Ancillo Canepa rutschte auf der Spielerbank ganz tief in den Sessel und starrte auf sein Handy. Der Präsident des FC Zürich war bedient und konnte nicht glauben, wie seiner Mannschaft soeben die Felle davongeschwommen waren.
Mit einem wunderbaren Fallrückzieher hatte in der vierten Minute der Nachspielzeit Gaëtan Karlen aus sechs Metern zum 2:2 für Xamax ins Netz getroffen. Auf den Tag genau vor einem Jahr war der Walliser letztmals Torschütze gewesen.
Es scheint, als könne der FCZ einfach nicht mehr gewinnen, egal, was sie auch unternehmen. Egal, wie sehr der Spielverlauf sie eigentlich bevorteilt.
Die Partie im Letzigrund vor 9600 Zuschauern erinnerte frappant an das Auswärtsspiel des FCZ eine Woche zuvor in Sion. Nach Toren von Marco Schönbächler und Marcis Oss stand es wie im Wallis 20 Minuten vor dem Ende 1:1, als der FCZ nach einem Handspiel von Igor Djuric – wie im Wallis – einen Penalty zugesprochen erhielt.
War es im Tourbillon Benjamin Kololli gewesen, der den Ball an den Aussenpfosten gesetzt hatte, so übernahm diesmal Mimoun Mahi die Verantwortung, weil Kololli verletzt fehlte. Doch wie der Kosovare im Wallis, traf auch der marokkanische Nationalspieler nur die Torumrandung.
Damit aber nicht genug der Duplizitäten: Weil Pietro Di Nardo nach einem dämlichen Foul im Mittelfeld zum zweiten Mal in dieser Saison vom Platz gestellt worden war, durfte der FCZ wie im Wallis die Schlussphase in Überzahl bestreiten, vermochte daraus aber erneut kein Kapital zu schlagen.
Zwar traf «Chancentod» Assan Ceesay nach einer Hereingabe von Mahi 13 Minuten vor Schluss mit einem sehenswerten Volley zum 2:1, aber dann brachten es die Gastgeber wie schon im Wallis fertig, trotz aller Vorteile nicht als Sieger vom Platz zu gehen. In Sion waren sie in Überzahl vom 1:1 in die 1:3-Niederlage gelaufen, jetzt hatten sie einen 2:1-Vorsprung aus der Hand gegeben.
Vier Spiele, zwei Punkte, keinen Sieg. Grund für Trainer Ludovic Magnin zu zweifeln? Nein. «Im Grossen und Ganzen haben wir ordentlich gespielt», sagte der 40-Jährige nach dem Spiel. «Wir begehen einfach zu viele kleine Fehler und werden immer dafür bestraft. Es fehlt die letzte Überzeugung.»
Natürlich weiss auch der FCZ-Trainer, dass er und seine Mannschaft endlich mal einen Sieg brauchen, aber: «Ich probiere weiter dem Team zu zeigen, dass der Weg stimmt.» Magnin wisse auch, dass bei einer solchen Bilanz gegenüber der Öffentlichkeit die Argumente fehlen. Aber wenn er sehe, wie seine Mannschaft Fussball kämpfe und Fussball spielt, dann sei er überzeugt, dass sie bald die drei Punkte holt.
Die nächste Chance dazu hat sie bereits am Mittwoch im vorgezogenen Heimspiel der 6. Runde gegen den FC St.Gallen.
Warum Magnin auch bereits nach wenigen Sekunden/Minuten nach Anpfiff, bereits wieder an der Seitenlinie schreit, ist mir sehr schleierhaft.
Was war das, was er nicht noch in der Kabine sagen konnte?