Die «Remontada 2.0» ist gescheitert: Der FC Barcelona kommt im Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Paris St-Germain nach dem 1:4 im Hinspiel im gestrigen Rückspiel nicht über ein 1:1-Unentschieden hinaus. Damit haben Lionel Messi und seine Barça-Kollegen die Runde der letzten Acht zum ersten Mal seit der Saison 2006/07 und nach 13 erfolgreichen Versuchen wieder verpasst. Es war die längste Viertelfinal-Serie in der Geschichte der Champions League.
13 - Barcelona have failed to reach the UEFA Champions League quarter-finals for the first time since 2006-07; they were on a run of 13 consecutive quarter-final appearances, the longest such run in the competition’s history. Eliminated. pic.twitter.com/gqirxtHIFW
— OptaJoe (@OptaJoe) March 10, 2021
Mal wieder hätte Lionel Messi die grosse Figur für Barcelona werden können. Angeführt von ihrer äusserst wirbligen und spielfreudigen Nummer 10 erspielten sich die Katalanen zu Beginn Chance um Chance. Barça, das am Schluss auf 73 Prozent Ballbesitz kam, hätte längst führen müssen, doch nach einem strittigen Penalty-Entscheid ging PSG in der 30. Minute durch Kylian Mbappé entgegen dem Spielverlauf in Führung. Aber Messi schlug sogleich zurück: Mit seinem 120. Champions-League-Tor – ein herrlicher Weitschuss in den Winkel – brachte er sein Team wieder ins Spiel und weckte die Hoffnungen auf die grosse Wende.
Und Messis nächster grosser Auftritt folgte sogleich: Noch vor der Pause kriegte der Argentinier die Möglichkeit, die Weichen endgültig auf «Remontada» zu stellen. Doch PSG-Goalie Keylor Navas lenkte seinen Penalty an die Latte und nahm Barça so sämtlichen Wind aus den Segeln. Messi versuchte in der zweiten Halbzeit zwar nochmals alles, doch die Barça-Angriffe verkamen im Vergleich zu den ersten 45 Minuten nur noch zu einem lauen Lüftchen.
Messis verschossener Penalty sorgte nach dem Spiel noch für hitzige Diskussionen. PSG-Mittelfeldmotor Macro Verratti war bei der Ausführung zu früh in den Teilkreis vor dem Strafraum gelaufen. Eigentlich hätte der VAR einschreiten und der Penalty wiederholt werden müssen, doch der Video-Schiedsrichter griff nicht ein. «Einer der grössten Fehler des VAR», enervierte sich der ehemalige spanische Spitzenschiedsrichter Iturralde Gonzalez in der «AS». Prompt war es Verratti, der nach der Parade von Navas zum Eckball klärte ...
Should VAR have spotted Verratti encroaching on Messi's penalty? 🤔
— ESPN FC (@ESPNFC) March 10, 2021
The PSG midfielder was the player who cleared the ball after his miss. pic.twitter.com/L8xf4E2uyo
Trotz der VAR-Diskussion war es am Ende keine Frage, bei wem sich PSG für den Vorstoss in den Viertelfinal zu bedanken hatte. Torhüter Keylor Navas zeigte auch abgesehen vom Penalty-Save eine grossartige Leistung und wurde völlig verdient zum «Man of the Match» gewählt. 21 Schüsse gab Barça in Richtung seines Tores ab, 10 davon gingen auf den Kasten, 9 wehrte der Costa-Ricaner mit teils glänzenden Paraden ab.
How good was this man tonight 😍 pic.twitter.com/0ptJfG1bCN
— Paris Saint-Germain (@PSG_English) March 10, 2021
Der Hochgelobte, der sich während seiner Zeit bei Real Madrid nie richtig wertgeschätzt fühlte und jetzt in Paris konstant Topleistungen abliefern kann, blieb bescheiden und verwies nach dem Spiel auf den Zusammenhalt seines Teams: «Um die Champions League zu gewinnen, muss man eine Einheit sein. Wir haben klare Ziele vor Augen. Wir müssen weiter zusammenhalten.» Einen Penalty von Messi zu halten, sei «immer schwierig, weil er sie sehr gut schiesst», sagte Navas. «Gott sei Dank blieb ich konzentriert und konnte ihn abwehren.»
15/10
— Presnel Kimpembe (@kimpembe_3) March 10, 2021
Die französische Sportzeitung «L'Équipe» wartete auf ihrer Frontseite am Tag nach dem PSG-Weiterkommen mit einem geglückten Wortspiel auf. «Der Messias, das ist Navas», stand in grossen Lettern mit Anspielung an Lionel Messi, der für Barça das Wunder hätte bewerkstelligen sollen, geschrieben.
