Im Sommer ist der FC Winterthur nach 37 Jahren wieder in die höchste Spielklasse zurückgekehrt. Auch in der Super League will der Verein für seine Werte einstehen: Toleranz, Vielfalt, Frieden, Freiheit. In neun Sprachen stellt der Klub seine Sozialcharta vor. Oberster Punkt: «Der FC Winterthur bringt Menschen aller Kulturen, Hautfarbe und sozialen Schichten zusammen.»
Um all dies zu unterstreichen plante der Aufsteiger, in einem speziellen Trikot zu spielen: Mit dem Klub-Logo über einem Regenbogen und einer kleine Regenbogenfahne auf dem Kragen. Es ist das Symbol für Diversität und Toleranz. Inspiriert wurde der FCW laut dem «Tages-Anzeiger» vom FC St.Pauli, als dessen Schweizer Ausgabe der FC Winterthur vielen gilt.
Nur: In einem Pflichtspiel kamen die Sondertrikots bisher nie zum Einsatz. Einzelne Spieler hätten dies aus persönlichen Gründen abgelehnt, schreibt die Zeitung. Rund um ein Testspiel hätten die Fussballer über den Regenbogen auf dem Trikot diskutiert.
Klubsprecher Andreas Mösli verneint allerdings, dass einzelne Spieler ein Problem damit gehabt hätten, das Symbol der Schwulen- und Lesbenbewegung zu tragen. Man habe schlicht über zu wenig Trikots verfügt, sagt Mösli im «Tages-Anzeiger»: «Weil wir die Mannschaft nicht über die Sonderaktion informiert hatten, verschenkten einzelne Spieler bereits vor Saisonbeginn ihre Trikots an Bekannte und Verwandte.»
Mösli nimmt die Spieler in Schutz, von Verweigerung könne keine Rede sein. Es sei nie zu einer Konfrontation mit der Geschäftsführung gekommen. Dieser schreibt er den Fehler zu: «Wenn jemand gepatzt hat, dann wir, nicht die Spieler.»
Dass mit der Mannschaft nicht über den Regenbogen auf dem Trikot geredet worden sei, liege an der grossen Herausforderung, die ein Aufstieg von der Challenge League in die Super League mit sich bringe. «Wir waren teilweise von all den Aufgaben überfordert und hatten gar keine Zeit, um das Thema mit der Mannschaft ausführlich zu besprechen», sagt Mösli, der in der Öffentlichkeit seit vielen Jahren als das Gesicht des FC Winterthur gilt.
Mittlerweile gibt es keine Sondertrikots mehr. Sie wurden im Fanshop verkauft – und waren angeblich in kurzer Zeit weg. Vielleicht folgt einmal eine neue Aktion. Andreas Mösli möchte dann die Spieler rechtzeitig mit ins Boot holen. Wichtig sei eine ausführliche Diskussion mit diesen. Zwingen, mit dem Regenbogen aufzulaufen, werde man indes keinen: «Damit überzeugt man niemanden, die Fronten verhärten sich eher noch.» (ram)