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Der FC Basel und die Fragen nach der Idee und dem Wirken des Trainers

Basels Cheftrainer Ciriaco Sforza im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Zuerich und dem FC Basel im Letzigrund, am Sonntag, 14. Februar 2021 in Zuerich. (KEYSTONE/Ennio Lean ...
FCB-Trainer Ciriaco Sforza ist sichtlich unzufrieden mit der Darbietung seiner Mannschaft.Bild: keystone

Der FCB und die Fragen nach der Idee und dem Wirken des Trainers

Der FC Basel verliert zum dritten Mal in dieser Saison gegen den FC Zürich. Der Rückstand auf Leader YB ist auf 16 Punkte angewachsen. Zeit, die Saisonziele zu überdenken.
15.02.2021, 07:4015.02.2021, 14:29
céline feller / ch media
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Die Botschaften waren klar. Jene von Ciriaco Sforza. Aber vor allem jene von den Fans. Es muss mehr kommen. Mehr Einsatz. Mehr Leidenschaft. Mehr Zweikampfhärte. Mehr Aufopferung. Oder wie die Fans es nennen: Die Spieler sollen zeigen, dass sie wissen, dass dieses Trikot mit dem Wappen des FC Basel auf der Brust mehr als nur ein Stück Stoff ist.

Aber all diese Botschaften sind ihrer Deutlichkeit zum Trotz nicht angekommen. Statt eine Reaktion zu zeigen auf die Forderungen, auf das 2:2 gegen Sion und die peinliche Pleite gegen den FCZ vor einem Monat, findet die Mannschaft keine Antwort. Und sie findet auch keine Antwort auf einen frühen Gegentreffer in diesem Klassiker. Sowieso ist der FCB erst einmal nach einem Rückstand noch zu Punkten gekommen. Dieses Mal klappt es erneut nicht. 0:2 heisst es dieses Mal am Ende gegen den FCZ.

In der 25. Minute ist es Eray Cömert, der sich nicht mehr anders als mit einem Foul zu helfen weiss. Einem Foul, das zu diesem Zeitpunkt und nach besserer Ausgangslage im Laufduell mit Assan Ceesay unnötig ist. So unnötig wie der Ballverlust von Jasper van der Werff zuvor. Die Folge ist ein Elfmeter, der zu Recht gepfiffen wird und den Antonio Marchesano unhaltbar versenkt.

«Es scheisst mich an, dass wir so einfache und unnötige Tore bekommen», wird Sforza nach dem Spiel deutlich und doppelt noch nach: «Ich bin sprachlos, dass wir hundertprozentige Chancen nicht nutzen. Das macht mich wütend.» Damit meint er eine Szene aus der dritten Minute, in der Edon Zhegrova zu wenig aus einer Top-Gelegenheit macht.

Die Highlights der Partie.Video: YouTube/SRF Sport

Das ist umso folgenschwerer, da der FCB danach nur noch zu einem Torabschluss kommt. Gefährliche Torszenen gibt es kaum. Der Offside-Treffer von Zhegrova in der 32. Minute ist der einzige Abschluss der Gäste über 90 Minuten, der auf das Tor von Yannick Brecher kommt. Die restlichen zwölf Schüsse fliegen daneben oder drüber.

Es ist erschreckend schwach, was die Basler offensiv zeigen. Zwar sind sie unmittelbar vor und nach dem Gegentreffer besser, aber eben nur dann. Phasenweise ist der FCB drückend, aber eben nie drückend überlegen. Auch, weil in der Offensive die Klarheit fehlt. Immer wieder kombiniert sich der FCB in Zone 3, dort weiss er aber wenig bis gar nichts mit dem Ball anzufangen.

Aber es hapert nicht nur in der Offensive. Die Defensive um Cömert, Timm Klose und van der Werff ist überfordert. Vor allem Letzterer zieht nach zuletzt guten Leistungen einen ganz schwachen Tag ein. Gegen den auftrumpfenden Ceesay sieht er kein Land. Der Zürcher vernascht ihn in einer Regelmässigkeit, wie sie auf diesem Niveau nicht verkraftbar ist. Dass in der Nachspielzeit dann noch ein Tor fällt, das aufgrund eines Offsides nie zählen dürfte, passt in dieses glücklose, mutlose und blutleere Auftreten des FCB.

Zuerichs Assan Ceesay , links, im Spiel gegen Basels Eray Coemert, rechts, im Super League Spiel zwischen dem FC Zuerich und dem FC Basel 1893 am Sonntag, 14. Februar 2021, im Stadion Letzigrund in Zu ...
Cömert sieht gegen Ceesay einfach kein Land.Bild: keystone

Sforza kann nicht liefern

So muss man sich mittlerweile viele Fragen stellen. Fragen, auf die vor allem Sforza langsam aber sicher Antworten liefern muss. Ob er diese hat? Fraglich. Nach dem Spiel schimpft er über die Chancenauswertung und die Entstehung des Penaltys, die vertiefte Analyse will er aber nur mit dem Team machen.

Klar ist: Auch nach fünf Monaten unter seiner Führung ist seine Idee nicht zu erkennen. Keine Kreativität sowie defensive Instabilität sind die einzigen Konstanten. Mit der dritten Niederlage im Klassiker in dieser Saison – und damit dem ersten Mal überhaupt, dass Basel drei Spiele in Serie gegen den FCZ verliert – verabschiedet sich der FCB komplett aus dem Meisterrennen. Nach 20 gespielten Runden beträgt der Rückstand auf YB bereits 16 Punkte.

Basels Cheftrainer Ciriaco Sforza im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel 1893 und dem FC Sion im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Sonntag, 7. Februar 2021. (KEYSTONE ...
Sforza hat den Titel endgültig abgehakt.Bild: keystone

«Wir konzentrieren uns auf Platz zwei», sagt Sforza. Und Heinz Lindner gibt zu, dass es vermessen wäre, ganz nach vorne zu schauen. Stattdessen müsse der FCB sein Spiel in den Griff kriegen. Und damit hat Lindner recht. Denn die Mannschaft stagniert nicht nur, sie scheint gar eher konstant abzubauen. Die Serie der vier Partien in Serie ohne Niederlage: gerissen. Gleich wie die Serie von vier Auswärtssiegen in Folge.

Die Fragen gehen nicht nur in die Richtung, was Sforza dieser Mannschaft sagt und wie er sie einstellt. Es sind auch Fragen, ob er der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt für diese Mannschaft ist.

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17 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Mr Kakapopoloch
15.02.2021 08:38registriert November 2014
Es ist echt zum davonlaufen. Ein Kader, gespickt mit hochkarätigen Namen, unfähig zusammen einer Spielidee nachzugehen, ein Trainer der sich völlig überfordert und ohne jeden Nutzen am Spielfeldrand heiser schreit, und ein Präsident der meint hauptsache alle seien in dieser schwierigen Zeit gesund.

Es wurden schon Trainer für weniger entlassen...
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Roque SF
15.02.2021 08:37registriert Mai 2020
Das war ja so klar, dass der FCB mit Sforza erst recht nicht aus seinem Tal der Tränen kommt. Die machen so ziemlich alles falsch am Rheinknie, was man falsch machen kann. Es ist immer noch nicht zu glauben, wie Burgener & Co. es geschafft haben, aus sehr viel so unfassbar wenig zu machen. Innert kürzester Zeit.
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Walt White
15.02.2021 08:40registriert November 2015
Doch doch, Ciri muss bleiben, das kommt schon gut, zumindest bleibt der Unterhaltungswert hoch!
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