6 Neuzugänge, die uns die spannendste Premier League seit Langem bescheren könnten
Langweilige Meisterrennen gab es in der Premier League in den letzten Jahren selten. Mehrmals war gar vor dem letzten Spieltag noch unklar, wer am Ende die Trophäe entgegennehmen durfte. Dennoch könnte die englische Liga nun noch spannender werden.
War es in den vergangenen Saisons, vielleicht mit der Ausnahme von 2023/24, als Liverpool am Ende aber doch noch einbrach, jeweils ein Zweikampf zwischen Manchester City und Arsenal oder den Reds, scheinen diese Saison gar vier Teams ins Titelrennen eingreifen zu können. Das liegt auch an den tollen – und vor allem teuren – Verstärkungen, die sich die Topklubs geleistet haben.
watson stellt dir die wichtigsten vor dem Saisonauftakt am Freitag (Liverpool – Bournemouth, 21 Uhr) vor.
Florian Wirtz 🇩🇪
➡️ Liverpool
Offensives Mittelfeld, 22
Für 125 Millionen Euro von Leverkusen.
Begonnen werden muss natürlich mit dem teuersten Transfer des Jahres: In Florian Wirtz sicherte sich Liverpool den begehrtesten Spieler, der in diesem Sommer auf dem Markt war.
Der 22-jährige Deutsche bringt den Reds, die auf dem Transfermarkt trotz Meisterschaft sehr aktiv waren und dies immer noch sind – siehe Alexander Isak –, eine neue Komponente. Der Spielmacher wird hinter der Spitze und neben Flügelstar Mohamed Salah spielen. In der letzten Saison hatte diese Rolle meist Dominik Szoboszlai inne. Auch der 24-jährige Ungar ist zweifelsohne ein begnadeter Fussballer, aber gerade in Sachen Offensivgefahr und einer gewissen Schlitzohrigkeit nicht ganz auf dem Level von Wirtz. Szoboszlai dürfte wieder eine Reihe nach hinten rücken.
Wie Wirtz, der in drei der letzten vier Saisons bei Leverkusen jeweils zweistellige Werte bei Toren sowie Assists erreichte, dem Team von Arne Slot helfen kann, war schon in der Vorbereitung ersichtlich. Bei der Niederlage nach Penaltyschiessen im Supercup gegen Crystal Palace bereitete er den Treffer von Hugo Ekitiké, einem weiteren Neuzugang, nach schöner Zusammenarbeit vor.
Hugo Ekitiké 🇫🇷
➡️ Liverpool
Mittelstürmer, 23
Für 80 Millionen Euro von Frankfurt.
Womit wir schon bei der zweiten kostspieligen Verstärkung für Liverpools Offensive wären. Ekitiké soll endlich der treffsichere Mittelstürmer sein, der eigentlich schon Darwin Nuñez hätte sein sollen. Der 23-jährige Franzose erzielte in der letzten Saison wettbewerbsübergreifend 22 Tore für Eintracht Frankfurt und war damit einer der grossen Shootingstars in der Bundesliga.
Die Stärken des 1,89-Meter-Hünen liegen aber nicht nur in seiner Torgefahr. Ekitiké war bei Frankfurt hervorragend ins Passspiel eingebunden, liess sich auch einmal zurückfallen und treibt den Ball gerne selbst nach vorne. Zwölf Vorlagen gelangen ihm. Beim Führungstreffer im Supercup zeigte er bereits, wie das im Trikot der Reds aussehen könnte.
Weil Ekitiké also nicht ausschliesslich ans Sturmzentrum gebunden ist, sondern auch etwas dahinter oder auf den Seiten spielen kann, schliesst dies auch eine Verpflichtung von Alexander Isak nicht aus. Der 25-jährige Schwede erzielte in der Vorsaison 23 Tore in der Premier League und will unbedingt nach Liverpool wechseln, doch noch stellt sich Newcastle quer.
Liverpool will aber auch die Defensive weiter verstärken. Zwar wurden für die Aussen in Jeremie Frimpong und Milos Kerkez zwei starke Optionen geholt, doch steht im Zentrum hinter Virgil van Dijk und Ibrahima Konaté lediglich der verletzungsanfällige Joe Gomez als Ersatz bereit. Deshalb versuchen die Reds Marc Guéhi von Crystal Palace sowie Giovanni Leoni von Parma an die Anfield Road zu lotsen. Einen Tag vor dem Auftaktspiel gegen Bournemouth (Freitag, 21 Uhr) ist dies aber noch nicht definitiv gelungen.