Doch nicht nur Torhüter Navas präsentierte sich gestern in Topform, auch die PSG-Abwehr lieferte nach der schwierigen ersten Halbzeit eine starke Leistung ab. In den zweiten 45 Minuten liess man trotz des nicht nachlassenden Barça-Sturmlaufs kaum mehr Torchancen zu. Stellvertretend für die Steigerung stand eine Rettungstat von Abwehrchef Marquinhos, der in der 61. Minute in extremis gegen Messi rettete. Ohne seine eingesprungene Grätsche wäre für einmal wohl auch Navas machtlos gewesen.
Wenig Einfluss aufs Spiel hatte gestern Kylian Mbappé. Neben seinem Penalty-Treffer brachte er nicht viel Zählbares zustande – trotzdem brach er einen weiteren Rekord. Mit 22 Jahren und 80 Tagen ist der französische Weltmeister nun der jüngste Spieler, der die Marke von 25 Champions-League-Treffern erzielt hat. Der bisherige Rekordhalter Messi brauchte dafür 206 Tage mehr. Ob Mbappé die Bestmarke lange halten wird, scheint derzeit aber unsicher. In seinem Nacken lauert bereits Erling Haaland, der bereits 20 CL-Treffer auf seinem Konto hat und noch eineinhalb Jahre jünger ist als Mbappé.
22y 80d – Aged 22 years and 80 days, Kylian Mbappé has become the youngest player in UEFA Champions League history to reach 25 goals in the competition, taking the mantle from Lionel Messi (22y 286d). Idolise. pic.twitter.com/bPetOpNyri
— OptaJoe (@OptaJoe) March 10, 2021
Wer den FC Liverpool zuletzt in der Premier League gesehen hat, rieb sich gestern verwundert die Augen. Beim zweiten 2:0-Sieg gegen RB Leipzig in Budapest innert drei Wochen traten die «Reds» so auf, wie man es in dieser Saison selten gesehen hatte. Gleich reihenweise kam das Team von Jürgen Klopp zu Torchancen, Leipzig kam trotz eines Lattentreffers von Alexander Sörloth vor den beiden Liverpool-Toren durch Mohamed Salah und Sadio Mané in der 71. und 74. Minute nie in die Nähe einer Überraschung.
«Nach der harten Zeit in der Liga mussten wir den Schalter umlegen und haben das auch geschafft. Unsere gute Defensive war heute der Schlüssel», frohlockte Trainer Klopp. Torschütze Salah will den Schwung der Viertelfinal-Qualifikation gleich mitnehmen: «Wir haben heute über den Kampf ins Spiel gefunden. Jetzt müssen wir auch in der Premier League Spiel für Spiel nehmen und dürfen nicht ständig auf die Tabelle gucken. Das erhöht nur unnötig den Druck.»
Mit dem 2:0 gegen Leipzig beendet Liverpool endlich seine schwarze Heimserie – und zwar ausgerechnet in der Fremde. Aufgrund deutscher Reisebeschränkungen fand das Rückspiel nämlich nicht im Anfield, sondern erneut in Budapest statt. Das wirkte auf die «Reds» offenbar befreiend: Achtmal hatten sie zuletzt im eigenen Stadion nicht gewonnen, sechsmal in Serie gar verloren. Der letzte Heimsieg datierte vom 16. Dezember 2020.
12/13 - In all European competitions under Jürgen Klopp, Liverpool have now progressed from 12 of their 13 two-legged knockout ties (including qualifiers), only failing in last season’s last 16 against Atlético de Madrid. Smiles. pic.twitter.com/CfFFlMaS2O
— OptaJoe (@OptaJoe) March 10, 2021
Nun ist der Knoten gelöst und Liverpool erneut unter den letzten Acht der Champions League. Somit bleibt die Königsklasse die letzte Chance für die «Reds», ihre Saison noch zu retten. Im FA Cup und im League Cup ist man bereits ausgeschieden, in der Premier League auf Rang 8 abgerutscht. Die Champions-League-Quali ist in weite Ferne gerückt – es sei denn Jürgen Klopp und sein Team gewinnen zum zweiten Mal in drei Jahren den Henkelpott. Es wär der wohl einfachste Weg, auch nächste Saison in der Champions League dabei zu sein.
Trotzdem war das endlich einmal wieder ein europäischer Abend, bei dem man als Barça-Fan stolz auf die Mannschaft sein konnte. Barcelona hat auswärts gegen den letztjährigen CL-Finalisten ein gutes Spiel gezeigt und vor allem in der ersten Halbzeit gestürmt und gekämpft. Es hat nicht gereicht, aber es zeigt, dass Barça weiterhin mit den Top-Teams mithalten kann.
Ich hoffe mit dem neuen Präsidenten kehrt etwas Ruhe ein, die Finanzen werden geregelt und die jungen Spieler bereiten uns Fans wieder Freude am Spiel :)