Die Botschaften waren klar. Jene von Ciriaco Sforza. Aber vor allem jene von den Fans. Es muss mehr kommen. Mehr Einsatz. Mehr Leidenschaft. Mehr Zweikampfhärte. Mehr Aufopferung. Oder wie die Fans es nennen: Die Spieler sollen zeigen, dass sie wissen, dass dieses Trikot mit dem Wappen des FC Basel auf der Brust mehr als nur ein Stück Stoff ist.
Aber all diese Botschaften sind ihrer Deutlichkeit zum Trotz nicht angekommen. Statt eine Reaktion zu zeigen auf die Forderungen, auf das 2:2 gegen Sion und die peinliche Pleite gegen den FCZ vor einem Monat, findet die Mannschaft keine Antwort. Und sie findet auch keine Antwort auf einen frühen Gegentreffer in diesem Klassiker. Sowieso ist der FCB erst einmal nach einem Rückstand noch zu Punkten gekommen. Dieses Mal klappt es erneut nicht. 0:2 heisst es dieses Mal am Ende gegen den FCZ.
Revanche leider nicht geglückt... Wir verlieren gegen den @fc_zuerich #FCBasel1893 #zämmestark #rotblaulive #Endresultat #Adidas pic.twitter.com/IATRf3jJJk
— FC Basel 1893 (@FCBasel1893) February 14, 2021
In der 25. Minute ist es Eray Cömert, der sich nicht mehr anders als mit einem Foul zu helfen weiss. Einem Foul, das zu diesem Zeitpunkt und nach besserer Ausgangslage im Laufduell mit Assan Ceesay unnötig ist. So unnötig wie der Ballverlust von Jasper van der Werff zuvor. Die Folge ist ein Elfmeter, der zu Recht gepfiffen wird und den Antonio Marchesano unhaltbar versenkt.
«Es scheisst mich an, dass wir so einfache und unnötige Tore bekommen», wird Sforza nach dem Spiel deutlich und doppelt noch nach: «Ich bin sprachlos, dass wir hundertprozentige Chancen nicht nutzen. Das macht mich wütend.» Damit meint er eine Szene aus der dritten Minute, in der Edon Zhegrova zu wenig aus einer Top-Gelegenheit macht.
Das ist umso folgenschwerer, da der FCB danach nur noch zu einem Torabschluss kommt. Gefährliche Torszenen gibt es kaum. Der Offside-Treffer von Zhegrova in der 32. Minute ist der einzige Abschluss der Gäste über 90 Minuten, der auf das Tor von Yannick Brecher kommt. Die restlichen zwölf Schüsse fliegen daneben oder drüber.
Es ist erschreckend schwach, was die Basler offensiv zeigen. Zwar sind sie unmittelbar vor und nach dem Gegentreffer besser, aber eben nur dann. Phasenweise ist der FCB drückend, aber eben nie drückend überlegen. Auch, weil in der Offensive die Klarheit fehlt. Immer wieder kombiniert sich der FCB in Zone 3, dort weiss er aber wenig bis gar nichts mit dem Ball anzufangen.
Aber es hapert nicht nur in der Offensive. Die Defensive um Cömert, Timm Klose und van der Werff ist überfordert. Vor allem Letzterer zieht nach zuletzt guten Leistungen einen ganz schwachen Tag ein. Gegen den auftrumpfenden Ceesay sieht er kein Land. Der Zürcher vernascht ihn in einer Regelmässigkeit, wie sie auf diesem Niveau nicht verkraftbar ist. Dass in der Nachspielzeit dann noch ein Tor fällt, das aufgrund eines Offsides nie zählen dürfte, passt in dieses glücklose, mutlose und blutleere Auftreten des FCB.
So muss man sich mittlerweile viele Fragen stellen. Fragen, auf die vor allem Sforza langsam aber sicher Antworten liefern muss. Ob er diese hat? Fraglich. Nach dem Spiel schimpft er über die Chancenauswertung und die Entstehung des Penaltys, die vertiefte Analyse will er aber nur mit dem Team machen.
Klar ist: Auch nach fünf Monaten unter seiner Führung ist seine Idee nicht zu erkennen. Keine Kreativität sowie defensive Instabilität sind die einzigen Konstanten. Mit der dritten Niederlage im Klassiker in dieser Saison – und damit dem ersten Mal überhaupt, dass Basel drei Spiele in Serie gegen den FCZ verliert – verabschiedet sich der FCB komplett aus dem Meisterrennen. Nach 20 gespielten Runden beträgt der Rückstand auf YB bereits 16 Punkte.
«Wir konzentrieren uns auf Platz zwei», sagt Sforza. Und Heinz Lindner gibt zu, dass es vermessen wäre, ganz nach vorne zu schauen. Stattdessen müsse der FCB sein Spiel in den Griff kriegen. Und damit hat Lindner recht. Denn die Mannschaft stagniert nicht nur, sie scheint gar eher konstant abzubauen. Die Serie der vier Partien in Serie ohne Niederlage: gerissen. Gleich wie die Serie von vier Auswärtssiegen in Folge.
Die Fragen gehen nicht nur in die Richtung, was Sforza dieser Mannschaft sagt und wie er sie einstellt. Es sind auch Fragen, ob er der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt für diese Mannschaft ist.
Es wurden schon Trainer für weniger entlassen...