Wie Liverpool spielen könnte:
Viktor Gyökeres 🇸🇪
➡️ Arsenal
Mittelstürmer, 27
Für 65,8 Millionen Euro von Sporting Lissabon.
Arsenal bekundete immer wieder Mühe, tief und kompakt stehende Gegner zu knacken. Auch, weil vorne ein echter Brecher fehlte. Diesen könnte das Team in Viktor Gyökeres mit seinen 94 Kilogramm verteilt auf 1,89 Meter nun aber haben. 45 Tore erzielte er in der letzten Saison für Sporting Lissabon. Aus der Zeit in Portugal kennt er das Spiel gegen mauernde Gegner bereits.
Trotz seiner Physis ist der 27-jährige Schwede schnell und kann auch mit Läufen in die Tiefe für Gefahr sorgen oder seine Mitspieler bedienen, wie die 20 Assists in den letzten beiden Jahren zeigen. Ebenfalls helfen könnte Gyökeres dabei, die Einseitigkeit im Angriff zu beheben. In der letzten Saison kamen gemäss The Athletic über 40 Prozent der Angriffe über die rechte Seite von Bukayo Saka, Gyökeres greift aber gerne auch mal über links an.
Martin Zubimendi 🇪🇸
➡️ Arsenal
Defensives Mittelfeld, 26
Für 70 Millionen Euro von Real Sociedad.
Mit Martin Zubimendi von Real Sociedad, der gar 70 Millionen Euro kostete, landete Arsenal einen weiteren Coup. Der 26-jährige Spanier ist eine hervorragende Ergänzung zum Mittelfeld um Declan Rice und Martin Ödegaard, da er seine Stärken vor allem im Spiel gegen den Ball hat, aber auch im Ballbesitz helfen kann. Er könnte die ohnehin starke Defensive um Abwehrchef William Saliba noch besser machen.
In der letzten Saison spielte Arsenal 14 Mal Unentschieden – werden aus einigen dieser dank Gyökeres' Toren und Zubimendis Stabilität Siege, könnte in Nordlondon erstmals seit 2004 eine Meisterschaft gefeiert werden.
So könnte Arsenal spielen:
Tijjani Reijnders 🇳🇱
➡️ Manchester City
Zentrales Mittelfeld, 27
Für 55 Millionen Euro von der AC Milan.
Mit dem Abgang von Kevin De Bruyne endete bei Manchester City eine Ära. Wer soll in Zukunft das Spiel dirigieren und die Zuckerpässe auf Sturmmonster Erling Haaland spielen? Ein Teil der Antwort ist Tijjani Reijnders, der aus der Serie A geholt wurde. Der 27-jährige Niederländer ist exzellent darin, die gegnerische Verteidigung zu überspielen. Zwar spielte er in der Vergangenheit nicht ansatzweise so häufig den letzten Pass vor einem Tor wie der belgische Magier, doch kann der vorletzte genauso wichtig sein. Den Ball selbst nach vorne zu bringen, gehört ebenfalls zu seinen Stärken.
Ausserdem strahlt Reijnders auch eine gewisse Torgefahr aus. In der letzten Saison traf der häufig auch im Strafraum auftauchende Mittelfeldspieler 15 Tore für die AC Milan. Für seinen neuen Klub erzielte er im Testspiel gegen Palermo seine ersten beiden Tore. Selbstverständlich wird der 23-fache Nationalspieler in der Offensive nicht denselben Einfluss nehmen können wie zuvor De Bruyne, doch muss er dennoch ein entscheidender Faktor sein, will ManCity nach der enttäuschenden letzten Saison mit Platz 3 und ohne Titel wieder etwas zu feiern haben.
So könnte Manchester City spielen:
João Pedro 🇧🇷
➡️ Chelsea
Mittelstürmer, 23
Für 63,7 Millionen Euro von Brighton & Hove Albion.
