Ein Treffer von Jean-Pierre Nsame reicht YB, um weiterhin gute Aussichten zu haben, in der Europa League zu überwintern. Der Kameruner trifft in der 34. Minute – aber wie?
Legendäres #YB -Goal aus dem nichts - natürlich von Schmäpu.#cssyb @zumrundenleder pic.twitter.com/Ov406qygkE
— Basil Weingartner (@bwg_bern) November 26, 2020
Stockdicker Nebel liegt über dem Rasen des Wassil-Lewski-Stadions in Sofia. So dass SRF-Reporter Mario Gehrer bloss vermelden kann: «1:0 für die Young Boys, so viel habe ich gesehen. Der Ball ist im Tor. Das grosse Rätsel ist, wer der Torschütze ist.»
Seit fünf Jahren ist der Ostschweizer Live-Kommentator beim Schweizer Radio und Fernsehen. «Aber so etwas habe ich noch nie erlebt», schildert Gehrer im Gespräch mit watson. «Es ist eigentlich ziemlich essenziell in meinem Job, dass ich etwas sehe.»
Er sei völlig machtlos gewesen in seinem Studio in Zürich (auf Auswärtsreisen verzichtet das SRF derzeit aufgrund der Corona-Pandemie). «Wenn du direkt aus dem Stadion kommentierst, ist der grosse Vorteil, dass du einen Rundumblick hast, der dir im Studio fehlt. Ich fühlte mich ohnmächtig, weil ich gar nichts an meiner Situation ändern konnte. Ich hatte das gleiche Fernsehbild wie alle Zuschauerinnen und Zuschauer und musste sehen, dass ich damit klar komme.»
Vor sich hatte der 40-Jährige einen überdimensionalen Fernseher und in sich trug er die Hoffnung, seine Lage vielleicht doch etwas beeinflussen zu können. «Ich sass recht angespannt da, rückte näher an den Bildschirm heran, hoffte durch Blinzeln mehr erkennen zu können. Aber dann stellte ich fest: Das nützt alles nichts.»
Die Halbzeitpause war besonders in diesem Spiel nicht nur für die Akteure auf dem Rasen wertvoll, sondern auch für den Mann am Mikrofon. Er habe versucht, Informationen über Spielabbrüche und -verschiebungen zusammenzutragen, und über Zwischenfälle mit Nebel, erzählt Gehrer. So, dass er die Zuschauer auch in der zweiten Halbzeit unterhalten konnte.
«Der Nebel war das grosse Thema und leider nicht das Spiel – das sah ja ohnehin keiner», stellt er fest. «Ich hätte schon meine Geschichten über den linken Aussenverteidiger erzählen können, aber das wäre in dieser Situation nicht angemessen gewesen.»
Fernsehzuschauer kennen Sorgen mit dem Nebel in erster Linie von Skirennen. Da kommt es regelmässig vor, dass sich der Start verzögert, weil das Wetter nicht mitmacht. «Aber beim Fussball? Auf so ein Szenario konnte ich gar nicht vorbereitet sein», stellt Gehrer fest. «Mir blieb nur übrig, zu versuchen, das Beste daraus zu machen. Ich konnte ja schlecht die Hände verwerfen und einfach nach Hause gehen.»
«Das ist definitiv ein Spiel, das mir in Erinnerung bleiben wird», betont Mario Gehrer. Er wolle nicht unbedingt noch einmal eine Partie quasi halbblind kommentieren müssen. Andererseits sei die Ungewissheit auch das Schöne an seinem Beruf: «Du weisst vor einem Fussballspiel nie, was dich erwartet.»
Glaube ich jetzt einfach mal.