Die Handspiel-Regel ist aktuell eines der grössten Ärgernisse im Fussball. Zuletzt wurde sie modifiziert, mit dem Ziel, dass sie verständlicher wird. Doch weil den Refs zugleich neuerdings der Videoschiedsrichter (VAR) als zusätzliches Hilfsmittel zur Verfügung steht, wurde das Ziel der Vereinfachung wohl verfehlt. Nach wie vor ist die Konfusion gross, wenn in einem Strafraum einem Spieler der Ball an den Arm springt.
UEFA-Präsident Aleksander Ceferin fordert deshalb eine erneute Regel-Anpassung. Er hat FIFA-Präsident Gianni Infantino einen Brief geschrieben, welcher der Nachrichtenagentur AP vorliegt. Ceferin fordert insbesondere, dass Schiedsrichtern wieder erlaubt wird, zwischen absichtlichem und unabsichtlichem Handspiel entscheiden zu können.
Es sei versucht worden, mit der Regeländerung für eine klare Linie zu sorgen. Doch dabei sei es zu vielen unfairen Entscheidungen gekommen, schreibt Ceferin. «Diese wurden von der Fussballfamilie mit zunehmender Frustration aufgenommen.» Er denke, führte der 53-jährige Slowene aus, dass eine Rückkehr zur früheren Regelvariante in Betracht gezogen werden müsse.
«Der Geist des Spiels muss jederzeit gewahrt bleiben», betont UEFA-Präsident Ceferin in seinem Brief. «Es kommt recht häufig vor, dass der Ball versehentlich die Hände oder Arme von Spielern trifft. Aber der Geist der Regeln besagt eindeutig, dass diese Fälle, da sie unvermeidlich sind, nicht bestraft werden sollten, um eine übermässige Zersplitterung des Spiels zu vermeiden und sogar gefährliche Situationen zu ermöglichen, die über den Ausgang der Spiele entscheiden.»
Dass der VAR mittlerweile Standard geworden ist, sieht Ceferin bezüglich des Handspiels durchaus kritisch. «Sein Einsatz hat das Problem verschärft. Er drängt Schiedsrichter und Medien dazu, jede Situation genau zu sezieren, mit paranoiden Auswirkungen und kontroversen Ergebnissen.»
Ceferin hofft, dass sich das IFAB, das Gremium welches über die Fussballregeln entscheidet, anfangs 2021 an seiner nächsten Jahrestagung dem Problem annehmen wird. Er hofft, dass die Funktionäre dabei zugunsten des Spiels über ihren Schatten springen: «Es ist keine Schande zuzugeben, dass Entscheidungen, die in guter Absicht getroffen wurden, überprüft werden sollten, wenn sie ihr Ziel nicht erreichen.» (ram)