Dieser Einstand ist kaum zu übertreffen: Erst schiesst João Pedro Chelsea mit insgesamt drei Toren in Halbfinal und Final zum Titel bei der Klub-WM, dann stellt er seine Treffsicherheit auch noch mit je einem Treffer in den Testspielen gegen Leverkusen und die AC Milan unter Beweis. Ab seinem ersten Startelf-Einsatz traf er also in allen vier Spielen und insgesamt fünfmal.
Und das Verrückte beim 23-jährigen Brasilianer: Das Toreschiessen ist nicht einmal seine grösste Stärke. Der in der Offensive flexibel einsetzbare Pedro glänzt auch mit seiner Schnelligkeit, seiner Dribblingstärke und dem Passspiel. So kam er in den beiden Saisons bei Brighton nicht nur auf insgesamt 30 Tore, sondern auch zehn Assists. Darin unterscheidet sich der dreifache Nationalspieler deutlich von Nicolas Jackson, der in der letzten Saison die meisten Einsätze in Chelseas Sturmzentrum hatte. Vielmehr ist er ein ähnlicher Spielertyp wie Christopher Nkunku, der bei den Blues – auch wegen Verletzungen – aber nicht wirklich Fuss fassen konnte und den Verein noch in diesem Sommer verlassen soll.
Neben Pedro wurde in Liam Delap, für 35 Millionen Euro von Ipswich gekommen, ein weiterer Stürmer verpflichtet. Er ist mehr der typische Knipser, womit sich die beiden gut ergänzen. Gemeinsam mit Kreativkopf Cole Palmer, der in der letzten Saison mit 15 Toren und 9 Assists in der Liga bewies, kein «One-Season-Wonder» zu sein, könnten sie Chelsea zu einer der gefährlichsten Offensiven der Liga machen. Dabei sollen in Jamie Gittens von Borussia Dortmund und dem 18-jährigen Supertalent Estevão von Palmeiras zwei weitere Neuzugänge helfen.
Zwar gilt das Team von Enzo Maresca im Titelkampf eher als Aussenseiter, doch wäre die erste Meisterschaft seit 2016/17 nach den starken Leistungen an der Klub-WM keine Sensation.
So könnte Chelsea spielen:
Was passiert dahinter?
Es ist davon auszugehen, dass Überraschungsteam Nottingham Forest nicht noch einmal so weit vorne mitmischt. Zwar wurde der Abgang von Leistungsträger Anthony Elanga mit der Verpflichtung des Schweizers Dan Ndoye abgefangen, doch übertrafen die Reds ihre gemäss «Expected Goals» zu erwartende Tordifferenz um sage und schreibe über 15 Treffer. Auch für Newcastle um Fabian Schär könnte es mit dem drohenden Abgang von Alexander Isak und dem ganzen damit einhergehenden Drama schwierig werden, das Leistungsniveau zu halten.
Hingegen könnten Manchester United und Tottenham Hotspur wieder die Europacup-Plätze angreifen. Die beiden Finalisten der letztjährigen Europa League bliesen auf dem Transfermarkt zum Grossangriff. Die Red Devils verstärkten ihre Offensive mit den Stürmern Benjamin Sesko und Matheus Cunha sowie Flügelspieler Bryan Mbeumo, ausserdem soll Trainer Ruben Amorim auch im Mittelfeld zusätzliche Optionen erhalten. Die Spurs ersetzten Ange Postecoglou an der Seitenlinie durch Brentfords Erfolgscoach Thomas Frank und holten sich unter anderem Multitalent Mohammed Kudus von West Ham.
Auch Aston Villa, FA-Cup- und Supercupsieger Crystal Palace sowie dem vom Teil-Schweizer Fabian Hürzeler trainierten Brighton sind Aussenseiterchancen auf eine Platzierung unter den ersten sechs zuzurechnen.
Am anderen Ende der Tabelle kämpfen wohl vor allem die drei Aufsteiger Sunderland – trotz Verpflichtung von Nati-Captain Granit Xhaka –, Burnley mit Zeki Amdouni und Leeds mit Isaac Schmidt, wobei letztere die Premier League beide noch verlassen könnten, gegen den direkten Wiederabstieg. Auch Wolverhampton, Brentford oder West Ham scheinen aber in Gefahr. Spannung ist in Englands Oberhaus also in allen Tabellenregionen garantiert.