentrums für Sport-Studien (CIES) mit Sitz in Neuenburg.
Es hat aufgrund zahlreicher Daten einen Index ermittelt, mit dem aufgezeigt werden kann, wie direkt das Spiel eines Teams ist. Dazu wird angeschaut, wie oft die Akteure bei Ballbesitz sprinten, aber auch der Ballbesitz an sich fliesst in die Bewertung ein und die Anzahl und die Länge erfolgreicher Pässe.
Heraus kam, dass niemand direkter nach vorne spielt als der SC Farense aus Portugal. An ihm orientiert sich der Index, Farense erhielt den Wert 100. Sehr weit oben in dieser Rangliste, bereits auf Platz 4 hinter Rotherham United (2. Liga England) und Luton Town (Premier League) liegt mit einem Wert von 86,3 der FC St. Gallen.
Wer den Fussball in der Schweiz in den letzten Jahren verfolgt hat, den erstaunt das kaum. Peter Zeidler, seit 2018 Trainer der Grün-Weissen, setzt im Spiel nach vorne auf Tempo, besonders in Umschaltmomenten. Erobert der FCSG den Ball, wird sofort in den Angriffsmodus gewechselt.
Diese Spielweise wird vom Publikum als attraktiv wahrgenommen und auch wenn die Gegner oft glauben, den Zeidler-Code geknackt zu haben, führt sie zum Erfolg. Highlight seiner Amtszeit war Schlussrang 2 in der Corona-Saison 2019/20. In der laufenden Saison liegt St. Gallen momentan nur einen Punkt hinter Leader YB zurück auf Platz 3.
Das CIES analysierte die Teams aus 27 der grössten Ligen weltweit. Mit den Grasshoppers (78,7) auf Rang 8 ist eine weitere Schweizer Mannschaft in den Top Ten. Die tiefsten Werte – oder anders ausgedrückt: die verschnörkelsten Angriffe – sieht man in der Super League beim Tabellenletzten FC Basel (45,1) und beim FC Lugano (41,2).
Allerdings darf der Hinweis nicht fehlen, dass direktes Spiel alleine noch überhaupt nichts über den Erfolg einer Mannschaft aussagt. Denn mit 21,3 den tiefsten Wert der englischen Premier League hat der Tabellenführer: Champions-League-Sieger Manchester City. Und nicht nur das: Das Team von Pep Guardiola ist sogar von allen untersuchten dasjenige, das am wenigsten direkt den Weg nach vorne sucht. (ram)
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